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I have waited for the sun to rise
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#4
Liams Anwesenheit kündigte sich bereits aus der Ferne an - erreichte jedoch Skadis Aufmerksamkeit erst, als er in den Raum trat. Seufzend richtete sie sich auf und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Allmählich war der Sommer immer intensiver unterhalb des Decks zu spüren. Erst Recht in Räumen, die keine Fenster besaßen und weitaus schlechter zu belüften waren. "Das wäre das beste.", entgegnete sie auf seinen Vorschlag, der ihr definitiv am sinnvollsten erschien. Das spärliche Licht, das ihnen die Laterne in seinen Händen schenkte, romantisierte den Zustand vielleicht noch mehr, als er sollte. „Sicherlich können wir einen Großteil davon retten, die Frage ist nur, ob wir das richtige Werkzeug dafür da haben und wie viel Zeit wir dafür brauchen.“ Oberflächen von Rost zu befreien war eine Kunst - und definitiv nicht mit ein paar Handgriffen, Wasser und Seife getan. Skadi wusste es noch zu gut von den Anfängen bei der Marine. Das Pflegen der Schwester war eine unliebsame Aufgabe, die man stets an die Anfänger weitertrug. Zur Machtdemonstration. Oder weil man als gehobener Offizier sich zu fein dafür war. „Wenn die Kanonen allerdings genauso aussehen, muss ich definitiv mit Lucien und Talin sprechen. Ich bezweifle, dass wir die allein auf Vordermann bringen können.“ Und Skadi wollte nicht riskieren, dass durch irgendeine unnötige Eitelkeit oder Geldersparnis noch jemand ums Leben kam. Das Befüllen und Säubern war ohnehin keine ungefährliche Sache - zusätzlich also die Sicherheit der anderen zu riskieren, war keine Option. „Nochmal passiert uns sowas nicht. Das schwör ich dir beim Grab meiner Mutter.“, raunte die Nordskov mit absoluter Verstimmung und bückte sich nach einer der morscheren Kisten. „Könntest du mir den Rest mit hoch tragen? Und pass auf... ein paar wirken bereits ziemlich labbrig. Nicht, dass dir noch alles entgegen kommt oder auf die Füße fällt.“
Skadi besaß – was Waffen anging – mehr Erfahrung als er. Wenn sie also sagte, dass vieles zu retten war, hatte er keinen Grund, das zu hinterfragen. Auch, wenn es ihm beim Anblick der rostigen Klingen schwerfiel. „Dann werden abends eben statt Karten gespielt, ein paar Klingen geputzt.“, legte er fest. Ihm persönlich hätte das nichts ausgemacht – das Entfernen des Rostes war eine eintönige, langatmige Arbeit. Eine, bei der man gut in Gedanken versinken und Träumen hinterherhängen konnte. Ihr Vorgeschmack auf das, was sie allerdings mit den Kanonen erwartete, klang nicht mehr ganz so rosig. „Ich weiß, dass du’s dir vermutlich nur ungern sagen lässt, aber… Alex kann dir dabei sicherlich zur Hand gehen, wenn du Hilfe brauchst.“ Er hatte jedenfalls mehr Erfahrung im Umgang mit Kanonen als beispielsweise Liam. Er ließ es als Angebot im Raum stehen, das keinerlei Antwort oder Entscheidung bedurfte. Genau das war es nämlich – ein Angebot, für das sie sich entscheiden konnte oder nicht. Ganz, wie es ihr beliebte. Beim Anblick dieser Waffen blieb ihnen eigentlich nur zu hoffen, dass sie es bis zum nächsten Hafen ohne weitere Zwischenfälle schaffen würden. Bereitwillig nahm er eine der Kisten auf, die am Rand gebrochen waren, um die stabileren Skadi zu überlassen. Mit genug Druck auf den Seiten hielt das Holz noch gut. Eine weitere Sache, bei der Alex ihr hätte zur Hand gehen können – beim Schustern weiterer Kisten, die im Vergleich zu diesen hier tatsächlich noch Last halten konnten. Aber ein zweites Mal aber ging er nicht darauf ein. „Fang du hier ruhig schon an, ich hole die anderen Kisten.“, bot er der Nordskov letztlich an und auch Sineca kletterte von seiner Schulter hinab, um die rostigen Degen und Messer vorsichtig zu beschnuppern. Sein Angebot hatte nichts mit Chauvinismus zu tun. Vermutlich war es nur einfach sinnvoller, wenn Skadi bereits mit der Sichtung startete. Er hatte ja Zeit – egal, wie oft er hoch und runter laufen würde.
Skadi bedachte Liam mit einem fahlen Lächeln. Nicht, weil ihr die Vorstellung zu wieder war, Alex um Hilfe zu bitten und sich diese Siegessicherheit und Überlegenheit auf seiner Miene antun zu müssen. Zumindest nicht ausschließlich. Eher belagerte sie damit ihren Busenfreund Enrique, der sich in letzter Zeit viel zu rar gemacht hatte. „Ich glaub der hat genug mit dem Schiff an sich zu tun.“ Was nicht gelogen war. Ihr fahrbarer Untersatz war bedeutend wichtiger, als das Waffenarsenal. Vor allem für jemanden, der schreinern konnte. Sie würde somit noch weniger den Teufel tun und ihn behelligen - dass ihr das mehr als entgegen kam, sah man ihr womöglich an. Aussprechen tat sie es jedoch nicht. Überließ stattdessen die Kiste in ihren Händen dem Musiker und ging bereits in die Hocke, um die nächste Kiste zu inspizieren. Zuckte unmerklich zusammen, als die feine Nase der Ginsterkatze neben ihr auftauchte. Im Vergleich zum Anfang hatte sie sich schnell an die Anwesenheit des Tieres gewöhnt, auch wenn ihr der Blick aus den dunklen Augen noch immer nicht wirklich geheuer war. „Könnte ich mir vielleicht noch dein Schreibwerkzeug ausleihen?“ Vorsichtig hielt Skadi dem winzigen Geschöpf neben sich als Zeichen des Friedens eine Hand entgegen. Wandte dann den dunklen Haarschopf zu Liam herum, der bereits im Türrahmen stand. „Dann kann ich für Talin und Lucien eine übersichtlichere Liste erstellen, statt mir alles merken zu müssen.“ Sie wusste bereits, dass er zustimmend nicken würde. So war Liam einfach. Er sähe keinen Grund darin, warum sie sich nicht an dem Papier und seinem Bleistift bedienen durfte.
Er wäre nicht Liam gewesen, wäre er nicht auf ihre diplomatisch formulierte Antwort hereingefallen, ohne ihre Beweggründe in Frage zu stellen. Sie ließen das Thema auf sich beruhen und kümmerten sich stattdessen darum, die Kisten an einen helleren Ort zu transportieren. „Klar.“ Als wäre es eine Frage gewesen, ob sie sich an seinen Sachen bedienen durfte. Im Gegensatz zu James, der gestern sehr lange gebraucht hatte, sich zwischen seinem Spiegel und dem womöglichen Überleben zu entscheiden, war es für Liam absolut selbstverständlich, das, was er hatte, mit anderen zu teilen. Abgesehen von Essen und Shanaya, wobei das aber vermutlich eher auf einem Insider zwischen ihnen beruhte. „Meine Truhe ist offen. Da solltest du alles finden.“ Ein offenes Geheimnis im Grunde, dass er sie nie absperrte. Er hatte nichts zu verbergen und traute niemandem von ihnen zu, sich wirklich böswillig an den Sachen der anderen zu bedienen. Außerdem hätte er den Schlüssel vermutlich sowieso früher oder später verlegt. Das Einzige, womit sich Skadi also wahrscheinlich herumschlagen musste, war die Unordnung in seinen Habseligkeiten. „Wenn du’s nicht findest, sag‘ Bescheid. Ich bringe in der Zeit das Zeug hoch.“
Skadi nickte. Im selben Moment war Liam verschwunden. Hinterließ lediglich seine Schritte deutlich vernehmbar auf dem Flur und eine Skadi, die sich mit einem matten Lächeln zu Sineca wandte. „Wenn du in die Kiste hüpfst, kann ich dich gleich mit hochnehmen.“, murmelte sie der Ginsterkatze zu und lachte innerlich über sich selbst. Was war wohl bescheuerter? Darauf zu warten, dass das Tier ihrer Bitte Folge leistete oder zu glauben, dass sie überhaupt ein Wort von dem verstand, was sie sagte? Mit einem tiefen Seufzen umschloss Skadi somit das kratzige Holz mit beiden Händen und war mit wenigen Schritten aus der Kammer verschwunden. Gefolgt von einem leisen Trappeln in ihrem Rücken. ——— An Deck breitete sie bereits die Liste aus. Beschwerte die obere Kante der Blätter mit einem Stück Holz, da der Wind immer wieder leicht von der Seite auffrischte. Sineca hatte unterdes in einer Armlänge Abstand Platz genommen und naschte an einem kleinen Stück Dörrfleisch, das Skadi ihr überlassen hatte. Ihr Appetit war nicht sonderlich groß an diesem Morgen. „Was meinst du… ob man mit deinem Fell das Zeug hier besser sauber bekommt?“ Der Kopf des kleinen Tierchens hob sich, kippte zur Seite und musterte aus wachen Augen die Nordskov, deren Blick über die Dolche und Wurfmesser huschte, die fein säuberlich aufgereiht auf dem Deckel der Kiste lagen.
Mit einem Ächzen stellte er die letzte Kiste unweit der restlichen ab, um dem angegriffenen Holz nicht noch mehr zuzumuten. Liam kniff kurz die Augen zusammen, ehe er den Blick über Skadis bisheriges Werk schweifen ließ. Das Metall der Klingen wirkte matt und bräunlich. Der Nebel schien alle Arbeit geleistet zu haben. Manche der Klingen allerdings hatte der Rost bereits mehr zerfressen. Sie wirkten alt und ungepflegt. Er ging neben ihr in die Hocke und betrachtete das Bild. Sineca sprang kurz auf, drückte sich flüchtig an sein Bein und verschwand wieder zurück zu der Beute, die Skadi ihr überlassen hatte. „Um den Rost abzubekommen, bräuchtest du eine größere Kratzbürste als Sineca.“, witzelte er etwas erschöpft. „Das war die letzte Kiste mit Waffen. Ich denke, die Kanonenkugeln müssen wir nicht alle nach oben tragen, oder?“ Er hätte es getan, wenn sie es verlangte, so war es nicht. Die leise Hoffnung, dass es nicht so war, verheimlichte er ihr dennoch nicht.
Kratzbürste. Irgendetwas an diesem Wort und der Art wie Liam es aussprach, ließ Skadi schmunzeln. Die Frage war womöglich, wer manchmal die größere Kratzbürste von ihnen war - Sineca oder Skadi. Mit einem amüsierten Schnauben beugte sie sich zu dem Papier auf der Kiste hinab und schrieb fein säuberlich - und in absolut grobschlächtiger Druckschrift - die Waffentypen in eine Liste. „Danke dir...die Kanonenkugeln nehmen wir uns ein anderes Mal vor. Die nach oben zu schleppen wäre Zeitverschwundung.“ Zu schwer, zu massiv und würde mehr als eine Hand benötigen, die sie definitiv eher für die Reparatur des Schiffes brauchten. „...ich schau sie mir spätestens bei unserem nächsten Landgang an, wenn wir mit den Kanonen ohnehin zu einem Waffenschmied müssen.“
Zum Glück. Liam atmete innerlich auf, als Skadi das sagte. „Das klingt nach wenig Zeit beim nächsten Landgang.“, seufzte er und ließ den Blick über die ausgebreiteten Waffen gleiten, während er langsam zurück an Skadis Seite trat und über ihre Schulter auf den Zettel spähte. Ein kurzes, nachdenkliches Schweigen trat ein, dann ging er ebenfalls in die Hocke und hielt sich sachte an ihrer Schulter fest. „Denke, das mit den Waffen hast du im Griff, hm?“, gab er seine eher miserablen Hilfsmöglichkeiten in diesem Bereich zu. „Dann sehe ich zu, dass ich mich anders nützlich mache.“ Anstelle eines Kusses festigte sich der Griff um ihre Schulter kurz, ehe er sich erhob. Dann begann er, die nicht benutzten Seile und Netze zusammenzuklauben, um sie auf ihre Schäden zu überprüfen. Unweit von Skadi verstand sich - ohne, dass sie sich in die Quere kamen, aber so, dass sie sich unterhalten konnten, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen.
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RE: I have waited for the sun to rise - von Skadi Nordskov - 22.04.2022, 16:59

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