11.07.2016, 19:22
Eine Hand schloss sich fest um das Holz der Reling, während die blauen Augen versuchten, mehr zu erkennen. Verdammt, sie brauchte ein Fernrohr. Eine dringende Anschaffung für irgendwann mal. So musste sie sich für den Moment auf das bloße Auge verlassen, auf das, was Greo ihr zurief. Aber noch bevor die Stimme des Mannes durch den steten Wind zu ihr hallte, kniff die Schwarzhaarige die Augen ein wenig zusammen. Sie hatte einen kurzen Moment nicht auf das Schiff geachtet – und jetzt kam es direkt auf sie zu. Und sie schienen es ziemlich eilig zu haben, zu ihnen aufzuholen. Ein prüfender Blick galt den Segeln über ihr, einige Herzschläge lang lauschte sie dem Rauschen des Windes. Dann wanderten ihre Augen weiter zu den Kanonen. Es war nach wie vor viel zu verlockend. Wobei sich ihr die Frage aufzwang, was diese Leute wollten. Was sollte ein Handelsschiff dazu bewegen, ihnen so deutlich zu folgen? Mit einem leisen, beinahe bedauernden Seufzen stützte die Dunkelhaarige den Ellenbogen auf die Reling, den Kopf auf die Hand. Ein Katz und Mausspiel, bei dem sie sich nicht sicher war, wie sie damit umgehen wollte. Das Schiff, oder eher das, was sie erkennen konnte, sah deutlich größer aus als die Sphinx. Und... wenn sie an die Männer dachte, die zu ihnen gestoßen waren... waren sie da wirklich bereit, sich jetzt schon in eine Schlacht zu werfen? Es würde sie alle den Kopf kosten, wenn sie nicht zusammen hielten. Und bisher... sie hatten es zwar bis hierher geschafft, aber man musste sein Glück ja nicht herausfordern.
Greo war es, der sie aus den Gedanken riss, sie zurück auf ihren alten brachte. Den, den sie noch nicht zu Ende gedacht hatte. Talin. Unschlüssig schnalzte die junge Frau mit der Zunge. Vielleicht wusste die Blonde etwas und dieses Schiff hatte mit ihren Geheimnissen zu tun. Damit erübrigte sich der Schießübungen-Gedanke. Schade drum. Und damit wandte sie sich ab, richtete keine unnötigen Worte mehr an Greo und machte sich mit zielsicheren Schritten auf den Weg zur Brig. Nicht langsam, aber auch nicht gehetzt. Und so war die Treppe schnell erreicht, mit der sie die Brig erreicht, von wo leise Stimmen zu ihr hinüber hallten. Ruhig, den Kopf erhoben trat sie also noch ein wenig näher, ignorierte sowohl Ryan hinter den Gittern als auch Aspen. Die blauen Augen lagen einzig auf Talin, beinahe abschätzend, bis sie wenige Schritte von ihr entfernt stehen blieb.
„Wir brauchen dich oben.“
Ihre Stimme war ruhig, beinahe ungewohnt ernst. Einen Moment lang überlegte sie, ein Captain anzufügen, statt dessen klang ein Ton in ihrer Stimme mit, als duldete sie keinen Widerspruch. Sie wusste, woher dieser Umschwung kam – und sie hoffte auf eine passende Reaktion. Einige Herzschläge blickte sie die Blonde ruhig an, ehe sie sich schon wieder abwandte, ruhig einatmete und nun ein Lächeln auf ihre Lippen legte. Wollte sie doch Mal sehen, was die Blonde daraus machte. Die beiden Männer wurden nach wie vor nicht beachtet.
[Erst an Deck – Dann in der Brig bei Talin, Aspen & Ryan]