02.03.2021, 14:44
Zwei Schüsse ertönten. Holzsplitter flogen und der Vogel kreischte und riss den Kopf herum. Ein paar lose Federn segelten durch die Luft.
Etwas in Rúnars Brust zog sich kurz zusammen. Frust und Wut und ... irgendwas das er nicht deuten konnte. Aber das Endergebnis wäre ohnehin dasselbe gewesen: Allgemeine Verwirrung und nicht den Deut einer Ahnung, was er tun sollte oder konnte. Und die brennenden Muskeln in seinen Armen, die seine Finger dabei unterstützen sich an die Reling zu klammern, halfen nicht gerade beim konzentriert Nachdenken.
Der Vogel spannte die Flügel und erhob sich und das erste was Rúnar spürte war, wie seine Arme sich entspannten -- dann den Fahrtwind in den Haaren -- wie die Fliehkraft die Reling in seine Rippen presste -- wie er die Balance verlor--
Er schrie, aber der Aufprall auf dem Wasser schlug ihm die Luft aus den Lungen.
Rúnar strampelte, versuchte gegen die reißenden Wellen anzukommen, sah wie die Blitze die Wasseroberfläche aufflackern ließen -- realisierte, dass er nicht dort war, sondern hier. Die See war ruhig, es gab keine Blitze und es gab keine Elding, die von einer Welle umgestürzt und in die Tiefe gerissen wurde und ihn allein auf der offenen See treiben lassen würde. Alles war still. Es gab die Sphinx. Und Rúnar war nicht allein.
Er schwamm zur Oberfläche, prustete das Salzwasser aus der Nase und dem Mund. Vor ihm war die in dicken Nebel gehüllte Bordwand der Sphinx. Rúnar rief: "MANN ÜBER BORD!"
{ geht über Bord, Steuerbordseite }