25.11.2022, 23:09
Lucien gab, ganz zu seinem Glück, keine Widerworte. So nah, wie sie ihm gekommen war, wäre es andernfalls kein Problem gewesen, ihn auf andere Art zum Schweigen zu bringen, als ihm durch auf die Lippen zu tippen. Immerhin erreichte nun auch ein sachtes Lächeln die Lippen des Mannes, was Shanaya zufrieden nicken ließ. Auch, wenn sie seine Gedanken dazu sicher nicht hatte verstummen lassen, immerhin sprach er so einen Müll nicht wieder direkt aus. Er hatte das verdient, mehr als jeder andere auf diesem Schiff. Das konnte er sehen, wie er wollte. Er stimmte ihren Worten zu, entlockte ihr damit ebenfalls ein Lachen und ein geschlagen gegebenes Nicken.
„Ich glaube, ich bin ihm danach auf dem Markt begegnet… und er ist schnell in eine Seitengasse verschwunden.“
Die meisten Kunden waren wahrscheinlich nicht so perfektionistisch veranlagt wie sie… und sie war noch einmal ein ganz eigener Fall für sich. Vor allem, wenn es um ein so wertvolles Geschenk ging. Und dabei ging es ihr nicht einmal um das Gold, das sie dafür ausgegeben hatte. Selbst für sie, wo die Waffe nie für sie selbst gedacht war, hatte sie einen emotionalen Wert. Ihr eigener Degen war ihr nichts wert, ersetzbar. Nicht so wie zum Beispiel ihr Kompass.
Mit einem weiteren Blick auf Luciens Züge nahm sie das Tuch entgegen, legte die Hände hinter ihrem Rücken wieder ineinander und erwiderte das Lächeln des Mannes, unwissend froh darüber, dass sie seine Gedanken in diesem Moment doch nicht lesen konnte… sie hätte nicht gewusst, wie sie reagieren sollte. Dabei war diese Klinge wirklich nur Ausdruck ihrer Dankbarkeit. Für den Beistand, den sie in diesen Moment von ihm erfahren hatte. Für die Sorge, die er ihr entgegen brachte. Für ein Vertrauen, das sie zuvor niemand anderem gegenüber empfunden hatte. Zumindest nicht auf diese Weise.
Mit Zufriedenheit im Blick betrachtete Shanaya wie ihr Captain den Knauf umfasste, die Klinge genau betrachtete. Während ihr Herz noch immer aufgeregt hüpfte, sie gegen die Unruhe kämpfen ließ, die sie ausfüllen wollte. Luciens Worte lenkten sie wenigstens ein wenig ab. Sie blinzelte und grinste dann breit, die Arme wieder ausgebreitet.
„Jederzeit bereit! Und dann werde ich es dir ganz sicher nicht so einfach machen, du kleiner Betrüger.“
Wieder grinste die Schwarzhaarige ihm sanft entgegen, mit gut gelauntem Spott in der Stimme. Daran würde sich nichts ändern. Er würde in solchen Kämpfen weiter betrügen, das war eine Tatsache!