16.11.2022, 19:57
Dankbar neigte Talin den Kopf, während sie Shanaya noch einmal ein Lächeln schenkte. Sie war es wirklich, also dankbar. Selten hatte ihr jemand angeboten, ihr Herz - und vor allem ihren Kopf - auszuschütten und noch seltener, hatte sich wirklich jemand dafür interessiert. Zumindest war es das, was Talin von den Menschen um sich herum wahrnahm. Auf die Frage: ‚Wie geht es dir?‘ hatte sie schnell gelernt, nur zu lächeln und die Frage zurückzugeben. Die alten Damen beschwerten sich gerne über ihre Wehwechen, auch bei dem merkwürdigen Mädchen der Dravean.
Talin schüttelte innerlich den Kopf, vertrieb die Gedanken, die drohten, sie wieder in eine Zeit zu ziehen, in der sie nicht mehr lebte und es auch gar nicht wollte. Stattdessen sah sie wieder zu Shanaya und lachte schließlich schallend auf.
„Wir können auch über etwas anderes reden, wenn dir das lieber ist? Früher oder später schaffen wir es vielleicht offen, über unsere Probleme zu sprechen.“
Vielleicht sollte sie geduldiger sein, vielleicht einfach warten und die Dunkelhaarige sagte doch, was ihr durch den Kopf ging, aber sie drehten sich jetzt schon die ganze Zeit um einander, versuchten, nicht über das zu reden, was sie belastete. Nachdenklich tippte sie sich ans Kinn, bevor ihre Gesichtszüge sich wieder erhellten. Auch wenn es eine offensichtliche Ablenkung war.
„Hast du in letzter Zeit irgendetwas Spannendes erlebt? Ich wurde zum Beispiel von riesigen Vögeln angegriffen, bin in einem seltsamen Nebel gelandet und schließlich auf ein Wrack aufgelaufen, was gut zu einem Sklavenschiff gehören könnte – dem Namen nach – aber mein Bruder – zufälligerweise ebenfalls Captain – redet nicht mit mir, weshalb ich ihm meine Vermutung nicht verraten kann. Jetzt du.“