12.02.2022, 22:19
Es war etwas Wahres an ihren Worten dran. Doch irgendetwas in ihrer Magengegen sträubte sich gegen diese allzu logische Schlussfolgerung. Man konnte sich auch ohne einen Arm austoben, solange man einen wachen Verstand, funktionierende Beine und einen weiteren Arm besaß. Und selbst als ihr Bein hatte heilen müssen, war sie nicht derart trübsinnig gewesen. Hatte jede Ablenkung mit Freunden angenommen – auch wenn es bedeutete mit der Jägerin in einer Schubkarre hockend durch Silvestre zu düsen. Das Rüttel des groben Kopfsteins war jetzt noch als Phantomschmerz in ihren Händen spürbar, wenn sie daran zurück dachte.
“Hat dich nicht mal eines dieser Bücher beschäftigen können, die dir Ceallagh gegeben hat?“
Dinge wie diese entgingen niemandem auf dem Schiff. Ganz davon abgesehen, dass sie den Hünen immer wieder die Nase in einen dicken Wälzer stecken sah. Und zumindest lesen war wohl etwas, das sich die Navigatorin antun konnte, ohne dass ihre Hände zu Schmerzen begannen. Auch wenn es weniger produktiv war – was womöglich auch genau das Problem war.
“Und wenn es dich nicht körperlich auslastet, dann vielleicht geistig.“
Nun war es an Skadi ein sanftes Lächeln auf die Lippen zu legen, das weniger schief als das der Jüngeren in den Mundwinkeln hing. Ganz sicher würde sie sich nicht aufzwingen, wenn es der Dunkelhaarigen partout nicht in den Kram passte. Doch irgendetwas sagte Skadi, dass Shanaya vielleicht um ein wenig Ablenkung dankbar sein würde. Und wenn es bedeutete, sie durch die Stadt zu tragen, wenn sie nicht mehr konnte. Oder ihr heimlich Essen aus einer der Tavernen zu stibitzen.
“Ich leiste dir sehr gern Gesellschaft.“
Die Energie, die durch ihre Adern pumpte, reichte womöglich für sie beide aus.