28.04.2022, 20:08
Manchmal dachte Shanaya darüber nach, was für ein Ekelpaket sie war. Wenn sie irgendwelche Menschen provozierte, ihre Schwächen nutzte. Und sich vor allem an dem Unbehagen ihres Gegenübers festbiss. Am Ende des Tages dachte sie jedoch viel mehr an all ihre noch besseren Eigenschaften, an ihren Charme und an ihren unüberbietbaren Charakter. Auch, wenn es viele Menschen gab, die darüber nur abfällig gelacht hätten. Es konnte eben nicht jeder mit einem Charakter wie ihr umgehen – und wer das nicht konnte, stempelte sie eben ab. Das war schon immer so gewesen, und da Shanaya nicht vor hatte, an sich etwas zu ändern, würde ihre Umwelt diesen Schritt wohl auch nicht gehen.
Cassy war die Leidtragende in diesem Moment, deren Schwäche Shanaya erkannt und zum eigenen Entertainment genutzt hatte. Sie hatte sich dieses Treffen wohl nach dieser ungewollten Nähe etwas anders vorgestellt, zumindest wirkte sie jetzt alles andere als glücklich. Sie startete also mit einem simplen Wort einen erneuten Versuch, die Schwarzhaarige los zu werden. Sie machte ihre Abneigung der Situation gegenüber so deutlich – aber Shanaya amüsierte das mehr als alles andere. Aber ihre Stimme hatte ein wenig an Stärke gewonnen, und auch, wenn das Shanaya nicht wirklich überzeugte oder beeindruckte… immerhin fiel es ihr auf. Auch ihre nächsten Worte änderten nichts daran. Sie blieb weiterhin so furchtbar höflich, verneinte aber alle Angeboten von Shanayas Seite. Und schließlich bekam die Blonde, was sie wollte.
Shanaya hatte gerade die Bänder ihrer Corsage geöffnet, setzte dann, nachdem Cassy geendet hatte, jedoch eine schwer getroffene Miene auf. Sie hatte nie vorgehabt, die andere Frau näher an sich heran zu lassen, aber der Spaß war es ihr definitiv wert gewesen. Trotzdem gab sie ein leises Schluchzen von sich. Ein trauriger Blick.
„Na gut, dann muss ich mir jemand anderes suchen.“
Einen Moment lang blickte die junge Frau Cassy noch an, drehte sich dann langsam um, um ihren dramatischen Abgang noch ein wenig zu untermalen. Mit einem leicht schlurfenden Gang bewegte sie sich auf den Eingang des Badehauses zu. In dem Moment jedoch, in dem sie der Blonden der Rücken zu gewandt hatte, legte sich ein hoch amüsiertes Grinsen auf die Lippen der Schwarzhaarigen. Nach dieser kurzen Ablenkung brauchte sie unbedingt ein ausgiebiges Bad inmitten von unzähligen, verführenden Düften, die die Luft um sie herum erfüllten.