18.08.2023, 23:27
Wirklich versprechen tat sich Ceallagh nichts von der Aktion. Durchaus ließ er sich überraschen, doch allem woran war das hier eine willkommene Ablenkung vom Alltag. Eine Möglichkeit den „besonderen“ Teil dieser Insel auf eine Weise kennenzulernen, die unverfänglich genug war, um keine Fragen aufzuwerfen. Die vielleicht für schmunzelnde Gesichter sorgte, weil sie wie aufgescheuchte Hühner einem Schatz hinterher jagten, während der Rest der Insel auf das „Hunderennen“ hin fieberte. Doch keinesfalls für skeptische Blicke und Anfeindungen. Erst Recht nicht, wenn Shanaya es war, die durch die Ladentür voraus schritt und dabei den typischen Blick aufsetzte, den sie immer dann hatte, wenn etwas zu 1000 Prozent ihre Aufmerksamkeit genoss. In gewisser Weise hatte sie gerade etwas von Luciens innbrünstiger, stoischer Natur. Was so einiges erklärte.
Mit einem breiten Schmunzeln trat er irgendwann hinter Soula in den Laden, schälte sich an den Tischen und Regalen vorbei und ließ seinen Blick nie lang genug auf irgendeiner der Auslagen. Lauschte hier und da den Gesprächen, stand irgendwo zwischen Kräutern und Holzfigürchen und beäugte eine sehr ramponierte Ausgabe eines Kindermärchens, dessen Ledereinband förmlich zwischen seinen Fingern zerfiel. Was für eine Schande. Hoffentlich steuern wird bald bessere Orte hierfür an. Gerade hob er das Schriftstück einige Zentimeter näher an sein Gesicht heran, als irgendetwas unangenehm in seinem Nacken juckte. Mit erhobener Augenbraue wandte sich Ceallagh herum und erblickte knapp auf der gegenüberliegenden Seite, quer über die kleine Auslage von Fläschchen, gebundenen Notizbüchern und Kräutern hinweg den dunklen Lockenkopf, der wohl feixend mit einer der Figuren hantierte. Lolas Blick nach zu urteilen traf der Holzwurm so gar nicht ihren Humor – sie wirkte vielmehr als verstünde sie nicht einmal, was er zu sagen versuchte. Etwas das Ceallagh durchaus belustigte. Hach.. wie seltsam, wo er sich doch pausenlos mit Spitzfindigkeiten und halbseidenen Anspielungen schmückte.
Doch etwas weitaus interessanteres fiel dem Schmuggler schlagartig ins Auge, während er den Ausführungen am Tresen lauschte und den Blick ignorierte, den Alex – ertappt oder nicht, das ließ sich aus dem Augenwinkel kaum erkennen – ihm plötzlich zuwarf. Zwei Armlängen neben dem jungen Gespann, augenscheinlich vollkommen in ein Buch vertieft, stand eine weitere Gestalt, die neben dem Paar am Tresen, dessen Waren die alte Frau gerade lauthals berechnete, mit ihnen in den Laden getreten war. Doch es war weder die Art wie die Person dreinsah, noch die Haltung, die den Schmuggler störte. Sondern der leere Blick auf das Buch, das auf dem Kopf stehend zwischen seinen Fingern steckte. Wurden sie etwa belauscht?