21.02.2024, 16:05
Das war doch das gewesen, was er hatte hören wollen. Trotzdem wendete Alex den Blick nicht von ihrer zierlichen Gestalt ab und auch die Zufriedenheit, die er verspüren sollte, blieb irgendwie aus. Was war sie denn jetzt plötzlich so zickig? Und da wunderten sich Frauen, dass es üblich war, sie nicht mit auf See zu nehmen. So unberechenbar, wie sich ihre Launen änderten, tat man gut daran, sich nicht mit ihnen irgendwo einzusperren. Vor allem nicht über Wochen hinweg auf hoher See, wo nur der Tod einen rettete. Der Lockenkopf rümpfte verständnislos die Nase, als sie an ihm vorbeistolzierte. Na, klar, das konnte sie als adliges Prinzesschen – Stolzieren und die Nase oben tragen. Tat ihm leid, dass er sie mit seinem niederen Stand beschmutzte. Er unterdrückte ein Schmunzeln und beschloss, ihr nicht die Genugtuung zu lassen, sich um ihre Laune zu bemühen. Was auch immer ihr gerade über die Leber gelaufen war – es war nicht seine Angelegenheit. Und wer ihn dumm von der Seite anmachte, musste das Echo eben vertragen. Soula wandte sich um, als ihr Gefolge nicht direkt beifuß bereit stand. Alex schmunzelte nun doch, während er sich kurz Zeit ließ, sie zu mustern und sich schließlich in Bewegung setzte. Frauen. Man konnte nicht mit, man konnte nicht ohne sie.
Während Alex die Bücher wirklich einfach mitgenommen hätte, bestand Soula darauf, dass alles seine Richtigkeit hatte. Sie musste das nicht einmal mehr diskutieren, denn ihr zielsicheres Ansteuern des Tresens war Aussage genug. Eine Aussage, die Alex – in Anbetracht ihrer Laune – nicht einmal zu kritisieren wagte, sondern brav hinterher trottete, wie sie es von Kieran vermutlich gewohnt war. Er hielt sich zurück, doch weil sie mit Sicherheit noch immer zickig war, behielt er das anerkennende Kopfnicken für sich, als sie die Bibliothek verließen und zurück auf die Straße traten. Im Vergleich zum kühlen Gemäuer war es draußen im ersten Moment unangenehm warm und hell. Der Lockenkopf blinzelte einige Male, bis sich seine Augen an die Helligkeit des Tages gewohnt hatten.„So. Danke dafür.“, war er sich nicht zu schade und wandte sich Soula zu. Wenn er ihre Laune weiterhin einfach überspielte, würde ihr das Prinzessin-Dasein schon zu blöd werden. „Als Gegenleistung hatte ich dir was zu essen versprochen. Und weil ich dir wirklich sehr dankbar bin, darfst du dir sogar aussuchen, was.“Er grinste scherzhaft.