19.10.2023, 11:47
Möglichst unauffällig hatten sie sich den Menschen angeschlossen, die vermutlich in die Richtung dieses Hunderennens unterwegs waren. Es war mehr Zufall, dass es sie in die gleiche Richtung lotste, sorgte aber gleichzeitig auch dafür, dass ihr Vorhaben fast automatisch verschleiert wurde. Hier und da wurden sie von enthusiastischen Hunderennen-Fans angerempelt, die es schlichtweg eiliger hatten als sie, weshalb Alex irgendwann in einer völlig beiläufigen Bewegung seine Position nach außen verlagert hatte, um zumindest auf einer Seite als Prellbock zu fungieren.
Irgendwann waren sie an einem Brunnen angekommen, an dem sich der Weg gabelte. Statt in Richtung der Rennstrecke ausgerichtet zu sein, wiesen die kunstvoll dargestellten Figuren in die entgegengesetzte Richtung – ein Pfad schlängelte sich dort den Hügel hinauf und Teile eines Giebels, die sich hinter den Baumkronen versteckten, ließen erahnen, dass sich dort wohl ihr Ziel befand. Alex begutachtete den Brunnen einen kurzen Moment, damit sie vier nicht allzu auffällig wirkten, weil sie nicht zielgerichtet den Weg zum Rennen einschlugen. Er konnte dem Stück nicht wirklich etwas abgewinnen. Der Hirsch war kunstvoll und detailliert, aber trotzdem nichts, was er sich unbedingt in den Garten stellen würde. Davon ab war er auch kein Mensch, der diesem Brunnen angesehen hätte, was der Künstler damit hatte sagen wollen – das war Liams Bier und definitiv eines der Themen, bei dem er regelmäßig diesen ehrlichen ‚ich höre dir zu, weil ich dich gern habe, aber es interessiert mich kein bisschen‘-Blick von Alex erntete. Hier erwartete er am ehesten, dass Ceallagh sich einen dieser Blicke verdienen würde, doch sie zogen recht schnell weiter und bogen ab Richtung Pfad, wo sie bald schon von den Blicken neugieriger verdeckt waren. Ihr Weg endete allerdings auch recht schnell, als ihnen ein altes, mit Rost verziertes Tor eben diesen versperrte.Es war offensichtlich, dass sich lange niemand mehr darum gekümmert hatte. Ein Schlüssel zierte das Metall als großes Wappen, als wäre es etwas gewesen, was man mit der Familie in Verbindung gebracht hatte, die einst dieses Herrenhaus erbaut hatte. Es war matt und so zerkratzt, wie es Wind und Wetter nicht konnten.„Entweder hier hagelt es regelmäßig, oder irgendjemand hatte eine Fehde mit diesem Wappen.“, bemerkte Alex mit einem Seitenblick zu seinen drei Komplizen. „Diese Kratzer sind nicht einfach so entstanden. Das sind mehr als Gebrauchsspuren.“Er war zwar Schreiner, aber er hatte gelernt, mit Materialien umzugehen. Er kannte Metalle und hatte oft genug damit gearbeitet, um zu wissen, was natürlich war und was – auch nach all der Zeit – eben nicht. Kurzerhand rüttelte er einmal am Tor, um zu sehen, ob es nicht vielleicht doch aufging. Vergeblich.„Du passt da nicht durch, oder?“ Alex musterte Lola einen kurzen Moment, die mit Abstand die Zierlichste von ihnen war. Dann ließ er den Blick kurz über die Umgebung schweifen. „Naja, dich bekommen wir hier auch noch drübergehoben.“