Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


Something's about to change
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#2
Arbeiten, er würde schon noch arbeiten. Schneller, als es die Sphinx selbst überhaupt zuließ. Und Schlaf würde er sowieso genug bekommen – die Tage zogen sich wie warmer Harz in die Länge für ihn. „Man ja, bei dir aber nicht.“, meinte er, bog erneut ab und ging einfach wieder selbstverständlich davon aus, dass sie ihm folgen würde. „Also gut. Sei nachdenklich. Denk zum Beispiel mal schwer darüber nach, was es Feines zum Frühstück geben könnte oder wo wir einen Satz neue Hosenträger für mich herbekommen. Das wäre fantastisch.“

Bei Greos Antwort wurden Shanayas Schritte ein wenig langsamer, ganz so, als müsse sie über seine Worte nachdenken. Man war das von ihr nicht gewohnt, nein… „Du tust so, als würde ich nie über irgendetwas nachdenken!“ Ihr Lächeln blieb ein wenig schräg, nicht ganz von sich selbst überzeugt. Bevor die Schwarzhaarige stehen blieb, setzte sie sich jedoch wieder in Bewegung, folgte ihrem Freund um die nächste Ecke und schnaufte leise bei seinen Worten. „Und jetzt klingt es so, als würde ich nur über Esse´n nachdenken…“ Die junge Frau wog leicht den Kopf, musterte den Hünen für einen stillen Moment. „Hosenträger können wir dir sicher besorgen… nach einem Frühstück.“

Er warf ihr einen beinahe herausfordernden Blick zu, ganz, als wolle er sie fragen: liege ich da denn falsch? Aber das war natürlich nur ein Scherz gewesen. „Falsch, meine Gute, offenbar denke ich nur über das Essen nach, sonst hätte ich es dir nicht vorgeschlagen.“, korrigierte er in einem gemütlich-brummeligen Ton und es schien ganz so, als störe ihn dieser Umstand auch ganz und gar nicht. „Das klingt vernünftig. Wo ist hier eine Anlaufstelle für was Vernünftiges zwischen die Zähne? Die letzten Tage habe ich irgendwo aufgekochten Brei bekommen. Hielt auch ewig satt, sag ich dir, aber das lag daran, weil der wie’n fetter Klumpen Pech zum Kalfatern im Magen lag.“

Shanaya seufzte beinahe theatralisch. „Gut… du hast Recht. Trotzdem bekomme ich jetzt Hunger.“ Das war etwas, womit sie ihre Gedanken ablenken konnte. Was sie zum Frühstück… und zu allen möglichen Tageszeiten essen würde. „Ich würde sagen, wir sehen uns einfach Mal um? Ganz so viel habe ich noch nicht von der Stadt gesehen, weil… Du weißt schon.“ Sie deutete mit einer Hand in die Richtung ihres Beines, zuckte dann leicht mit den Schultern. „Das klingt… unglaublich lecker… Wirklich.“ Das Lächeln auf ihren Lippen blieb noch immer ein wenig schräg, ihre Gedanken ließen sich auch nicht von dieser Ablenkung kontrollieren und gingen ihren eigenen Weg… wohin auch immer.

Arrr, so ein richtiges Farmerfrühstück seiner Mutter wär’s jetzt gewesen, hätte Greo eine Wahl gehabt. So begnügte er sich mit der puren Vorstellung und merkte bereits, wie etwas in seinem Kiefer zog. Er machte eine unbestimmte Gestik zu ihrer Hüfte. „Geht aber ja wieder. Im wahrsten Sinne.“, brummelte er und warf einen Blick in den dämmergrauen Himmel, durch den sich über einige Häuser weiter weg ein Rauchkringel wob. Da hatte ihn seine Nase wohl nicht getäuscht. Greos Blick fiel auf die Außenmauern der Gebäude. Hinter den meisten war es noch still. „Hast auch nix verpasst.“, meinte er, während seine Gedanken schon wieder woanders waren und blieb stehen. Er runzelte interessiert die Stirn, während er den Lichtschimmer betrachtete, der durch einen leicht geöffneten Schlag hindurchschien. Dann grinste er Shanaya an, die Zunge neckisch zwischen die Zähne geklemmt und ein Auge zugekniffen, bevor er warnend einen Finger an den Mund lehnte und an das Fenster herantrat. Dahinter befand sich eine einfache Stube mit Kochstelle, die keinem reichen, aber gepflegtem Haushalt gehörte. Niemand war zu sehen, lediglich Schritte aus dem Flur zu hören, die sich weg und dem – wie Greo vermutete – Hinterhof zubewegten. Auf dem Herd stand ein Topf, aus dem der Geruch eines Eintopfes aus Gemüse und vermutlich zu verbrauchendem Fleisch aufstieg. Und auf dem Tisch lag ein Laib Brot. Sah gar nicht so verkehrt aus. Mit spitzen Fingern schob Greo den Schlag vorsichtig auseinander bückte sich, um den Kopf in den Raum zu stecken. Das roch gut. Viel besser als Brei. Er überlegte nicht viel länger, legte die Hände auf das Fensterbrett und schwang mit einem letzten prüfenden Blick auf die Straße seine langen Beine in das Haus.

Je mehr Shanaya von Greos Heimat erfuhr, desto größer wurde die Neugierde, wie ihr Freund so lebte. Wie er aufgewachsen war, wie sein Weg ihn hierher auf die Sphinx geführt hatte. Gut, ein springender Punkt war sie gewesen… aber das Drumherum. Als der Mann jedoch stehen blieb und damit erneut ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog, schob sie diesen Gedanken jedoch zur Seite. Ihr Kopf wog sich etwas zur Seite und als Greo einen Finger an die Lippen hob, zog die Schwarzhaarige auch leicht eine Augenbraue hoch. Die zweite folgte, als ihr Freund sich daran machte, das Haus ungefragt zu betreten. Normalerweise wäre so etwas ihr Part – dementsprechend war sie nun vollkommen verwirrt, was den Dunkelhaarigen plötzlich so gestochen hatte. Mit verwirrtem Blick blieb sie auf der Straße stehen, mit den Gedanken teils bei Greo, teils irgendwo anders. So wirklich wusste sie nichts mit dieser Situation anzufangen.

Der Rollentausch mochte von außen betrachtet ungewöhnlich sein, bot aber beiden Beteiligten womöglich die Gelegenheit festzustellen, dass sie tiefe Wasser waren, welche sie noch nicht erkundet hatten. Greo bewegte sich behutsam in dem fremden Raum, fischte einen grob geschnitzten Holznapf von der Anrichte und pfefferte ohne groß Federlesen einige ordentliche Löffel des blubbernden Eintopfes hinein. Gut, es sah aus, wie bereits verdaut, aber es roch wirklich ungeahnt verlockend. Er klemmte sich das Brot unter die Achsel und huschte wieder zum Fenster. Ohne, dass es Shanaya hätte sehen können, weil sie draußen offenbar vor sich hinträumte, ließ er eine kleine Münze aus der Tasche auf den Tisch fallen und kletterte dann wieder hinaus. Verschmitzt hakte er sich ungeschickt bei ihr unter – was nicht leicht war, wo er unter dem einem Arm das Brot und in der anderen Hand den Napf hielt und sie überdies viel kleiner war als er – und zerrte sie schnell um die Ecken und einen Pfad weiter, bevor er sie wieder losließ.
„Bist du vielleicht ‘ne Schnarchpille heute morgen.“, grinste er ein bisschen frech und drückte ihr den Holznapf einfach in die Hand, während er sich selbst bereits einen breiten Brotkanten in den Mund schob. Offensichtlich war die Erinnerung an sein schlaftrunkenes Ich keine halbe Stunde zuvor bereits im Nirvana verschwunden.


Shanayas Kopf wog sich noch ein Stück zur Seite, während sie beobachtete, was Greo da tat. Zumindest das, was sie sehen konnte. Vielleicht träumte sie noch. Das würde so vieles erklären. Sie rieb sich also kurz mit einer Hand über die müden Augen, blinzelte dann. Aber es blieb alles wie es war – außer dass Greo in diesem Moment wieder durch das Fenster auf sie zu kam und sie im nächsten Moment mit gezogen wurde. Ohne Widerstand ließ Shanaya sich mir ziehen, kam mit den Gedanken trotzdem nicht so richtig hinterher. Das… war normalerweise ihr Part.
Um die nächste Ecke wurde sie wieder los gelassen, bekam Worte zu hören, die sie müde lächeln ließen. Tja… eine harte Nacht und mit den Gedanken irgendwo anders zu sein… „Und du wirst heute kriminell?“ Dass sie das noch erleben durfte. Die Schüssel in ihrer Hand wurde etwas genauer betrachtet, während Greo sich schon ein Stück Brot einverleibte. Etwas skeptisch betrachtete die junge Frau die Pampe, fuhr dann mit einem Finger durch die warme Mahlzeit und lutschte das Ganze von ihrem Finger ab. „Kann man essen...“


Das bin ich schon seit einer Weile, hätte er beinahe erwidert, aber das hätte sie ihm ohnehin nicht abgekauft. Und dass er für das Frühstück einen Obolus zurückgelassen hatte, hätte diesen Eindruck sowieso zerstört. Er lächelte sie daher nur ein bisschen verschlagen an, dippte ein Bruchstück Brot in dem Gebräu und schlang es genussvoll runter. „Im Zweifel ist Hunger der beste Koch, das hätte zumindest Ma jetzt gesagt.“, sinnierte Greo und deutete beim Laufen so etwas wie einen Diener an, „Obwohl sicher kein Vergleich zu deiner heimischen Küche, nehme ich an.“

Mit einem leisen Seufzen betrachtete Shanaya ihren großen Freund, wog den Kopf etwas zur Seite und gab ihren Gedanken aber wieder auf. Vielleicht, wenn sie mehr bei der Sache war, aber so… Der Dunkelhaarige tunkte sein Brot in den Brei und lockte der jungen Frau mit seinen Worten ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Hunger war also der beste Koch? „Ich bin, was das angeht, relativ pflegeleicht. Ich kann zwar an der Zubereitung herum meckern, aber im Prinzip esse ich alles. Würde ich nur die feinsten und edelsten Speisen auf meinen Teller lassen, würde ich als Piratin vermutlich sehr schnell verhungern.“ Sie hatte sich bewusst für dieses Leben entschieden, obwohl sie wusste, was auf sie zu kommen würde. Immerhin war es auch nicht das erste Piratenschiff, auf dem sie hauste. Sie wollte noch etwas sagen, damit dieses Chaos in ihrem Kopf einfach überhören, stattdessen fuhr ihr Finger nur noch einmal durch den Brei und beförderte eine kleine Ladung in ihren Mund.

Schön, dass sie das so realistisch sah – in dem Fall konnte er sich demnächst mal eins der Hühner vornehmen und auf den Tisch bringen, bevor diese zu zäh wurden. Er brach auch ihr ein großzügiges Stück Brot ab und schluckte noch eine eigene Portion, bevor er wieder sprach: „Was kam denn früher so auf den Teller? Ich mein, madenzerfressenes Zwieback vielleicht eher nicht.“ Greo behielt lieber für sich, dass man bei ihm zu Hause äußerst empfindlich auf Befall im Essen reagiert hätte, er aber durch die Buschmenschen durchaus wusste, dass man Insekten und allerlei Wirbellose mit Genuss essen konnte. Da war ja auch immer noch dieser Vorfall mit den Fröschen und er entsann sich eines brütend heißen Nachmittages im roten Land, wo sie nach Ameisen gegraben hatten… er war irgendwie trotzdem dankbar, dass die jetzige Speise vernünftig gekocht worden war.

Greos Frage ließ Shanayas Blick kurz überlegend die Gasse entlang schweifen, als würde sie eine Antwort für sie parat halten. Schließlich lachte die Schwarzhaarige trocken auf, zuckte leicht mit den Schultern. „Jeden Tag etwas anderes und möglichst teures, damit man herum erzählen konnte, was für edle Speisen man Mal wieder aufgetischt hat. Egal, ob man davon satt wurde, oder nicht...“ Ein Grund, wieso viele der Standbesitzer sie mit Mistgabeln verjagt hatten. Der Hunger war eben meist größer gewesen. „Aber selbst auf den großen Festen, die meine Eltern veranstaltet haben, ist man nie wirklich satt geworden.“ Eine leise Randnotiz, ein Kommentar, mit dem sie ihre eigenen Gedanken in andere Bahnen lenken wollte. Weg von was auch immer.

Seine Kiefer mahlten wie die einer zufriedenen Kuh auf einer wunderschönen grünen Wiese. Nur, dass er sein Essen nicht zum erneuten Kauen hochwürgte. Der selige Gesichtsausdruck war jedoch derselbe. Die wichtigste Mahlzeit am ganzen Tag, dachte er noch und nahm einen unverschämt großen Bissen vom Brot. „Hunger leiden im güldenen Käfig, was?“, kommentierte er mit einem innerlichen Stoßgebet zum Himmel, dass er bei dem niederen Volk mit wesentlich schlichteren Bedürfnissen zur Welt gekommen war. Da hatte es immerhin was Kerniges zwischen die Zähne gegeben. „Jemals selbst was angepflanzt? Tiere gemolken? Fleisch geräuchert?“

In Gedanken versunken strich Shanaya sich mit einer Hand durch die schwarzen Haare, wandte sich Greo erst bei seinen Worten mit einem leisen, zustimmendem Seufzen zu. „Das beschreibt es nahezu perfekt.“ Einer der unzähligen Gründe, wieso sie für so lange Zeit geplant hatte, all dem zu entkommen. Die Frage ihres Freundes ließ sie dann, mit einem abwesenden Lächeln, den Kopf schütteln, ohne dass sie den blauen Blick zu ihm herum wandte. „Nichts davon. Ich hätte irgendeinen Stock zu spüren bekommen, wenn ich mir dabei meine Kleidung dreckig gemacht hätte.“ Nun verschränkte die junge Frau die Arme vor der Brust, ließ die blauen Augen über ihre Umgebung wandern.

Es dauerte einen Augenblick, bevor Greo überhaupt zu einer Antwort ansetzte. Während er zuerst den weichen Kern des Brotes aß, um dann die knusprige Kruste genüsslich zu verspeisen, versuchte er sich vorzustellen, wie Shanaya auf einer Farm aussehen würde. Zweifelsohne: sich im Dreck zu suhlen, davor hatte sie sicherlich keine Scheu. Dennoch konnte er sie sich schwerlich vorstellen, wie sie neben einer Kuh hockte, die Stirn dicht am Leib des Tieres, und einen melkte. Oder wie sie Mist zusammenkarrte oder hinter einem Ochsengespann herlief oder Schafe scherte. Er konnte sich eher ausmalen, wie sie begeistert die Wolle auseinanderrupfte und Grasbüschel vor die gierigen Mäuler hielt. „Und was gab es Gutes?“

Greo schwieg einen Moment, was Shanaya die Zeit gab, kurz nachzudenken. So ganz genau wusste sie nicht, worüber, ihre Gedanken drifteten einfach etwas ab. Erst, als Greos Stimme wieder an ihre Ohren drang, schreckte sie etwas auf und blieb aus dem Nichts heraus stehen. Etwas neben sich blinzelte die Schwarzhaarige, überlegte einige Momente. „Du meinst, bei mir zu Hause?“ Ihr Lächeln wurde etwas schräger, das war eine Frage… auf die es keine wirkliche Antwort gab. „Ich hatte ein Dach über dem Kopf.“ Mehr, was wirklich ‚gut‘ war, fiel ihr nicht ein.

Wiederholt dippte er ein bisschen Brot in den Eintopf und stopfte die Mahlzeit geradezu in Shanayas Mund, anstatt sich selbst zu bedienen. „Das ist ein Anfang.“, stellte er auf unermüdlich optimistische Weise fest, obgleich ihm klar war, dass sie das alles andere als positiv gemeint hatte. Aber Greo hatte ein sonderbares Talent dafür den Missmut Anderer zu ignorieren und ihnen einen Lichtblick aufzuzwingen. Ein wenig, wie das Frühstück, dass er ihr mehr oder weniger aufgedrängt hatte. Sie war stehen geblieben, was auch Greo veranlasste, anzuhalten. Er lächelte ebenfalls ein wenig schräg zurück. Eine feuchte Haarsträhne rutschte ihm über die Stirn bis an die Brauen. Wie schon nach der Wäsche kämmte er sich mit einer Hand durch die Locken. Ein ungewohntes Gefühl mit diesem leeren Kopf. „Willst du… hier Wurzeln schlagen?“, fragte er, weil sie eine ganze Zeit lang einfach mitten auf der Straße gestanden haben. Vorne, etwa zwanzig Meter entfernt, kam ein jemand um die Ecke geborgen. Für einen kurzen Augenblick fragte Greo sich, ob es sich um einen Wächter oder einen Laternenanzünder handelte, der Kontrolle ging. Unwillkürlich rückte er sich sein Hemd ein bisschen zurecht und hoffte nur, dass er nicht zu verwahrlost aussah. Der Mann kam näher, er trug eine Uniform und er Blick, den er den beiden zuwarf, wirkte äußerst kritisch.

Ein wenig überrascht öffnete Shanaya den Mund, als der Dunkelhaarige ihr ein Stück Brot einflößte. Sie blinzelte, überhörte daraufhin fast die Worte ihres Freundes, runzelte bei der Frage des Mannes dann schließlich leicht die Stirn und seufzte. Dann folgte ein leichtes Schütteln ihres Kopfes, jedoch keine Antwort. Mit einer Hand fuhr die junge Frau sich durch die schwarzen Haare, ließ den Blick schweifen und erkannte ebenfalls den Uniformierten, der ihnen entgegen kam – und erwiderte seinen Blick mit der selben Skepsis, die in seinem Gesicht stand. Jedoch nur einen kurzen Herzschlag, ehe sie ihn ignorierte und sich wieder zu Greo herum wandte. „Willst du noch weiter… oder sollen wir zurück gehen?“ Sie wusste nicht, woher dieser plötzliche Impuls kam, vielleicht war es die Müdigkeit, die Aufgewühltheit… Sie blickte Greo also nur fragend entgegen.

Seine Freundin ließ sich von dem Mann in ihrer Nähe nicht sonderlich irritieren und so achtete Greo auch nicht eingehender auf den Kerl, der die beiden nach wie vor musterte. Aus dem Augenwinkel entgingen ihm seine Bewegungen allerdings nicht. Als sie fragte, ob sie ihren Spaziergang beenden und wieder ins Bordell zurückgehen sollten, schloss der Mann in der Uniform zu ihnen auf. Wo er nun so unmittelbar bei ihnen war, konnte Greo sehen, dass die Uniform abgewetzt war, als habe er einen Posten verloren und es sei die einzige Jacke, die er in seiner aufkeimenden Armut noch hatte. Epauletten und sonstige Abzeichen waren entfernt. Die Uniform war nichts als Farce. Der Mann trug jedoch einen halbwegs gepflegten Dreitagebart, der erste schmuddelige Eindruck war eben nur das: ein Eindruck. Irgendwas musste er noch verdienen. Er kam auch schnell zur Sache. Ohne sich lange bei den beiden aufzuhalten, huschte er heran und neigte sich zu ihnen. „Jede Nacht finden Kämpfe in einer Kneipe nicht weit von hier statt.“ Sein Blick glitt an Greo hoch und wieder hinab. „Komm zum ‚Eisernen Hahn‘, nach Sonnenuntergang und tritt für mich an, du könntest gutes Geld verdienen.“ Greo guckte den Kerl ausdruckslos an. Der Mann fuhr auch Shanaya mit seinem Blick ab. „Junge Frauen wie du können dort ebenfalls ihr Auskommen machen, wenn sie sich geschickt anstellen. Eiserne Jungfrauen gibt’s da nicht.“ Es stand außer Frage, was er meinte. Er guckte beiden noch schnell ins Gesicht, als wolle er sie beschwören, dann war er so zügig wieder verschwunden, dass Greo sich fragte, ob er mit einer der Wände die Straße runter verschmolzen war. Er runzelte kurz die Stirn und schaute die Dunkelhaarige an seiner Seite an. „Geh du ruhig, ich hab da noch was vor.“, meinte er.

Noch bevor Greo auf ihre Frage antworten konnte, kam der Fremde zu ihnen hinüber – obwohl sie beide ihn ignoriert hatten. Sofort spannte Shanayas Körper sich an, ohne dass sie den Mann von oben bis unten musterte. Sie behielt ihn einfach genau im Auge, achtete auf jede Bewegung und umfasste mit einer Hand fest ihre Tasche. Der Mann wandte sich an Greo, machte ihm ein Angebot, das Shanaya deutlich eine Augenbraue heben ließ. Die blauen Augen wandten sich jedoch nicht zu ihrem Freund herum, viel zu sehr konzentrierte sie sich auf den Fremden. Erst, als dieser sich an sie wandte, hob Shanaya den Kopf ein wenig, hielt für einige, schnelle Herzschläge die Luft an. Was seine Worte bedeuteten, darüber brauchte sie nicht nachdenken, mit den ersten Worten trieb er ihr damit schon Übelkeit in den Magen. Ihr Blick würde ihm Antwort genug sein, sofern er den Ausdruck in dem hellen Blau noch gesehen hatte. So schnell er zu ihnen gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder. Nur Shanayas Blick folgte ihm misstrauisch, als erwartete sie, dass er sich noch einmal zu ihnen herum wandte. Erst, als Greos Stimme nun zu einer Antwort auf ihre Frage kam, wandte sie sich wieder herum, blickte dem Dunkelhaarigen mit müden, verwirrten Augen entgegen. „Ich hoffe, du willst nicht dahin, wo er dich zu eingeladen hat?“ Die Schwarzhaarige strich sich eine Strähne aus der Stirn, atmete dann leise seufzend aus. „Ich gehe zurück, ich… lege mich noch etwas hin.“

Es war eine subtile Veränderung, die durch ihren Körper ging, aber sie entging Greo nicht. Als hätte sich ein innerlicher Schraubstock festgedreht und sie auf Spannung gebracht. Warum war sie so misstrauisch? Kannte sie ihn oder lag das an der Uhrzeit? Gesunde Vorsicht? Auch seine Anspielung rief eine unterschwellige Abwehr in ihr hervor, mit der er so nicht bei ihr gerechnet hätte. Wo war eine spitze Erwiderung, wo ein keckes Abwinken? Er sinnierte kurz darüber, den Blick auf die Stelle gerichtet, wo der Mann verschwunden war. Ein, zwei Herzschläge nach ihrer Frage sog er tief die Luft an, riss sich los und schaute zu ihr. „Nicht jetzt.“, meinte er und sparte sich, sie darauf hinzuweisen, dass es Sonnenaufgang, nicht Sonnenuntergang war. „Gut, ich bring dich noch ein Stück.“, beschloss er, damit sie gar nicht erst auf die Idee kam, ihn so einfach abzuwimmeln. Ob ihrer komischen Reaktion wollte er sie auf den noch leeren Straßen mit ihrem nach wie vor etwas ramponierten Bein nicht allein lassen. Was er vorhatte, konnte noch ein paar Minuten warten.

Ein Teil in Shanaya hoffte, dass Greo ihre Entscheidung einfach mit einem Nicken abtun und weiter seines Weges gehen würde. Ob er nun diesem Typen folgte, sich noch ein Frühstück besorgte oder sonst etwas tat. Als ihr Freund jedoch verkündete, sie noch ein Stück zu begleiten, schluckte die junge Frau trocken. Ein anderer Teil in ihr war gerührt – auch wenn der Hüne keinen genauen Grund nannte. Was blieb ihr also anderes übrig, als ihrerseits zu nicken? Wegschicken wollte sie ihren Freund auf keinen Fall… auch wenn sie lieber allein gewesen wäre. „Willst du aufpassen, dass ich keinen Unsinn mache?“ Sie definierte das nicht genau, versuchte nur sich selbst damit davon abzulenken, dass in ihrem Kopf Chaos war.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Something's about to change - von Shanaya Árashi - 09.05.2021, 11:20

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste