01.06.2022, 16:50
„Naja, schwarze Magie und Dämonenbeschwörung findest du auch nicht direkt in einer Bibliothek. Zumindest nicht für jeden zugänglich. Das sind Dinge, die den meisten Menschen Angst machen und womit sich nicht beschäftigt werden soll. Hexenverbrennung ist nicht umsonst mancherorts ein größeres Thema. Wenn du also wirklich nach dunklen Künsten suchst, dann müssen wir vielleicht jemanden finden, der das anwendet. Das kommt ganz darauf an, wie tief du graben möchtest. Manche Kräuterhexen behaupten aber auch, dass sie Tränke haben oder herstellen können, mit denen sich das Bewusstsein verändern lässt, ähnlich wie du es beschrieben hast. Vielleicht finden wir dazu auch etwas in der Bibliothek, das kann gut sein. Aber sobald es eine düsterere Richtung einschlägt, sind die Quellen rar und wenn du noch tiefer gehen willst auch gefährlich.“
Aber was bedeutete schon Gefahr für einen Piraten? In erster Linie nicht sehr viel, sobald es allerdings doch etwas mit höheren Mächten zu tun hatte, würden Waffen und Manneskraft nicht mehr ausreichen. Soula glaubte nicht an Magie, wollte auch einfach nicht dran glauben. Sie glaubte an das, was sie sehen und erleben konnte. Etwas Unsichtbares, etwa wie Geister, das gab es in ihrer Welt nicht. Es war nochmal ein Unterschied, ob sie sich mit dem Wissen und wo es eventuell zu finden war, auskannte, oder ob sie daran glaubte. Legenden und Irrtümer gab es schließlich überall und so etwas wie höhere Mächte oder Magie war für sie eher ein Irrtum! Wenn Alex sich aber damit beschäftigen wollte, dann würde sie ihn so weit unterstützen, wie es ihr möglich war. Allerdings würde er sich auch ihre Meinung dazu anhören müssen, egal, ob er sie hören wollte oder nicht.
„Meinst du nicht, dass das auch einfach ehrliche Zuneigung sein kann? Das ist schließlich auch manchmal unverständlich für Außenstehende.“
So eine Meinung zum Beispiel.
Ihr Blick lag für einen Moment länger auf Alex, da er Kieran als ‚ihren Freund‘ betitelte. Kein negativer Nachgeschmack, keine unangemessene Bemerkung. Immerhin so weit hatte er gelernt, dass er sich seine schnippischen Bemerkungen in Bezug auf ihren Begleiter sparte.
„Schwer beschäftigt. Habe bei Besorgungen für das Schiff geholfen und was sonst noch nötig war, um eine eventuelle schnellere Flucht zu ermöglichen, falls man uns hier nicht lange haben möchte.“
Aber das änderte sich nun und Soula würde die Stadt noch zu lieben lernen, da sie groß genug war und zwielichtige Gestalten, zu denen sie nun zählte, gut beherbergen konnte. Als Alex meinte, dass sie sich an seine Gesellschaft gewöhnen könnte, lächelte Soula.
„Wäre das so schlimm?“, fragte sie offen und ihr Lächeln wurde noch ein bisschen breiter.
Soula konnte sich definitiv schlimmere Gesellschaften vorstellen, da war die von Alex ihr wirklich lieb und wenn sie ehrlich war, wusste sie es inzwischen sehr zu schätzen, wenn er in ihrer Nähe war. Sie fühlte sich nicht unwohl, nicht negativ beeinflusst oder in eine Schublade gesteckt. Obwohl… dass er sie für ein ‚Prinzesschen‘ hielt, war vielleicht doch ein Vorurteil. Aber eines, was Soula sogar eher amüsierte. Dass er direkt zusagte und sie in Zukunft begleiten wollte, fiel ihr positiv auf und sie würde sich an diese Abmachung erinnern, allerdings legte sie auch nicht zu viel in diese Worte.
Ein helles Auflachen war als nächstes von ihr zu hören: „Pass bloß auf, dass ich dich nicht zum Weinen bringe!“
Sie war nicht so nah am Wasser gebaut, wie er wohl gerade vermutete. Allerdings legte er so viel Humor in diese Worte, dass Alex wohl nicht daran glaubte, was eine Kräuterhexe ihm vielleicht erzählen würde. Wonach wollte er dann suchen? Soula schob die doch recht massive Tür zur Bibliothek von Ritu auf. Durch das Gemäuer war der erste Bereich, durch den sie traten recht dunkel und auch kühl. Man konnte deutlich sehen, dass ein Kälteschauer über Soulas Haut fuhr, da es draußen doch recht warm gewesen war. Sicher würde sie sich mit fortschreitender Zeit daran gewöhnen.