21.04.2024, 13:33
Es dauerte zu lange. Was hätte er dafür gegeben, das Verschwinden der drei Frauen mit einer ähnlichen Gelassenheit anzugehen wie manch andere der Crew. Liam unterstellte ihnen kein fehlendes Interesse. Im Gegensatz zu ihnen wusste er nur einfach mehr. Und wenn Skadi sagte, dass sie nach einer gewissen Anzahl Tagen zurückkehrte, kehrte sie zurück. Kostete es, was es wollte. Es sei denn, es war etwas passiert. Und dieses ungute Gefühl wollte nicht mehr von ihm ablassen, seit die angekündigte Zeit vorrüber war. Es konnte unzählige Gründe dafür geben, dass die Drei noch nicht zurück waren. Jeder Grund, je harmloser desto besser, wäre ihm Recht gewesen, doch ihn beschlich zunehmend das Gefühl, dass ein alter (Un-)Bekannter seine Finger im Spiel hatte. Was auch immer es für einen Grund für ihn gab, Talin, Soula oder Skadi aufzulauern - wenn sein Bauchgefühl recht hatte und er den Geschichten glauben schenken durfte, die er gehört hatte, zählte jede Sekunde.
Jede Sekunde konnte eine zu viel sein. Ihm war schlecht. Sie hatten erst Per verloren. Sie mussten sich beeilen.
Er war Tarón unheimlich dankbar gewesen, dass er die Situation ähnlich ernst genommen hatte wie er und bereit war, die Crew mit der Suche nach ihren drei Vermissten zu beauftragen. Mochte sein, dass Liam befangen war, doch ihm hätte das Wohlergehen der verschwundenen Crewmitglieder ebenso am Herzen gelegen, wenn Skadi nicht unter ihnen gewesen wäre. Man achtete auf sich, passte auf sich auf. Was wären sie sonst mehr gewesen als ein loser Haufen ohne Zusammenhalt? Liam hatte bemerkt, dass Shanaya das Innere der Sphinx verlassen hatte, hatte aber zu viel im Kopf, um sich darum zu kümmern. Er war schweigsamer als sonst, seit sie Per verloren hatten, noch schweigsamer, seit Skadi mit den anderen beiden aufgebrochen war, auch wenn es initial keinen Grund zur Sorge gegeben hatte. Inzwischen war er erfüllt von einer für ihn untypischen Unruhe, während er den Besprechungen im Rumpf der Sphinx folgte. Er wäre auch allein aufgebrochen, wissend, dass es dumm war. Aber sie hatten keine Zeit zu verlieren.
Nachdem sie sich also darauf geeinigt hatten, sich aufzuteilen, hatte er recht schnell seine Bereitschaft ausgedrückt, sich eines der Viertel näher anzusehen. Die Auswahl war dabei mehr beiläufig und ohne konkrete Gründe erfolgt. Hauptsache, er konnte aufbrechen und musste nicht mehr untätig auf das warten, was geschehen konnte. Lola und Ceallagh erklärten sich bereit, ihn zu begleiten und schließlich brachen sie als eine der ersten Gruppen auf, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Bewaffnet mit einer Gaslaterne - und allem, was er sonst typischer Weise mit sich führte - machte er sich also auf den Weg über den Gangway und hob die Lichtquelle kurz an, um zu erkennen, wer in den Schatten des Kais lauerte. Sein Blick fing den der Dunkelhaarigen auf und erwiderte ihn mit Ernst und Drängen im Gesicht, ehe er wortlos an der Seite seiner Begleiter gen Stadt aufbrach. Sie hatten bereits genug Zeit hier verbracht, um den Weg zu ihrem Ziel zu kennen. Liam Schritt war eigenartig zielstrebig.