30.03.2021, 21:42
Für einen flüchtigen Moment nistete ein selbstzufriedenes Lächeln in seinen Mundwinkeln, als Ceallagh ihm eine Antwort schuldig blieb. Nicht, dass Alex damit gerechnet hätte – eher im Gegenteil. Und dass er Recht behielt, erfüllte ihn auf eine gewisse Art und Weise mit Genugtuung. Schade bloß, dass dieses Gefühl nicht lange Bestand hatte – nicht in der jetzigen Situation jedenfalls, in der dieser dicke Dunst ihm das Gewehr unter den Händen wegrosten ließ. Seine Gedanken rotierten, hatten aber aufgrund der abstrusen Lage nicht wirklich eine zündende Idee parat, die nicht damit begann, einfach so schnell wie möglich wieder hinauszusegeln. Wenn der Zahn der Zeit schon so rasend schnell am Metall seines Gewehres nagte, wollte er gar nicht darüber nachdenken, wie viel Zeit der Sphinx blieb, bis sie Leck schlug und sie auf ewig in diesem Meer verschwinden würden.
Die Schiffsglocke riss ihn aus dem Kreis seiner Gedanken. Statt Sorge war es in seinem Fall allerdings als erstes Unmut, der ihn ereilte. Missmutig knirschte er mit den Zähen und obwohl nach dieser kleinen Achterbahnfahrt wirklich niemand etwas dafür konnte, über Bord zu gehen: Alex Ärger galt dem bislang unbekannten Crewmitglied, der ihr Schicksal durch diese Verzögerung vermutlich besiegelte. Er hatte gar nicht genug Zeit, um insgeheim doch zu hoffen, dass das Leben mehrerer über das des einzelnen gingen (natürlich hätte man ihn trotzdem nicht einfach zurücklassen können), da hörte er bereits Lucien, der seinen Namen über Deck rief. Darauf folgten Worte, mit denen er gerechnet hatte. Er hörte sie trotzdem nicht gern, wusste aber, dass es das einzig ach so moralisch richtige war, was sie tun konnten. Einen von ihnen aus dem Wasser fischen, bevor sie deshalb alle draufgingen. Er brummte, holte tief Luft und tat, wie geheißen.„Aye!“, rief er zurück.Indes lauschte er mit einem halben Ohr den weiteren Befehlen und den übrigen Rufen an Deck. Tarón schien an der Front zu stehen und übermittelte auch prompt, wen sie denn verloren hatten. Mehr als Schatten konnte Alex von seiner Position aus nicht im Nebel ausmachen. Er hörte Schritte, lauschte, blieb aber vorerst auf Position. Josiahs Stimme erkannte er zwischen den Schritten, die sich scheinbar an Tarón wandte, dann allerdings abbrach. Alex lauschte, hatte das nachgeladene Gewehr wieder geschultert, um sich das Elend nicht weiter ansehen zu müssen und behielt rein zur Sicherheit die Hand an einem der Ankerspills. Es war, als würde der Nebel mehr schlucken als bloß die Sicht. In seinem Nacken kribbelte es unangenehm. Dann, plötzlich, druchdrang Soulas Stimme aufgebracht die Dumpfheit dieser Welt. Alex hob überrascht den Blick, auch wenn er dadurch nicht mehr sah als vorher. Die Stimme kam von vorn und wenn er sich recht entsann, hatte Lucien nur einen von ihnen mit ihr dorthin geschickt. Im Normalfall hätte es ihn nicht groß interessiert, doch gerade in solch einer Ausnahmesituation wusste er gerne, wer wo eingesetzt war – um abschätzen zu können, wo man vielleicht besser ein Auge darauf hatte. Abermals fand sich ein unscheinbares Schmunzeln in seinen Mundwinkeln wieder – die Antwort auf Soulas recht klar gestellte Frage blieb allerdings aus oder war leise genug, dass er ihren Wortlaut nicht mehr richtig verstand. Schade, denn wenn sie damit jetzt etwas geweckt hatte, war es eindeutig Alex‘ vorwitzige und schadenfrohe Seite, die trotz all des Chaos um sie herum gerne den beschämten Blick von James gesehen hätte – ganz egal, was er angestellt hatte. Schritte wanderten über Deck, Soulas Stimme erklang erneut, dieses Mal allerdings näher als zuvor. Tarón antwortete und ließ den Lockenkopf noch ein wenig hellhöriger werden. James allerdings versuchte, jegliche Kommunikation im Keim zu ersticken – die patzige Wortwahl seiner Antwort allerdings sprach für Alex mehr als tausend Worte. Ob er mit seiner Annahme dabei richtig lag, war ihm im übrigen ziemlich egal – Es war das Naheliegenste, so wie sich die Landratte bisher gezeigt hatte. Er gluckste in sich hinein, auch wenn die Anspannung nicht von ihm abließ.„Braucht ihr noch Hilfe?“, rief er zu der Gruppe auf Rettungsmission hinüber.Seiner Stimme hörte man nichts von seiner Schadenfreude an. Allerdings musste er zugeben, dass seine Schadenfreude definitiv der wichtigere Grund für ihn, sich als Hilfe anzubieten.