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All for one
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
#3
Rúnar fühlte den Wind von Sprosse zu Sprosse stärker werden. Er zerrte an seinem Hemd und an seinen Haaren. Bis auf dieses deutliche Anzeichen, dass sich der sichere Boden immer weiter von ihm entfernte, konnte er die restlichen beiseite schieben. Stattdessen konzentrierte er sich auf Liams sichere Tritte über ihm und starrte auf die Holzmaserung im Mast, den sie entlang emporkletterten.

Als er Liams Schritte nun nicht mehr hörte, sah er kurz nach oben und stellte fest, dass der andere schon oben im Ausguck war -- und Rúnar eine helfende Hand entgegenstreckte. Rúnar nahm diese an und hatte so etwas mehr Schwung für den letzten Schritt von der Spross auf die kleine Plattform. (Es war kaum mehr ein richtiges Krähennest. Die Vögel hatten einige Teile der Balustrade herausgerissen.) Allerdings ... vielleicht war es ihm nur so vorgekommen, aber er glaubte gespürt zu haben, wie Liams Arm gezittert hatte, als dieser Rúnar hochgezogen hatte. Und auch jetzt, wenn er ihn sich so ansah: Der andere kam ihm auf eine kränkliche Art blass vor und auch seine Stimme klang nicht ganz so klar, wie er es gewohnt war.

Trotzdem gab Rúnar ihm ein zuversichtliches Nicken -- ein Lächeln, das er sich abringen konnte, während er versuchte, nicht darüber nachzudenken, was passierte, wenn sie es nicht schafften, den Vogel abzuwehren. Wenn sie--

War das eben ein Schatten gewesen?

Rúnars Blick war nach oben gezuckt. Er biss sich fest auf die Unterlippe.

Nicht der Angst nachgeben.

Nicht der Angst nachgeben.

Sein Atem beschleunigte sich, begann zu zittern, als er aus dem Augenwinkel sah wie der Vogel eindrehte, um wieder zu ihnen zurückzugleiten.

Liam richtete den Apparat aus -- seine Hände waren noch immer ruhiger als Rúnars, während Rúnar mit fahrigen Fingern die Lampe anzündete. Ein gleisender, gebündelter Strahl schoss heraus und Rúnar sah für einen Moment nur Liams konzentriertes Gesicht, dann höre er hinter sich einen derartigen Aufschrei des Vogels, dass seine Hände kurz zu seinen Ohren schnellten (er sie jedoch auf halben Weg wieder sinken ließ).

Sie hatten es geschafft?

Rúnar drehte sich um -- sah die Schwanzfedern des Tieres in der blauen Atmosphäre verblassen -- sah zurück zu Liam. "Wir haben es geschafft!", wiederholte er und ein triumphierendes Lachen folgte. Er hatte den Impuls Liam in die Arme zu schließen, aber er tat es nicht und drehte sich stattdessen nochmal um, den Vögeln hinterherzusehen. Sie hatten es wirklich geschafft.

Doch als Rúnar sich wieder zurück zu Liam drehte, verschwand das kurzweilig gute Gefühl. "Liam--" Weiter kam er nicht. Der andere sackte zu Boden, die improvisierten Lampe fiel zeitgleich -- Rúnar streckte die Arme aus um Liam aufzufangen, aber er bekam ihn gerade nur so halblebig zu fassen, dass zumindest sein Kopf nicht auf den Boden knallte.

Trotzdem: Es riss ihn bei einem Krachen und Splittern, das vom Deck kam und Liams Schultern glitten aus seinem Griff.

Dann trug der Wind auch noch Skadis Rufe zu ihnen nach oben.

Rúnars Geist brauchte einige Momente, um sich überhaupt erstmal die nötigen Fragen zu stellen: Was war gerade mit Liam passiert? Was hatte das Krachen verursacht?

Ersteres konnte er beim besten Willen nicht beantworten. Sein Instinkt sagte ihm, was er in solchen Situationen zunächst tun hatte -- Atmung und Puls überprüfen -- doch er er war für einen Moment so erstarrt, dass er vergaß, wie er sowas tat. Dann hakte sich sein Verstand wieder ein und er griff um Liams Handgelenk und beugte sich über dessen Gesicht -- hielt selbst die Luft an aus Furcht, dass er das vorfinden würde, was er nicht wollte: nichts. Aber das tat er. Liams Atem hauchte gegen seine Schläfe und sein Puls klopfte gegen Rúnars Finger.

Den Göttern sei Dank. Rúnar spürte schon wieder das Brennen hinter seinen Augen, das in den letzten Wochen zu seinem treuen Begleiter geworden war. Aber es war egal.

Was nun?

Rúnar kroch hinüber zum Rand des Ausgucks -- er traute sich nicht aufzustehen -- spähte hinab und erkannte wie Tarón und Skadi sich soeben vom Boden aufrappelten, wie Jón zwischen den Leuten hin und her sah, was für ein Loch die Schüssel in das Deck geschlagen hatte.

Wieder schaltete sich sowas wie ein Automatismus ein und Rúnars Stimme überschlug sich als er nach unten brüllte: "Mann am Boden!"

Was in der Götter Namen sollte er jetzt tun?

Ein weiterer Automatismus stellte sich darauf ein, Liam auf seinen Schultern zu transportieren. Das würde Rúnar hinbekommen -- aber dieser Automatismus sah nicht vor, dass man jemanden aus schwindelnder Höhe einen angeschlagenen Mast hinabtrug.
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All for one - von Liam Casey - 20.04.2022, 15:33
RE: All for one - von Skadi Nordskov - 24.04.2022, 22:20
RE: All for one - von Rúnar Rúnarsson - 27.04.2022, 18:20
RE: All for one - von Tarón Valur - 27.04.2022, 22:22
RE: All for one - von Alex Mason - 15.05.2022, 18:09
RE: All for one - von Rayon Enarchea - 03.06.2022, 13:26
RE: All for one - von Jón Nóason - 17.08.2022, 23:14
RE: All for one - von Skadi Nordskov - 20.08.2023, 23:23

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