24.01.2021, 19:36
“Hier wird niemand erschossen.“, was er erst an Trevor gerichtet hatte, folgte auf den Fuß mit einem verheißungsvollen Blick James, der wie ein verängstigter Hund um sich schnappte. Bei allen Welten – begriff der Kerl denn nicht, was Trevors Leichtsinn zu all dem hier beitrug? Offensichtlich nicht, wenn er so freimütig davon sprach, dass er andere Optionen für einen schnellen und womöglich schmerzfreieren Tod kannte.
“Vielleicht könntest du auch einfach mal deine Klappe halten und zu einer Lösung beitragen, statt hier herum zu stehen und den anderen dabei zuzusehen.“ Denn nichts anderes hatte der Fremde bisher getan. Zugesehen, über Entscheidungen gewettert und über Eventualitäten gesprochen, die genauso aus der Luft gegriffen waren, wie alles andere, das ihm durch den Kopf schwirrte. Es brachte nichts, sich wie ein verängstigtes Häschen zurück zu ziehen und dafür zu beten, das man ungeschoren davon kam. So funktionierte da Leben nicht. Erst Recht nicht eines Mannes auf See. Wer so etwas wie blinde Furcht kannte, sollte sich beim nächsten Landgang lieber von dieser Crew verabschieden. Denn Ceallagh rechnete felsenfest damit, dass das hier noch ein Kaffekränzchen war, im Vergleich zu allem, was ihnen angesichts der Abenteuerlust der Kapitäne bevor stand. Er für seinen Teil freute sich darauf. James allerdings würde wohl eher mit eingeklemmtem Schwanz den Rückzug antreten.
“Ich muss dich glaube ich nicht daran erinnern, weshalb du überhaupt weißt, dass uns der Nebel gefährlich werden könnte, oder?“ Für den Blondschopf stand es hier letztlich nicht zur Debatte ob oder wie verrückt Trevor eigentlich war. Seine fixen Ideen und Eigenarten konnte der Hayes gekonnt ignorieren, weil es ihn so sehr an das naive Geplapper seiner Schwester erinnerte, dass er erst darauf ansprang, wenn statt Worten auch wirklich Taten folgte.
Aus den Augenwinkeln bemerkte der Schmuggler wie Rúnar panisch auf der Stelle sprang und seinen Arm wie ein Huhn durch die Luft wirbelte. Was seine Aufmerksamkeit jedoch wirklich eine Sekunde von Trevor zog, war der diesige Fetzen, der am anderen Ende wie fester Schleim aus Luft und Wasser an ihm herunter hing. Hatte sich der Nebel wirklich bewusst über die Reling in ihre Richtung gezogen? Es hatte etwas Seltsames an sich, das urplötzlich tief in seinem Brustkorb drückte. Eine Erinnerung. An Geschichten. Die, die ihm sein Onkel dann und wann erzählte, um ihn daran zu erinnern, mit welchem Glück er gesegnet war, in einem trautem Heim wie dem Seinen aufzuwachsen.
“Trevor… hast du jemals von Nebelmenschen oder Geistern aus dem Nebel gehört?“ Blind war Ceallagh näher an den jungen Piraten heran getreten, um ihm die Worte leise entgegen zu flüstern. In einer Atempause, die nach dem irrsinnigen Monolog über das andere Schiff (was zum Henker war nur mit den Leuten darauf passiert?!) und eine Kostümparty dringend nötig gewesen war.
Doch Ceallagh brauchte Antworten. Mehr als er Trevors Körper zumuten konnte und wollte. Am liebsten hätte er geradewegs James im Wasser und im Nebel versenkt. Einfach, um sein Gezeter zu verstärken und einen Grund mehr zu haben, ihn auf der nächsten Insel los zu werden.
Ruckartig wandte sich der Schmuggler herum, steuerte auf Tarón und Lucien zu. Letzterer war gerade dabei das Schiff auf neuen Kurs zu setzen und hatte seinen Blick in Richtung Steuerrad erhoben. Nur die Augen des Älteren ruhten auf ihm. Erwartungsvoll. Hoffend, dass er mit wichtigen Informationen aufwartete.
“Lucien… ihr habt doch Hühner da unten oder?“ Eine Hand breit blieb er neben den beiden stehen, sah von seinem alten Freund auf Tarón und sog tief und schwer die Luft ein.
“Dieser Nebel ist nicht üblich für diese Gegend. Nicht in dieser Form zumindest. Ich will wissen, was er mit lebendem Getier anstellt, ohne dafür jemanden über Board schmeißen zu müssen.“ Ihm war vollkommen klar, wie grausam sich das anhörte. Doch wenn der Vogel auf sie, statt auf das andere Schiff aufmerksam wurde, konnte der Nebel im Zweifelsfall ihr Retter in der Not sein. Und ein Huhn war letztlich schneller ersetzt als ein Mitglied der Besatzung.
“Weiter süd-östlich gibt es einen Vulkan, der allerdings seitdem ich denken kann nicht aktiv war. Allerdings würde ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass er seine Lava nicht auf anderem Wege an die Oberfläche gelangt.“, fügte er hinzu. In dem Wissen, dass es ein Griff nach Strohhalmen war. Er wusste nicht wie das Wasser auf den heißen Strom aus Lava reagieren konnte. Ob der Nebel ein Produkt dessen war oder etwas ganz anderes dahinter steckte. Doch es brachte nichts, es still und heimlich für sich zu behalten. Mehr Köpfe. Mehr Ideen.
“Was die Vögel betrifft… wir haben nicht die richtige Ausrüstung, um uns ihnen zu stellen, ohne Verluste hin zu nehmen. Sei es innerhalb der Mannschaft oder das Boot selbst. Und gerade jetzt sind sie zu aggressiv als es auf einen dummen Versuch ankommen zu lassen.“
[erst bei Trevor und James | dann bei Lucien und Tarón]