21.06.2021, 20:58
Für den Moment ließ sie Rayons Fragen an sich abprallen. Nicht, weil sie diese nicht beantworten wollte, sondern weil sie es nicht konnte. Sie wusste ja nicht, wer genau über Board gegangen war oder wo der Vogel oder wer alles verletzt war. Das Einzige, was sie wusste, war, wie es Shanaya und Lucien ging und das sah nicht besonders gut aus. Aber immerhin beantwortete sich eine der Fragen, als durch den Nebel eine Stimme erklang und von Runars sicheren Rettung berichtete. Ebenso wie von einem weiteren Passagier.
Talin massierte sich kurz die Nasenwurzel und war für den Augenblick froh, dass Trevor nicht da war und um sie herumsprang. Sie wollte ihn nicht anfahren, nur weil er sie nervte. Stattdessen wollte die Blonde versuchen, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Die gute Nachricht, dass die Tücher einigermaßen halfen - auch wenn niemand wusste, für wie lange - war etwas, worüber man nachdenken konnte. Obwohl ihr der Gedanke was geschah, wenn die Tücher nicht mehr halfen, nicht besonders zusagte. Was würde dieser Nebel dann mit ihnen tun? Nochmals kniff sich Talin in die Nasenwurzel, schloss für einen Sekundenbruchteil die Augen. In diesem Moment schien sich der Nebel zu denken, dass es Zeit wurde sie noch mehr zu verwirren, denn er schien weiter zuziehen.
Überrascht blinzelte die Blonde, nahm kaum wahr, dass Trevor diesen Augenblick wählte, um wieder zu ihnen zu stürzen. Sie teilte nicht ganz seine Enttäuschung darüber, dass der Nebel weiter gezogen war. Und das Trevor enttäuscht war, konnte man ihm von der Nasenspitze ablesen. Die Klarheit nutzend sah sie sich an Deck um, wurde dann aber von einem Ruf, der über das Wasser zu ihnen trieb, aufgehalten. Das Handelsschiff, dass bis eben noch einen ziemlichen Vorsprung vor ihnen hatte, kam auf einmal auf sie zu, als hätten sie es sich anders überlegt. Und der Nebel? Den Rufen Isalas zu folge, schien der sich nach Osten zu bewegen, quasi wie das Schiff. Talin wünschte sich für einen Moment reale Menschen – Marinesoldaten oder Kopfgeldjäger - auf die sie einschlagen konnte. Stattdessen wandte sie sich an Trevor und Rayon.
„So lange wir freie Sicht haben, sollten wir zusehen, dass wir die Wunden der Mannschaft versorgen. Seht zu, wer verletzt ist und gebt einfach jedem ein Tuch.“ Ihr Blick blieb an dem aufgedrehten jungen Mann hängen. „Wenn wir das Handelsschiff wegputzen wollen, dann bist du der erste, den ich rufe, um sie zu entern, ja? Im Moment zählen die Verwundeten, weil wir sonst niemanden überfallen können.“
Ihr Blick wanderte weiter zu Liam und sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Wir sind zum ersten Mal wirklich einer Meinung, was das Weglaufen angeht, oder Liam?“
Sie hatten freie Sicht, das wäre der perfekte Moment, ob abzuhauen. Und gleichzeitig wollte sie sich die Beute, die gerade freiwillig auf sie zukam, nicht entgehen lassen. Nur einen kurzen Moment zögerte sie noch, bevor sie auch schon wieder halb kehrtmachte.
„Ich rede mit Lucien und sag Shanaya, dass wir zusehen sollten von hier zu verschwinden. Wenn das Schiff dennoch näher kommt, macht euch wirklich bereit zu entern.“
Damit drehte sie gänzlich um und eilte wieder nach oben auf das Achterdeck, auf dem sie zuwachs bekommen hatten. Ihre Augenbrauen schossen für einen Moment in die Höhe, als sie den unbekannten Mann sah, bevor sie sich an ihren Bruder wandte und führ einen kurzen Augenblick an ihm vorbei zu Shanaya schielte.
„Liam ist auch lautstark dafür, dass wir von hier verschwinden“, schloss sie sich James an, der gerade den Mund zu klappte. „ich glaube, für den Moment sind wir hier sicher vor den Vögeln, aber der Nebel...er bewegt Schiffe auf uns zu, Lucien...“
[Auf dem Hauptdeck bei Liam, Rayon und Trevor | dann auf dem Achterdeck | Lucien, James, Peregryne | unweit Greo, Shanaya, Zairym]