12.02.2022, 17:59
A million Ways to fix what we've become
Mittag des 19. Juni 1822Liam Casey & Shanaya Árashi
Shanayas Weg hatte sie kurz über das Deck geführt, sodass sie einen kurzen Blick zum Steuer riskieren konnte. Eigentlich wollte sie nicht wissen, wer am Steuer stand. Allein schon um den Willen desjenigen, der ihren Posten für den Moment besetzt hatte. Einen Herzschlag lang blieb sie stehen, ob Liam sie sah oder nicht war ihr egal. Auf die Entfernung würde er die Skepsis in ihrem Blick nicht sehen, nicht das Seufzen hören, mit dem sie sich abwandte.
Ihre Schritte führten die junge Frau, deren Arm noch nutzlos in einer Schlinge hing, wieder unter Deck. Mit ruhigen Schritten begab sie sich zu ihrer Truhe, kramte den Schlüssel dafür hervor, öffnete das kleine Versteck mit der gesunden Hand und kramte kurz darin rum. Bis sie fündig geworden war und ein paar Streifen Trockenfleisch in der Hand hielt. Ihren Kompass berührte sie kurz mit zwei Fingerspitzen, lächelte. Dann verschloss sie die Truhe wieder, den Schlüssel verstaute sie wieder in ihrer Hosentasche, richtete sich danach auf. Sie konnte gerade wirklich nichts tun, jede falsche Bewegung ließ ihre Schulter schmerzen. Es war zum Haare raufen, aber auch das war mit nur einer Hand schwieriger als gedacht. Ohne große Umwege führte ihr Weg sie also zurück an Deck und dieses Mal galt Liam kein prüfender Blick. Aber sie machte sich auf den Weg, dem Lockenkopf ein wenig Gesellschaft zu leisten. Ganz ohne Hintergedanken natürlich.
Ohne Eile bestieg die junge Frau die Treppe, die sie zu ihrem Ziel führte, setzte dann ein sachtes Lächeln auf und warf dem Dunkelhaarigen zwei der Fleischstreifen zu. Dank ihrer nicht vorhandenen Wurfkünste musste er, um sie zu fangen, ein, zwei Schritte zur Seite machen. Aber darauf achtete Shanaya nicht, ließ sich stattdessen etwas umständlich auf den Boden sinken, zog die Beine in einen Schneidersitz.
„Ich habe gehört, du brauchst Gesellschaft, weil es hier oben manchmal ziemlich einsam sein kann.“
Mit einem amüsierten Ton biss sie nun selbst etwas von ihrem Fleisch ab, kaute darauf herum und erfreute sich an dem kleinen Unterton, den Liam unter Garantie heraus hören würde. Dann drehte sie den Kopf in seine Richtung, so weit sie konnte, und warf dem Mann einen vielsagenden Blick zu.