27.04.2021, 20:55
Örgs., dachte er, Ein Sprücheklopfer.
Greo warf ihm nur einen flüchtigen, nichtssagenden Blick zu, drehte sich dann so zu Shanaya, dass er mit dem Rücken zu Zairzimt stand und guckte sie mit einer leicht entgleisten Mimik an, auf der sich ein deutliches Fragezeichen abbildete. Was qualifizierte den Typen dazu, Kommentare von sich zu geben? Wann genau war der eigentlich warum zu ihnen gestoßen? Greo konnte sich nicht entsinnen, wie auch, da er im entscheidenden Augenblick mit Fieber darniedergelegen hatte. Egal, das hatte keine Relevanz für die derzeitigen Ereignisse und konnte auch später noch hinterfragt werden.
Jetzt hätte Shanny ihm die Frage ohnehin nicht beantworten können; einmal, weil sie sich darauf konzentrieren mussten hier wegzukommen und zweimal, weil der Kapitän Samtaugen bekam, als er sie anglubschte. Fast hätte Greo amüsiert gegrinst, aber was Lucien dann sagte, ließ ihn erst einmal nur leicht die Stirn runzeln. Sollte tatsächlich Trevor über Bord gegangen sein, wäre Greo nicht wirklich überrascht gewesen – er unterstellte dem Kerl durchaus, dass er auch mit voller Absicht über die Reling springen würde, nur um mal zu gucken, ob er wirklich im Wasser oder vielleicht einem Meer aus Pudding landen würde.
Letzten Endes änderte es nichts, wer auch immer dort im Wasser oder eben nicht mehr war, Greo hegte nach wie vor keine Absicht das Achterdeck und damit Shanaya zu verlassen. Die anderen würden ihn oder sie schon rausfischen. Kurz hatte er mit dem Gedanken gespielt Talin zu folgen und sich irgendeine Waffe zu suchen, die jetzt nützlicher wäre als eine Kanone, eine Axt aus dem Sortiment vielleicht. Sicherlich rostete die auch, doch der Griff ließ sich vielleicht immer noch als effektiver Knüppel nutzen. Im Zweifel konnte er aber auch die Schere in die Greifklauen irgendeines vermaledeiten Vogelviehs stechen, ob die Schneiden dann abbrachen oder nicht spielte keine Rolle, es würde für kurze Ablenkung sorgen. Und niemand garantierte, dass der Vogel eine hölzerne Waffe nicht einfach zerbeißen würde wie einen Weizenhalm.
Anstatt die Treppe hinabzusteigen verweilte er am Steuerrad bei seiner dunkelhaarigen Freundin und sah in den dunstigen Himmel. War das eine Stimme gewesen? Hatte da jemand aus dem Krähennest gerufen?
„Hast du das auch gehört?“,
fragte er Shanaya und verengte ein wenig die ungleichen Augen, als ob das bei der Akustik irgendwie helfen könnte. Das Mannweiblein. Dingens. Skadi. Greo formte mit den Händen Trichter um den Mund, legte den Kopf in den Nacken und rief hinauf, denn Schaden konnte das ja nicht:
„Segel eingeholt, ein Mann über Bord, versuch dich vor dem Nebel zu schützen, der ist nicht normal.“
Das musste reichen. Zu viele Informationen brachte ihr da oben auch nichts. Vielleicht wäre es besser, wenn sie hinabkletterte. Dass Skadi nicht allein im Krähennest war, wusste Greo nicht. Er wandte sich wieder an Shanny.
„Wie weit ist das Land etwa weg?“,
fragte er sie und musterte den Nebel nachdenklich. Sie könnten alle unter Deck kriechen und abwarten, da würde der Vogel vielleicht nicht an sie herankommen. Aber Passivität konnte tödlich sein. Das Schiff konnte irgendwo auf Grund laufen, möglicherweise nahmen die fliegenden Viecher die Sphinx auch Planke um Planke auseinander, bis sie an den Kern und damit die Mannschaft herankamen oder der Nebel zeigte sich noch tückischer und würde sie alle ersticken. Abwarten und nichts tun konnte fatal enden.
Er sah von Shanaya zu Lucien.
„Habt ihr irgendetwas, das nicht rostet und womit ihr euch verteidigen könnt?“
Er überlegte, ob es mit verrostetem Zunderzeug und bei der hohen Luftfeuchte eine Option war eine improvisierte Fackel zu entzünden, mit der sich ein möglicher Angreifer etwas abwehren ließ. Er erinnerte sich vage, dass die Tiere seiner Heimat vor Feuer stets geflüchtet waren.
[Achterdeck, beim Steuerrad | Shanny, Luc, Zairym | ruft zum Krähennest, ignoriert Rym geflissentlich]