14.07.2016, 11:41
Den Morgen hatte er damit verbracht, die Vorräte durchzusehen und sich einen Plan zu machen, wie man noch irgendwie Abwechslung in den Proviant bringen konnte. Die Hühner waren tatsächlich eine Erleichterung und die Eier eine Ressource, die sie wohl alle nicht missen wollten. Jetzt hatte er endlich Zeit, etwas an seinem Werk weiterzuarbeiten. An die Reling gelehnt saß er an Deck und machte ein paar Skizzen. Gedankenverloren und gleichzeitig voll auf das konzentriert, was er am Zeichnen war. Unter seinem Fuß klemmten ein paar Zettel, auf denen man Motive erkennen konnte. Mal Sineca, wie sie eingerollt schlief oder über die Reling balancierte, mal eines der Crewmitglieder oder Teile des Schiffes. Auf einem waren auch Ansätze von Delfinen zu erkennen, die sie eine kurze Zeit begleitet hatten. Von dem Tumult, der plötzlich losging, bekam er erst einmal nichts mit. Am Rande hatte er Shanaya bemerkt, die Dinge über das Deck Richtung Lager transportierte, allerdings nicht aufgesehen. Als Greo von oben rief, hörte er zwar seine Stimme, verstand aber kein Wort, weshalb er auch da schnell den Blick wieder senkte. Bestimmt war es nur für Shanaya bestimmt gewesen, die nun mit ähnlicher Anstrengung zurückbrüllte. Liam zog noch ein paar Linien, ehe er seufzte und abermals aufsah. Greo schien dort oben irgendetwas entdeckt zu haben – jedenfalls deutete er so seine Suche mit dem Fernglas. Er selbst legte nun den Stift zur Seite (oder klemmte ihn eher zu den restlichen Skizzen unter seinem Schuh), ehe er sich halbherzig aufrichtete, um selbst einen Blick in die angezeigte Richtung zu werfen.
Ein Schiff. Ein Schiff, dass ziemlich offensichtlich auf die Kurs nahm. Doch ehe sich der Mann aufrichtete, schob er all das, was er bisher unter seinem Fuß gelagert hatte, unter den schlafenden Körper der Ginsterkatze an seiner Seite. Sineca zuckte unbegeistert mit einem Ohr, machte aber keine Anstalten aufzustehen. Liam hingegen richtete sich nun auf, klopfte sich kurz den Staub aus den Kleidern und warf abermals einen Blick in die Richtung ihres Verfolgers. Im Gegensatz zu den anderen war er noch ziemlich entspannt – immerhin mussten sie sie erst einmal einholen. Auch der Überraschungsmoment war längst flöten gegangen. Shanaya war verschwunden, wie er feststellte, als er sich wieder dem eigenen Schiff zuwandte, aber er ahnte schon, wohin sie gegangen war.
„Wirklich näher kommen sie nicht, huw?“, rief er letztlich nach oben, als er sich in die Richtung Krähennest begeben hatte. Er hatte gerade kein Fernglas zur Hand, aber inzwischen war etwas an Zeit vergangen, sodass Greo durchaus sicher schon erkennen konnte, ob sie sich beunruhigend schnell nährten oder eher Probleme hatten, Schritt zu halten. „Kannst du was an Deck erkennen?“
Blieb nur abzuwarten, ob der Hüne ihn da oben überhaupt verstand.