02.11.2021, 19:35
Im Vergleich zu Rayons Lachen war ihres eher leise, aber nicht weniger fröhlich. Soula mochte es, wie er mit Humor umging und es vereinfachte das Gespräch noch viel mehr für sie. Sie selbst war nicht sehr erpicht darauf, mehr von Crewmitgliedern zu sehen, als ihr lieb war, aber offensichtlich war das ein Gedanke, an den sie sich leider gewöhnen musste.
Soula nickte zustimmend. „Das klingt definitiv danach“, meinte sie und schmunzelte noch.
Rayon gab ihr nicht das Gefühl, dass er sie schnell wieder loswerden wollte, im Gegenteil, es fühlte sich eher so an, als gäbe er ihr genug Zeit sich alles in Ruhe anzusehen. Es gab genug Situationen, die man mit Wissen alleine nicht bewältigen konnte. Aber vielleicht würde es ihr leichter fallen, wenn es zu einem turbulenten Moment kommen sollte. Leider war sie sich trotzdem sicher, dass sie in erster Linie einfach überfordert sein würde. Das ließ sich nicht vermeiden und wie sehr es Soula nervte, würde sie da einfach durch müssen. Als Rayon die Geschichte der Segel erzählte, die überaus beeindruckend klang, sah sie ihn einen Moment lang an, abwartend, ob der Geschichte noch mehr folgte und das tat es. Er hatte nur eine Pause gemacht, in der Soula gespannt zuhörte. Sie wollte nicht eingeschüchtert wirken und gab sich alle Mühe, das zu verbergen. An so einer Schlacht wollte sie definitiv nicht teilnehmen! Als Rayon endete, hatte sie doch eine kleine Mischung aus Ehrfurcht, Bewunderung und Scheu in den Augen. Er kicherte, war das gut? Soula brachte es zumindest dazu, dass sie zögerlich lächelte und den weiteren Worten lauschte. Also entstammte das doch keiner epischen Schlacht. Entschied sie zumindest.
„Du bist aber ein echt guter Geschichtenerzähler. Deine Spannungspausen sind kaum zu übertreffen“, meinte sie anerkennend.
Sicher gab es da noch mehr und echte Geschichten, denen sie sehr gerne lauschen würde. Einen Vorgeschmack hatte sie nun erhalten und sie hatte Lust auf mehr.
Soula nickte auf die Antwort die Rayon ihr auf die Nachfrage zu Lucien gab. Damit hatte er definitiv recht und sie würde es sich merken, dass ihre Vergangenheit bei ihm laut seiner eigenen Aussage und seinem Handeln gut aufgehoben wäre, wenn sie jemals darüber sprechen wollte. Dafür hatte sie noch lange nicht genug Vertrauen aufgebaut, aber die ersten vertrauenswürdigen Gesten hatte Rayon ihr bereits gezeigt und das verbuchte sie positiv.
„Wenn der Augenblick passt, frage ich ihn vielleicht mal danach“, antwortete sie also sanft darauf und wandte sich dem Achterdeck zu.
Die Bezeichnung kannte Soula tatsächlich schon, auch wenn sie sonst recht wenig wusste. Ihr Blick fiel auf das Steuerrad und sie musste sich beherrschen nicht mit den Augen zu rollen, als sie den Namen der dunkelhaarigen Schönheit hörte. Bisher hatte sie wenig Gutes von ihr mitbekommen und das würde sich auch in naher Zukunft nicht ändern.
„Gut zu wissen, dann ist das wirklich absolut nicht mein Metier.“
Darum musste sich die kopflastige Soula, die oft viel zu viel nachdachte, also nicht kümmern. War vermerkt. Mal ganz davon abgesehen, dass sie nicht wusste, was passierte, wenn sie daran drehte, war das vermutlich sowieso besser so. Gut, man konnte das Schiff damit steuern, schon klar, aber sicher steckte da noch viel mehr dahinter.
Die Schiffsglocke würde ihr auch im Gedächtnis bleiben. Sicher konnte sie sich im Nachhinein nicht alles merken, was Rayon ihr an diesem Tag erzählte, auch wenn sie es wollte. Die wichtigsten Dinge würde sie aber hoffentlich behalten.
„Ist die nur für den Wachdienst gut? Oder auch sonst noch für andere Dinge? Wie… Die Crew zum Essen rufen oder so etwas?“
Das war jetzt nur ein Beispiel, aber vielleicht hatte diese Glocke noch weitere Verwendungsmöglichkeiten. Anschließend waren sie mit dem Deck soweit fertig und Soula fühlte sich hier oben zumindest schon mal ganz gut vorbereitet. Besser als zuvor. Ein Buch konnte aber sicher trotzdem nicht schaden, deswegen wollte sich auch noch beim Buchhändler vorbei, bevor sie ablegten. Als sie die Treppe hinunterblickte, zögerte sie einen Moment. In dunkle Keller zu steigen oder sonstige dunkle Gegenden zu betreten war oft nicht sehr schlau. Warum war Loki nicht da, wenn man ihn brauchte? Sie nahm all ihren Mut zusammen, verdrängte die Furcht, trat die Stufen Schritt für Schritt hinunter und hoffte innerlich, dass sie das Sonnenlicht in naher Zukunft wieder sehen würde.