25.02.2022, 18:28
Paranoia fills my head
Mittag des 26. Juni 1822Soula Veniel & Alex Mason
Unweit entfernt vom Hafen, in dem die Sphinx vor wenigen Stunden angelegt hatte, hatte er sich auf einer der Mauern niedergelassen, während das Treiben um ihn herum seinen Lauf nahm. Obwohl der feste Boden unter den Füßen besonders nach dem Angriff der Epogryphen eine eigenartige Sicherheit mit sich brachte, war Alex innerlich unruhig, unzufrieden. Das Problem war nicht, dass er nicht wusste, woher diese Unruhe rührte – das Problem war, dass es keinen Weg zu geben schien, den Grund auszumerzen. Es konnte unmöglich mit rechten Dingen zugehen. Tatsächlich hatte er eine Idee. Abwegig zwar, aber es gab vieles auf der Welt, was er auf Anhieb für unmöglich gehalten hatte. Die sieben Welten bestanden aus Wundern – hatte ihnen das dieser Nebel nicht erst vor wenigen Tagen eindrücklich vor Augen gehalten? – Er war jedenfalls bereit, der Sache eine Chance zu geben, wäre er da nicht direkt auf das nächste Problem gestoßen. Ein Problem, für das es keine so einfache Lösung gab wie für das Grundproblem, denn Liam konnte er dieses Mal nicht zu seinem Komplizen machen. Im Gegenteil – je weniger er mitbekam, desto entspannter würde es werden. Inzwischen war er in Gedanken aber bereits jeden anderen der Sphinx durchgegangen, der die Voraussetzungen erfüllt hätte. Ceallagh vielleicht? – Pah. Bevor er ihm diese Angriffsfläche bot, würde Schweine wahrlich fliegen können. Ansonsten gab es nur wenige, die man an Deck der Sphinx hier und da über einem Buch kauern sah. Skadi schloss sich aus Prinzip aus und die kleine Elster war ihm zu sehr auf den eigenen Vorteil bedacht, als dass es einfach werden würde, sie an der Nase herumzuführen. Dem Rest traute er ebenso wenig über den Weg, wenn sie sich denn überhaupt mit Wort und Schrift zu helfen wussten.
Alex war also bereits dabei, seine Kontakte durchzugehen, die auf Ritu lebten, als ihm plötzlich eine Gestalt ins Auge stach, die er in all seiner Grüblerei völlig vergessen hatte. Seine Miene klarte schlagartig auf, als er von der Mauer glitt und Soula und ihrem Begleiter ungeniert den Weg abschnitt. Mit einem flüchtigen Blick begegnete er Soulas Blick, wandte sich aber in erster Linie direkt Loki zu, der ihn misstrauisch wie eh und je beäugte. Viele Worte mit ihm gewechselt, hatte er die letzten Wochen nicht. Loki war aber auch nicht sonderlich an mehr Gesellschaft interessiert als an der der Dunkelhaarigen. Erste Aufgabe war also, den Wachhund von seinem Knochen zu trennen, ohne ihn am Ende dauerhaft an den Fersen kleben zu haben.„Loki.“, begann er ausladend und rieb sich die Hände. „Ich hab‘ ein unschlagbares Angebot für dich. Was hältst du davon, wenn ich heute den Aufpasser für Soula spiele und du einfach mal einen freien Tag genießt, hm? Keine Sorge – ich sorge selbstverständlich auch für ihr leibliches Wohl und alles drum und dran. Ich hab‘ ne kleine Schwester, die hab‘ ich auch groß gekriegt.“Während er geredet hatte, hatte er sich bereits beiläufig und völlig selbstverständlich zwischen die beiden geschoben und Soula den Arm um die Schulter gelegt, um zu verdeutlichen, dass er wirklich aufpassen würde.„Ich hab‘ da so ne kleine Sache, da kann sie mir wunderbar zur Hand gehen und du kannst ganz in Ruhe tun… was du so tun willst, hm?“Fast hätte er ihm ungeniert einen Besuch im Bordell empfohlen, was ihm im letzten Moment dann aber doch unangebracht vorkam. Nicht, weil ihre Runde eine Frau beinhaltete – viel mehr, weil er Loki eher so einschätzte, mit den körperlichen Freuden eher prüde umzugehen. Mit einem charmanten Lächeln blickte er abermals in die Runde. Dass er sich nicht unbedingt diskret verhielt, war ihm bewusst – aber Soula hatte er als neugierige Frau kennengelernt. Eine, die sicherlich an einer kleinen Sache interessiert war, statt einen langweiligen Stadtbummel vorzuziehen, oder?