10.08.2021, 17:35
„Hört nicht auf ihn! Seid ihr denn völlig bescheuert? Schießt doch! Nun schießt, bevor sie uns alle meucheln!“
Vasario de Vega fuchtelte der Hysterie nahe mit den Armen. Waren die denn von allen guten Geistern verlassen? Wer zögerte, starb! Das wusste selbst er, der in seinem Leben nie einen Finger krumm hatte machen müssen und es für gewöhnlich anderen überließ, das Kanonenfutter zu spielen.
Auch jetzt duckte er sich mit seinem verbliebenen Leibwächter lieber hinter eine riesige Kiste, um möglichem Beschuss zu entgehen. Der bullige Mann an seiner Seite hatte sich beim Aufprall auf das Wrack den Arm gebrochen und so heftig den Kopf gestoßen, dass er kaum zu gebrauchen war. Was mit seinen anderen Männern passiert war, wusste der Diplomat aus Shilain selbst nicht. Vielleicht noch unter Deck, vielleicht dem Kapitän über Bord gefolgt. Feiges Pack. Oder tot – was er in Anbetracht seiner Situation als ebenso dreist empfand. Er war viel zu wichtig, viel zu wertvoll, um hier und jetzt im Stich gelassen zu werden. Musste er denn nun wirklich alles selbst machen?
Die drei Seemänner warfen ihm verwirrte Blicke zu, schienen ihn einen Augenblick lang nicht einmal zu erkennen. Dabei war er mit seinem edlen, violetten Samtgewand kaum zu verwechseln. Auch wenn es, zugegeben, etwas in Mitleidenschaft gezogen und an etlichen Stellen dreckig und zerrissen war. Und trotz seiner ihm angeborenen und anerzogenen Autorität zögerten sie einen weiteren, quälenden Moment lang damit, ihre Waffen wieder auf die Piraten zu richten.