21.11.2022, 19:48
Sie neigte den Kopf von einer Richtung in die andere, unschlüssig, wie ihre Worte bei der Dunkelhaarigen ankamen. Jede Regung des Gesichts, jede noch so kleine Geste analysierte Talin, aber sie wurde nicht schlau aus ihnen. Verstand Shanaya, worauf sie hinaus wollte? Wie deutlich musste sie werden, wenn sie nicht besonders wortgewandt darin war, ihre Sorge, um jemand anderen als Lucien oder sich selbst auszudrücken. Zum Haareraufen das Ganze. Und das Mädchen war nicht viel besser, in dem sie einfach immer und immer wieder das Gleiche sagte: ‚Es war nichts Ernstes und sie waren sich einig.‘ Selbst wenn es nichts Ernstes war, man konnte doch trotzdem verletzte werden! Oder war die Jüngere aus Stein? Fühlte überhaupt nichts? Wie überaus frustrierend.
Sie stieß einen Seufzer aus, bevor sie das Lächeln der anderen erwiderte, ihre Frustration und auch Irritation nicht zeigte. Angst Lucien zu verlieren? Hatte sie das nicht schon längst?
„Ich versuche, weder dir noch mir einzureden, dass du etwas für ihn empfindest. Das ich dich frage - oder meinetwegen auch unerstelle, wenn dir das lieber ist - liegt es nur daran, dass ich sicher gehen will, dass du emotional nicht zu sehr an ihm hängst.“
Das klang furchtbar. Genau das war es doch, was man von einer Freundin hören wollte, oder?
„Ich habe keine Angst, du könntest mir ‚Lucien wegnehmen‘. Was er tut, liegt ganz allein bei ihm. Ich habe nur Angst, dass er dich verletzt.“ Denn letztlich wusste sie, wohin Luciens Weg ihn immer führte. Seine Worte, nicht ihre. „Egal, wie emotional gebunden oder nicht gebunden du an ihn bist und er an dich...ich mache mir Sorgen. Das ist alles.“