12.03.2022, 20:16
Er nickte, obwohl das nicht wirklich sein Name war und vermutete, dass sie ihm ohnehin nicht glaubte, aber aktuell auch gänzlich andere Sorgen hatte als die restliche Besatzung über seine kleine Finte aufzuklären — nicht, dass es eine Rolle spielte. Und: Er hatte ja nicht wirklich gelogen, nur weil er nicht den Namen genannt hatte, den ihm vor etwas mehr als zwei Dekaden jemand gegeben hatte, der nicht er selbst war.
Als der Mann mit den Bandagen, den Skadi (oder war es Shanaya gewesen? Er war sich nicht mehr sicher) mit „Ehl-jan“ (oder ähl-jan?) angesprochen hatte, seine Aufmerksamkeit von dem merkwürdigen Neuling – Per selbst – wieder auf Skadi verlagerte, nicht ohne dummen Witz auf den Lippen, verfiel Per abermals in die inzwischen vertraute Rolle des stillen Beobachters. Ignorierte die Fragen von „Ehl-jan“, weil sie ohnehin bereits von Skadi beantwortet wurden, mehr oder weniger, schlecht als recht. Sollte ihm nur recht sein. Was anderes als warten blieb ihm ohnehin nicht übrig.
„Reizender Genosse.“, feixte Per, nachdem alle Bandagen gewickelt und sie bereits auf dem Weg zu den Hängematten waren. Sie verweilten nicht allzu lange dort und während Skadi alle benötigten Gegenstände zusammenscharrte, hatte Per zumindest ein wenig Zeit, sich einen Eindruck der Räumlichkeiten zu verschaffen, bevor die Schützin in die Hände klatschte und damit das Signal gab, um zur nächsten Station – der Waffenkammer –aufzubrechen.
Als sie wieder zurück an Deck stiegen – Skadi hatte ihren Schritt deutlich beschleunigt seit sie das Ende der obersten Treppe passiert hatte –, hatte sich dort bereits eine kleine Traube an Menschen gebildet und Per begann sich zu fragen, wie viele Besatzungsmitglieder des Handelsschiffes gefangen genommen worden waren, ob ä überhaupt noch jemandengefangen genommen worden war — bis er zumindest eine bekannte Silhouette an der Stelle erspähte, auf die sie geradewegs zuhielten.
Was er zu Jón sagen sollte? In aller mitunter durch Nebel und Vögel verursachten Aufregung hatte niemand mitbekommen, dass er über Bord gegangen war (auch wenn es auf einem Schiff wenig andere Fluchtmöglichkeiten gab, unfreiwillig oder freiwillig spielte keine Rolle). Jón dürfte wohl mindestens so überrascht sein Per zu sehen wie Per Jón, aber es tat gut ein bekanntes Gesicht in dem Gewusel aus fremden Visagen zu sehen, selbst Per, der eigentlich nicht viel von solchen Sentimentalitäten hielt.
Erst einmal sagte er nichts, aus dem einfachen Grund, weil er sich immer noch auf einem fremden Schiff befand und sich wohl auch noch nicht das Recht erkämpft hatte, frei Mund zu plaudern. Stattdessen nickte er Jón zu, dessen Gesicht über der Schulter des blonden Jungen, der mit ihm zusammen aus dem Wasser gefischt worden war, auf.
Jón sah gut aus, gesund, zumindest unter den gegebenen Umständen, nicht so, als ob ihm etwas fehlen würde. Auf den ersten Blick. Nicht so, als wäre er gegen seinen Willen an Bord gebracht worden. Die Tatsache, dass er den anderen Jungen in den Armen hielt, sprach wohl ebenfalls dafür.
[ mit Skadi unterwegs zu den Hängematten, danach in der Waffenkammer | wandern zurück an Deck zu Tarón, Jón, Runár, Liam, Greo, (James, Isala) ]