09.02.2021, 22:00
Er hätte nie gedacht, dass er einmal so schnell einen neuen Freund finden würde. Wirklich und wahrhaftig, er schloss niemanden schnell ins Herz. Aber dieser kleine, hölzerne Eimer schien genau das zu sein, wonach er sich seit Ewigkeiten zu sehnen schien. Zumindest seit dieses vermaledeite Schiff und seine verfluchte Crew begonnen hatten, Jagd auf ein anderes Schiff zu machen. Gegen einen kleinen Raubzug für ein wenig mehr Geld hatte er nie etwas einzuwenden, aber konnten sie das nicht auf festen Boden machen? Das waren seine Gedanken gewesen, als er sich das erste Mal über die Reling gebeugt und übergeben hatte. Nur mit Mühe hatte er sich mit eben besagtem neuem Freund nach unten aufs Mannschaftdeck verzogen, in eine Hängematte gelegt und gehofft, dass er das ganze irgendwie überstehen würde. Sein Magen hatte, nach mehrmaligem entleeren und würgen, sogar angefangen, sich zu beruhigen. Und dann kippte seine Welt.
Ohne groß darüber nachzudenken, hatten Rym den Eimer losgelassen, der frei durch den Raum flog und seinen Inhalt unschön auf dem Deck verteilte. Der junge Mann konnte von Glück sagen, dass er sich mit einigermaßen zielsicheren Reflexen am Mast festhalten konnte, nachdem er schon aus der Matte gepurzelt war. Völlig entsetzt über das Chaos, das ihn auf einmal in diese Lage gebracht hatte, vergaß er seinen rebellierenden Magen, während er auf die Füße kam.
„Was bei der gütigen Göttin...?“, begann er zu fluchen, während er sich in eine einigermaßen bequeme Position aufrichtete. Wehmütig sah er seinem einzigartigen Freund hinterher, der irgendwo in der Dunkelheit verschwunden war. Gleichzeitig machte er sich auf den Weg in Richtung Treppe, um schwankend nach oben zu kommen. Sein Magen begann schon wieder nervös zu flattern, aber diesmal war er zu wütend über die Störung, die ihn seine aufkommende Ruhe ruiniert hatte, um daran zudenken, sich wieder zu übergeben. Stattdessen riss er die Tür auf und sah sich nach dem Grund für die Schieflage des Schiffes um.
Rym blinzelte ein paar Mal, hob unsicher die Hand an die Tasche in seinem Hemd. Doch ob Brille oder nicht, er musste sich eingestehen, dass das, was er dort vor sich sah, Wirklichkeit sein musste. Ein sehr großes, schweres...Etwas mit Flügeln so lang wie das Schiff, hing am Hauptmast der Sphinx und schien es darauf abgesehen zu haben, sie zu versenken. Der Dunkelhaarige kniff wütend die Augen zusammen, dachte an seinen beschädigten Freund auf dem unteren Deck, bevor er die Tür losließ und sich bis zur Reling rutschen ließ. Von dort schwankte er die Treppe hinauf und sah sich kurz um. Es herrschte keine Ordnung auf dem Schiff, aber immerhin konnte er erkennen, dass ein Lockenkopf seine Waffe auf das Vieh dort oben gerichtet hielt. Rym achtete gar nicht weiter auf seine Umgebung, nahm seine Hübsche von der Schulter, wickelte sie aus und richtete sie, ohne lange zu zögern, auf das Vogelvieh. Er wollte schon abdrücken, denn immerhin war es das, was er besonders gut konnte, aber als er bemerkte, dass sich in dem Nest am Hauptmast jemand bewegte, fluchte er wieder leise. Für einen kurzen, nachdenklichen Moment hielt er inne, bevor er seine Brille aus der Tasche riss und diese in einer fließenden Bewegung aufsetzte. Erst dann legte er sein Gewehr wieder an und zielte auf die Krallen des Vogels, die das Holz fest im Griff hatten. Er ignorierte das Schwanken, ignorierte seine instabile Lage, atmete ruhig ein und aus und schoss, wobei eine falsche Bewegung der Personen da oben, diesen auch einfach umbringen konnte.
[erst auf dem Mannschaftsdeck, dann auf dem Hauptdeck | in der Nähe von Greo und Shanaya | schießt auf die Krallen des Vogels]