22.02.2021, 17:52
Es war als wäre der Geist des Chaos über das Board hereingebrochen. Was als einfache Jagd anfing endete in der Zerstörung – wenigstens waren sie diesmal in keine von Menschen gestellte Falle gelaufen.
Die Muskeln seines Armes schmerzten und die Wucht des zurück ins Wasser fallenden Schiffes riss Josiah fast von den Beinen. Aber es stand wieder. Ihr Schiff stand wieder. Josiah atmete innerlich auf.
Ruckartig riss er seinen Blick von seinen Kollegen ab und ließ ihn zurück nach oben gleiten, dorthin, wo der Vogel verschwunden war.
Von wo würde der nächste Angriff kommen? Wie war er getroffen worden? Was brauchte es noch, um ihn loszuwerden?
Doch auf halber Strecke wurde sein Blick von etwas anderem gefangen. Eine sanften, schleichenden Bewegung, die am Rande seines Bewusstseins kratzte, ehe er verstand und den Kopf herum riss.
Der Nebel. Der Nebel kam.
Josiah stieß sich hektisch von der Reling weg, als die Masse über sie hinüber schwappte wie eine Soße, ehe die höher stehenden Nebelschwaden ihr folgten. Kurz stolperte er ein, zwei Schritte rückwärts, blickte noch einmal kurz hektisch nach oben – der Vogel war noch nicht wieder aufgetaucht. Warum? Die meisten Raubvögel ließen sich nicht viel Zeit zwischen ihren Angriffen. Was tat er? – dann wieder zum Nebel, der unaufhaltsam näher rückte.
Verflucht.
Ohne noch weiter nachzudenken oder zu zögern schmiss Josiah sich herum und rannte los. Quer über das Deck, in Richtung Lucien. Kurz darauf hatte ihn der Nebel eingeholt – Josiah hielt instinktiv die Luft an. Er musste bei Lucien ankommen bevor dieser sich von seiner Stelle wegbewegen konnte und er ihn in dem Nebel noch schlechter wieder fand. Der Schrei des Vogels zerriss die Luft. Gellend. Josiah widerstand dem Verlangen, den Blick von dem langsam im immer dichter werdenden Nebel verschwindenen Lucien zu lösen und nach oben zu sehen und spitzte stattdessen die Ohren. Wenn der Vogel nah genug war, um wieder anzugreifen, würde er das auch hören können.
Doch da war nichts.
Lag es am Nebel?
Lucien tauchte aus dem Nebel wieder auf, neben ihm James. Josiah verfiel in einen leichten Laufschritt, bis er auch die letzten Meter überwunden hatte. Seine Lungen gaben ihm mit einem leichten Brennen zu verstehen, dass er langsam wieder Luft holen musste, und Josiah gab auf. Als er bei Lucien und James ankam, atmete er flach.
„Alles gut bei euch?“
Ohne eine Antwort abzuwarten ließ er seinen Blick über die versammelte Mannschaft gleiten, das Seil um Lucien, James‘ an dessen Hose gepresste Hände und die am Boden liegende Soula.
Mit wenigen Schritten war er bei ihr und streckte ihr die Hand entgegen.
Es war sonst nicht so seine Art, anderen auf die Beine zu helfen, aber je eher die junge Frau stand desto wahrscheinlicher war es, dass sie auf neue Ereignisse schnell und gescheit reagieren könnte. Und sie konnten jetzt jede tatkräftige Hand gebrauchen, die sie haben konnten.
„Wieder einsatzbereit?“
Sie mussten alle schnell handeln. Wie auch immer dieses Handeln aussehen mochte.
Im nächsten Moment ertönte Ceallagh’s Stimme aus dem Nebel. Josiahs Kopf fuhr herum als er mit dem Blick den Nebel abtastete.
„Ceallagh!“, rief er auf’s Geratewohl in die Nebelwand. „Alles klar bei euch?“
[am Anfang irgendwo, dann bei Lucien, James und Soula]