18.04.2021, 22:47
Wer Trevor zum ersten Mal traf, kam meist recht schnell zu dem Schluss, dass seine Mutter ihn als kleines Kind mal auf den Kopf hatte fallen lassen. Wer ihn länger als, sagen wir mal, eine halbe Stunde kannte, korrigierte sich meistens: das musste ihr auf jeden Fall mehrmals passiert sein.
Trevor seinerseits wusste, dass nichts davon wahr war. In der Tat war er bestens dazu in der Lage, sich völlig selbstständig auf den Kopf fallen zu lassen. Er musste das nicht einmal planen (obwohl er das manchmal tat und es dann „elegantes Fallen“ nannte), manchmal fand er sich einfach auf dem Boden wieder, ein rasender Kopfschmerz zerschnitt, na ja, seinen Kopf eben, und füllte ihn mit wabbelig waberndem Nebel; und Trevor wusste nicht einmal mehr so recht, was ihn hierher befördert hatte. Außer … Vögel vielleicht? Da war was mit Vögeln gewesen. Aber das könnte genauso gut eine von diesen dramatischen Theaterszenen sein, in denen der Protagonist niedergeschlagen wird und ein Schauspieler in Schwarz Pappvögel um seinen Kopf kreisen lässt. Ah, jetzt wo er darüber nachdachte (warum gleich fand er es noch mal seltsam, überhaupt nachzudenken?) – das war kein Vogel gewesen. Riesenvögel, tss, was für ein Blödsinn.
Das war definitiv ein Drache.
Trevor riss die Augen auf, stellte fest, dass sie schon offen waren, fragte sich panisch, ob er blind geworden war, setze sich mit einem Ruck auf und – wäre beinahe direkt wieder zurückgekippt. Der Schmerz an seiner Schläfe fühlte sich an, als als hätte jemand Salz auf die Wunde gekippt und würde es jetzt mit einem Hammer einpökeln.
„Aua“, sagte Trevor.
Oh, deshalb war Nachdenken so komisch. Man konnte ja auch einfach gleich reden! Er nutzte die Erkenntnis für einen äußerst kreativen, situationsangemessen Fluch.
„Leute?“, rief er dann in das Nichts vor sich und fing an, mit den Händen umherzutasten, na ja, umherzufuchteln, bis er gegen etwas stieß, das laut schepperte. Ein Eimer. Nein, der Eimer. Im nächsten Moment bekam er der den passenden Wischmop zu fassen.
„Bin ich blind? Wenn ich blind bin, krieg ich dann so ein schickes Brillendings wie Zairym?“
Er hörte Rufe und Schritte um sich herum und beschloss, nicht darauf zu warten, dass ihn irgendwer fand, sondern einfach weiterzureden, bevor sich sein Kopf daran erinnerte, wie sehr er wehtat. War das normal? Er biss sich auf die Unterlippe (keine gute Idee, die brannte jetzt auch), manövrierte sich auf die Beine und dann mittels Wischmop-Blindenstock durch das Weiß in Richtung der nächstbesten Stimme.
„Oh, oder Glasaugen, kann ich Glasaugen haben und eine Brille oder ist das zu viel Glas? Vielleicht sollte man nicht so viel Glas im Gesicht haben, wenn man ständig fällt, elegant fällt, mein ich. Feuerbart ist an einer Glasscherbe gestorben, andererseits, zu sterben wie Feuerbart wäre schon ziemlich spektakulär, aber nicht so spektakulär wie oh, Rayon, bist du das? Rayon!“
Er wäre beinahe in den Koch hineingerannt, ach was „beinahe“, er rannte in ihn hinein, und wenn er schon mal da war, konnte er ihn ja auch spontan umarmen, nur um sicherzugehen, dass er auch wirklich da war und kein Nebelgeist. Oh, der Nebel! Natürlich! Trevor machte einen Satz zurück und die anhänglichen Nebelschwaden folgten ihm.
„Nein, nicht verletzt, nicht mal blind! Bloß Nebel, Nebel der wehtut, hab ich wehtun gesagt, vergiss das, ich hab’s schon vergessen, was hast du denn da in der Hand, ist das von Greg, geht’s ihm gut, oh hallo Liam, habt ihr den Drachen gesehen?!“
[irgendwo auf den Planken der Sphinx, dann bei Rayon und Liam || Platzwunde am Kopf, wo auch sonst xD]