23.07.2016, 21:57
Er verfolgte, wie die Hupfdohle unter Deck und damit außer Sicht verschwand, wandte sich um und hielt direkt wieder Ausschau nach dem Schiff, dessen Umriss sich stärker aus der Ferne herausschälte und ihnen nacheiferte. Obwohl er keine Angst hatte, merkte er doch, wie sein Herz kurz schneller zu pochen begann. Entgegen aller romantischen Vorstellungen war das Leben an Bord oft eintönig. Obwohl sie eine kleine Mannschaft waren und die Sphinx noch gut aufgerüstet und gerichtet werden wollte, hatte Greo Sorge davor, zu lange rumzusitzen und auf den vergleichsweise wenigen Quadratmetern zu Untätigkeit gezwungen zu sein.
Zwar war er auch nicht sonderlich scharf darauf, dass ihm jemand die Hölle unterm Hintern heiß machte, aber die Aufregung einer Begegnung welcher Art auch immer versprach fast eine willkommene Abwechslung. Und das, nachdem sie erst vor so kurzem in See gestochen waren.
Der Gedanke überraschte ihn selbst. Vielleicht war er einfach nur zu lange auf dieser vermaledeiten Insel gewesen und hatte zu lange in diesem dummen Ausguck gesessen, um diese mysteriöse Verfolgung weniger als Bedrohung, denn als Unterhaltung zu betrachten.
Bevor ihm diese seltsame Gemütsregung mulmig werden konnte, zwang er seine Konzentration zurück auf die weißen Segel in der Ferne.
Wie lang es wohl dauerte, bis sie -…
Etwas irritiert drehte Greo den Kopf. War da nicht ein Geräusch gewesen? Er schob sich über den Rand des Krähennests und linste zwischen die Takelage hinab aufs Schiff. Shanaya konnte das doch nicht gewesen sein: weder sie noch Talin, welche sie benachrichtigen sollte, waren zu entdecken. Dafür geriet der Katzenflüsterer in sein Blickfeld (wie hieß der noch gleich?). Wie schon auch bei der Hupfdohle hielt er sich die Hand an die Ohrmuschel und schüttelte bedauernd den Kopf, als er merkte, wie sich der Mund des anderen Seemanns bewegte. Er hörte nur abgehackte Silben.
„Kann nicht wirklich verstehen. Wind zu stark. Wo ist Talin?“
Er bemühte sich um klare, laute Aussprache, aber wer wusste schon, ob der Wind bereit war, dem Katzenjungen die Worte zuzutragen.
„Keine Personen genau zu erkennen. Keine Fahnen.“
[Krähennest, ruft zu Liam]