11.07.2016, 18:52
Mit ruhigem Blick und immer noch dem gleichen freundlich-süffisantem Lächeln sah sie den Mann vor sich an. Angst machte er ihr keine, wie schon damals in der Seitenstraße nicht. Außerdem befanden sich zwischen ihnen auch noch ein Gitter. Das einzige, was drohte, sie in die Flucht zu schlagen, war sein Gestank. Die letzten Tage hatte sie nicht viele Gedanken an ihn verschwendet und dem zu Folge auch vergessen, ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu waschen. Nun ja, vielleicht machte es ihn ja gesprächiger. Doch als er auf ihre Frage antwortete, oder dies eben nicht tat, hatte sich dieser hoffnungsvolle Wunsch ihrerseits erledigt. Sie wollte ihm schon antworten, als der blonde Wächter sich einmischte. Mit kurz gerunzelter Stirn sah Talin zu ihm hin. Erst sie nicht grüßen, sich dann aber ins Gespräch einmischen, ja? Sie unterdrückte in diesem Falle nicht nur jeden Kommentar, sondern auch jegliches Geräusch. Es wäre bestimmt nicht vorteilhaft, wenn sie das etwas angespannte Verhältnis mit Aspen hier vor ihrem Gast zur Sprache brachte. Vermutlich ärgerte er sich auch, dass sie hier unten war. Nun, damit musste er jetzt leben, denn sie wollte das geklärt haben, so lange sie noch Zeit hatte. Und das, was Aspen da von sich gab, war nun wirklich nicht der Grund gewesen, warum sie ihn hier behielt. Es riskierend, die Machtspielchen wieder aufleben zu lassen, überging sie daher den Kommentar des Blonden, zuckte die Schultern und antwortete auf die Frage.
„Ich hatte bis jetzt einfach keine Zeit, zu entscheiden, was ich mit dir mache. Es gab wichtigere Dinge, um die wir uns kümmern mussten.“ Ihre Stimmte klang nüchtern, fast ein wenig kalt. Es war reiner Pragmatismus, der sie steuerte. „Aber du hast natürlich recht. Ich hätte mitdenken und noch ein wenig Wasser und Seife an dich verschwenden sollen.“
Sie rümpfte die Nase. Für den Moment ließ sie ihre Frage ruhen, denn sie würde später noch Zeit haben, herauszufinden, was er wollte. Und wenn nicht, dann wäre es ihr auch ganz recht. Ein Problem weniger mit dem sie sich herumschlagen musste. Stattdessen wandte sie sich dem benannten Problem von Aspen zu. Sein Vorschlag war gar nicht so dumm. Aber sie wollte niemanden an Bord arbeiten lassen, der Gedanken an Zwang mit sich herumtrug. Nein, so etwas konnte ganz schnell in Mordpläne ausarten, wie sie aus Erfahrung wusste.
„Aspen hat nicht ganz unrecht. Du könntest dich an Bord nützlich machen. Aber ich lasse dir die Wahl. Willst du das tun oder willst du sterben. Und bevor du fragst, ja, das sind deine einzigen Möglichkeiten.“
[Im Frachtraum | mit Aspen und Ryan]