03.11.2020, 19:32
„Was ziemlich mutig wäre bei diesem Berufsrisiko.“, beendete er ihren Satz, schloss die Möglichkeit allerdings nicht von vornherein aus – ganz ähnlich wie seine Gegenüber, wie es schien, sonst hätte sie vermutlich keinen Gedanken an diese Möglichkeit verschwendet.
Aber war ihre auserkorene Beute wirklich so leichtsinnig gewesen, sich vor einem Übergriff sicher zu glauben? Oder drehten sie gerade insgeheim den Spieß um, indem sie versuchten, sie mit einer Finte auszutricksen? Was auch immer es war – Alex war nicht derjenige an Board, der sich über derartige Gedanken den Kopf zerbrechen musste. Gleichzeitig war er bislang meist derart mit Glück gesegnet gewesen, dass er sich wiederum sicher vor allerlei tödlicher Gefahr glaubte. Was also sollte schon schief gehen bei dieser Aktion und all dem Tatendrang, der die Crew allmählich unterwanderte? Der Lockenkopf erwiderte den Blick der Dunkelhaarigen abwartend, wog den Kopf schließlich ungeduldig zur Seite, bis Skadi ihre Gedanken letztlich mit ihm teilte. Soula hatte sich schon tüchtig dran gemacht, der ihr aufgelegten Aufgaben nachzugehen. Immerhin schien sie keine Angst davor zu haben, sich die Hände schmutzig zu machen. Wahlweise auch mit Blut, wobei sich Alex nicht sicher war, ob sie sich dessen bewusst war.„Wie die Dame wünscht.“Mit einem schalkhaften Funkeln in den Augen neigte er das Kinn auf ihre Zusammenfassung hin. Vermutlich hatte sie allerdings recht – gerade, wenn es noch darum ging, Soula einzuarbeiten und so nützlich wie möglich in das ganze Geschehen einzubinden. An Deck standen sie sich ohnehin bereits in den Füßen, da war ihm koordiniertes Arbeiten unter Deck weitaus lieber – vorausgesetzt, mit Skadi war das machbar. So grimmig, wie er sie auch kennengelernt hatte – sie schien zumindest zu wissen, was sie tat. Auch, wenn er nicht ganz schlau daraus wurde, weshalb ihr so viel an der Handelskompanie lag, mit der sie sich anlegten. Aber wenn es sie glücklich machte –„Bring‘ doch gleich Wasser mit.“, schlug er vor und machte rasch ein paar große Schritte in die Richtung der Kombüse, um unter einem der provisorischen Arbeitsplatten einen der Holzeimer hervorzuziehen und ihn ihr kurz vor dem Treppenaufgang in die Arme zu drücken.„Wär‘ doch schade, wenn wir am Ende bloß noch Rum zum Saufen hätten.“Er zwinkerte, klang dem Gedanken gar nicht mal so abgeneigt und kehrte ihr schließlich den Rücken zu, um den Rest zu erledigen. Nebst einem Eimer hatte er auch gleich eine der Bürsten gegriffen, die er aus dem Handgelenk heraus zu ihrer auserkorenen Kanone warf, ehe er eine der Laternen von ihrer Halterung löste, um mit ihr tiefer in den Bauch des Schiffes zu verschwinden. Am Treppenabsatz erblickte er Greo, der der Kiste in seinen Händen nach zu urteilen, ebenfalls gerade in der Krautkammer gewesen und nun auf dem Weg zurück nach oben war. Ohne langsamer zu werden drückte er sich an dem Hünen vorbei, hing die Laterne an eine der Vorrichtungen und trat in das Zwielicht der Waffenkammer hinein. Als erstes fiel ihm ein kleiner Stapel Sechspfünder ins Auge, bis er dahinter aufgestapelt die größeren Zwölfpfünder in Kisten entdeckte. Was die Kettenkugeln betraf, würde er Skadi aber offenbar enttäuschen müssen. Er zog eine der Kisten mit den Kugeln aus dem Eck heraus, damit sie leichter erreichbar war, ehe er sich dran machte, ausreichend Schießpulver aus den Fässern umzufüllen.