05.10.2020, 17:56
James Mund verzog sich zu einem schmalen Strich als der Captain ihm wünschte, bei der anstehenden Verfolgungsjagd nicht seekrank zu werden. Es war ja kein Geheimnis dass er sich hier an Board noch nicht fühlte wie zu Hause, vielleicht würde er das auch nie tun. Aber hatte er eine andere Wahl? Nein. Sein Ehrbewusstsein führte dazu dass er hier stand, offenbar auf der Jagd nach einem kleinen Handelsschiff, so wie das Piraten eben taten. Für einen kleinen Moment stand er ziemlich regungslos da und überlegte, was zum Geier er für eine Rolle bei einer Enterung eines Schiffes spielen sollte. Sein Ego hatte zwar monströse Ausmaße, aber das Training mit Skadi und Soula hatte ihm gezeigt dass er wirklich kein Künstler an der Klinge war. Und da er an seinem Leben hing, würde er sich sicherlich nicht als erstes in das Getümmel stürzen, so wie man es sich aus heroischen Piratengeschichten vielleicht erträumen mochte.
Es war aber erstaunlich, wie erfahren und eingespielt der Rest der Crew zu sein schien. Bis auf die wenigen Ausnahmen – vornehmlich bestehend aus Streunern, die neu zur Crew dazu gekommen waren – wusste jeder was er wann und wie zu tun hatte. James hingegen stand nach wie vor unweit von Lucien und Shanaya, den Blick in Richtung des anderen Schiffes gerichtet, als würde er vor seinem geistigen Auge zu berechnen versuchen, wie diese ganze Geschichte hier ausgehen mochte. Die ganze Crew schien positiv aufgeregt zu sein, sich zu freuen endlich mal wieder anderen Menschen das Hab und Gut – und möglicherweise auch das Leben – zu nehmen. Und für die Frage ob er das ebenfalls überhaupt könnte, war es nun eindeutig zu spät. Er war jetzt Teil dieser Crew und würde können müssen.
Auf Shanayas Frage, ob er sich noch an alles gewöhnen würde, nickte James langsam und wandte für einen Moment den Blick auf die Navigatorin.
“Ich glaube, das ist nichts, was man als Landratte kennenlernen könnte.“
musste er zugeben, bevor er Luciens Anweisung folgte und seine Augen fest auf das Focksegel richtete. Was zum Geier er tun könnte wenn es eben nicht mehr „Gut vor dem Wind“ blieb…er hatte keine Ahnung. Aber so hatte James wenigstens eine Aufgabe, so unwichtig sie vermutlich auch war. Ein Kommentar brachte James dann aber doch zum Schmunzeln und erneut sah er für einen Moment zu Shanaya, um sie ausgiebig zu mustern.
“Ich kann dir auch dabei helfen die Bluse auszuziehen. Jetzt oder später, wie du willst.“
Das war ein Angebot, von dem er wusste, dass sie es nicht annehmen würde. Und darüber war er im Moment auch ganz froh, schließlich konnte er sich kaum auf den Beinen halten vor Erschöpfung, noch einer Frau irgendetwas ausziehen und Spaß daran haben.
Auf dem Deck vor ihnen war ordentlich Trubel und James bemerkte erst jetzt, dass er etwas ganz entscheidendes unter Deck vergessen hatte. Seinen neuen Degen. So unerfahren er mit dem Ding auch war, es wäre schon besser er hätte es in greifbarer Nähe bevor sie Angesicht zu Angesicht mit „dem Feind“ wären.
“Captain? Mein Degen..ich muss nochmal unter Deck.“
Diese mangelnde Vorbereitung war ihm peinlich, aber er wollte das Segel auch nicht unbeobachtet lassen und einfach abhauen. Also blieb nur: Meldung machen.
(Achterdeck bei Luc, Shay, Taron)