15.04.2024, 19:21
Vielleicht sollten sie sich allmählich überlegen, doch mal etwas Gold in neue Hängematten zu finanzieren. Nicht, dass Liam ein Problem damit hatte, jeden Tag eine andere zu flicken, aber irgendwann war der Stoff an zu vielen Stellen rau und knotig, als dass bequem noch ein passendes Attribut gewesen wäre. Der geheimnisvoll-ätzende Nebel hatte wohl auch seinen Beitrag dazu geleistet, dass die Leinen nicht mehr ganz so strapazierfähig waren wie früher. Und wenn man ehrlich war – der Schlaf auf See war ohnehin überschaubar. Da war es angebracht, das bestmögliche herauszuholen, bevor die Crew in schlechter Laune versank. Die heutige Hängematte hatte er an Deck der Sphinx in der Vormittagssonne geflickt und gerade zurück an ihren angedachten Platz gebracht, ehe er sich wieder über die Treppe nach oben begab. Was genau er mit dem angebrochenen Tag anfangen wollte, hatte er noch nicht entschieden, aber er versprach sich ein bisschen was davon, dass er seinen besten Freund eben noch an Deck gesichtet hatte. Wirklich beschäftigt hatte er nicht gewirkt.
Tatsächlich war es aber nicht Alex, der ihm zuerst ins Auge fiel, sondern Soula, das junge Mädchen, das noch nicht allzu lange mit ihnen durch die erste Welt segelte. Sie wirkte angenehm zufrieden, wie sie dastand, an die Reling gelegt und den Blick auf die gegenüberliegende Seite der Sphinx gerichtet, wo – Liams Augen weiteten sich überrascht. Schien, als hätte nicht nur er den Lockenkopf im Blick behalten. Vielleicht starrte die Jüngere aber auch nur einfach verträumt in die Leere.
„Na? Wovon träumst du?“, begrüßte er sie, die Arme locker verschränkt und ein freundliches Lächeln auf den Lippen.