04.11.2020, 22:21
Offenbar konnte sich der Blondschopf doch an ihn erinnern oder war recht geschickt darin, ins Blaue zu raten, ohne einen blassen Schimmer zu haben, wo sie sich bereits schon mal begegnet waren. Alex schätzte ihre letzte Zusammenkunft nicht gerade als gedenkenswert und das, was er von Ceallagh bislang kennengelernt hatte, sagte ihm, dass es ihm vermutlich ähnlich ging. Aber leider blieben einem gerade die Treffen, die man nicht zwangsläufig wiederholen wollte, im Gedächtnis. Und war es nicht fast schon ironisch, dass der Zufall sie abermals aneinander geführt hatte? Hätte ihn nicht gerade dieser Umstand so amüsiert, hätte er den flüchtigen Bekannten vermutlich einfach wortlos ziehen lassen. Aber er hatte es nicht lassen können. Allein schon, weil er sich ziemlich sicher war, dass den blonden Prinz Eisenherz allein seine Anwesenheit störte.
„Na, warum sollten sie auch?“, erwiderte er mit einem halbherzigen Schulterzucken. „Immerhin bin ich ein rechtschaffender Bürger der ersten Welt.“Alex‘ Stimme klang so überzeugend, wie sie eben musste, wenn man auf dem Schwarzmarkt verkündete, die Hände in Unschuld zu waschen. Mal ganz davon abgesehen, dass er keiner der Menschen war, die es wirklich erstrebenswert fanden, als rechtschaffend zu gelten und den Reichen und Mächtigen in die dunkelsten Stellen ihres Körpers zu kriechen. Nicht immer klug, aber zumindest authentisch.„Ganz im Gegensatz zu -“Weiter kam er nicht, als hinter Ceallagh bereits das Chaos ausbrach. Wie in Zeitlupe verlor die Käfigkonstruktion am anderen Ende des Standes das Gleichgewicht und stürzte letztlich unter hellem Kreischen in sich zusammen. Holz brach, Metall schepperte auf dem Schotter und das Gekreische war mittlerweile zu einem Aufruhr herangewachsen. Die Leinen hatten längst die Sicht auf verschiedenste großäugige Vögel freigegeben, die aufgeregt in zwischen den Metallstäben tobten. Einer der Käfige fiel derart ungünstig auf eines der Scharniere, dass sich das Metall verbog und die Käfigtür unter dem wilden Treiben im Inneren letztlich aufsprang. Federn glitten durch die Luft, während sich das Tier seinen Weg nach draußen kämpfte und in all seiner Panik statt nach oben zu fliegen nach vorne durchstartete und in die nächste Ansammlung an aufgestapelten Mini-Verließen hineindonnerte, die ebenfalls gefährlich zu wanken begannen.„Wow.“, kommentierte Alex das Geschehen und machte absolut keine Anstalten, dem Verkäufer zur Hilfe zu eilen, der hastig und fluchend versuchte, wieder Ordnung in das Chaos zu bringen. „Das.“, beteuerte er mit einer bedeutungsschweren Pause und festem Blick auf den kleinen Gehilfen des Blonden. „Das wird mal einer von den Richtigguten.“Das meinte er nicht mal so ironisch, wie man es aufnehmen konnte. Immerhin kam es immer ganz auf die Betrachtung an Und seiner Meinung nach gehörten Tiere ganz gewiss eher in die Freiheit als in Käfige.