12.02.2023, 22:55
Ein weiteres Mal stellte Peregryne sich ihr nicht in den Weg, als sie sich an ihm vorbei auf machte, um zu verschwinden. Mit gedämpften Schritten gingen sie nebeneinander her und Soula suchte fieberhaft nach einer Lösung, wie sie aus diesem Schlamassel entkommen konnte. Im Grunde war sie mit Verbrechern unterwegs, vielleicht war es auch gar kein offizielles Schlamassel. Für Soula war es trotzdem eine schwierige Angelegenheit, da es eine Zeit gab, in der sie sich niemals so gesehen hatte, in der sie niemals erwartet hätte, dass sie mal zu den Kriminellen der Gesellschaft gehören würde. Soula wollte das ein Stück weit vielleicht auch gar nicht vor sich selber zugeben und so lange sie niemand mit Worten konfrontieren konnte, war das ihr eigenes Denken gewesen, das sie immer wieder beiseite geschoben hatte. Wenn jetzt jemand etwas von ihren Machenschaften wusste, konnte man sie kritisieren, ihr Handeln infrage stellen. Das war alles etwas, was Soula gerne verborgen hätte. Sie wollte sich vor niemandem rechtfertigen müssen. Nicht vor Kieran, nicht vor dem Captain, nicht vor Peregryne. Sie rechtfertigte ihr Handeln schon vor sich selbst. Einerseits war es der Nervenkitzel, die Herausforderung, die Aufregung, die sie weitertrieben. Das, was sie brauchte, was ihr auch sehr vertraut war. Auf der anderen Seite wusste sie aber auch, dass es falsch war.
Überraschung! Peregryne ließ sich gar nicht auf Soulas Frage-Antwort-Spielchen ein. Damit hätte sie ehrlich gesagt nicht gerechnet, was nur zeigte, wie wenig sie ihn kannte. Alex hätte Soula mit dieser Masche sicher auch nicht austricksen können, aber ihn kannte Soula wenigstens ein bisschen und trotzdem hätte sie es bei ihm probiert. Man wusste schließlich nie!
Für einige Momente lag ihr Blick auf Peregryne. Abwägend, was sie ihm antworten sollte. Im Grunde ging es ihr gar nicht darum, was oder ob sie etwas gestohlen hatte. Ihr ging es lediglich darum, dass er sie erwischt hatte. Seine Frage ließ aber darauf deuten, dass er Soulas Gedanken dazu gar nicht lesen konnte.
„Ich habe nichts Bestimmtes gesucht“, antwortete sie ruhig und auch wahrheitsgemäß. „Ich wollte meine Fähigkeiten ausbauen, erweitern, vertiefen.“ War nur seine Entscheidung, ob er ihr das glaubte oder welche Fähigkeiten sie damit genau meinte. Wenn sie nun das Frage-Antwort-Spiel so spielten, wie er es wollte, dann war er dran, ihre zuvor gestellte Frage zu beantworten.