01.09.2022, 19:44
Talin sagte auf ihren kleinen Bericht hin nichts mehr, dafür folgte Shanaya ihrem Blick zu den zwei Kindern, die sie mit flehentlichem Blick betrachteten. Die junge Frau kannte diesen Ausdruck – und er ließ sie vollkommen kalt. Sie war keine gute Samariterin, die irgendwelchen fremden Kindern etwas schenkte – außerdem musste sie ihre verhungernde Freundin schon einladen. Da blieb ja kaum noch etwas für sie übrig! Auf besagte, blonde Frau richteten sich also ihre Augen, als sie ihre Wünsche aussprach. Ihre Hand wurde frei gegeben, dafür trat Talin noch ein wenig näher. Shanaya konnte deutlich besser damit leben als zu Beginn ihrer gemeinsamen Reise, trotzdem zuckte ein kurzer Schauer durch ihren Körper, den sie jedoch weg atmete. Schließlich schnaufte sie, bestellte ihrerseits zwei von den Törtchen und eine Maus, bezahlte ohne Murren und nahm ihren Teil der Bestellung entgegen. Talin gab ihr auch nicht viel mehr Zeit, dort auszuharren, packte wieder ihre Hand (noch einmal ohne Widerstand) und führte sie von dem Stand und den begierig schauenden Kindern fort.
Hin zu einer ruhigen Ecke, fern von dem Gewusel auf dem Marktplatz. Ein Ort, um sich ruhiger zu unterhalten, worüber auch immer. Talin lehnte sich gegen die Hauswand, Shanaya wandte sich zu einer der vielen kleinen Kisten, die hier aufgestellt waren. Rücklings zog sich sich hinauf, winkelte die Beine zu einem Schneidersitz an, ehe sie das erste Törtchen aus seiner Papierverpackung befreite. Über die Worte ihrer Freundin schmunzelnd biss sie ein kleines Stück des Küchleins ab. Eine rote Füllung, vielleicht Kirsche?
„Wieso hast du das gebraucht? Irgendetwas, was dich belastet, was nur etwas Süßes wieder gutmachen kann?“
Ehrliches Interesse lag in der Stimme der Schwarzhaarigen, ehe sie ihren zweiten Bisschen nahm und genüsslich darauf herum kaute. Talin hatte wirklich eine gute Nase bewiesen. Sie lächelte ehrlich auf die Frage der anderen Frau hin. Sie sagte die Wahrheit, auch wenn dieses kleine, leise Stechen in ihrem Inneren sie von dem Gegenteil überzeugen wollte.
„Ich kann nicht klagen. Aber...“ Shanaya hielt den angebissenen Kuchen etwas in die Höhe, lächelte dabei triumphierend. „… bei so einem Angebot sage ich doch nicht nein.“ Die Schwarzhaarige ließ ihren Arm wieder etwas sinken, nun lag eine ruhige Frage in ihren blauen Augen. „Aber wieso glaubst du, ich hätte auch etwas Süßes nötig?“