27.09.2020, 17:35
Eigentlich wollte Soula sich nur ein bisschen ablenken und anschließend zu Loki zurückkehren. Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen, was nach dem Spiel passierte. Klar, als Frau war sie nicht gerade unscheinbar, aber so unbemerkt, wie sie sich ihren Platz gesucht hatte, hätte sie eigentlich auch erwartet, dass sie ihn so wieder verließ. Aber nein. Der Gewinner der Runde hatte sie bemerkt und sie eingeladen. Vielleicht konnte das dann doch noch ein amüsanter Abend werden, auch wenn sie nicht lange bleiben sollte. Im hinteren Eck der Taverne fühlte sie sich allerdings ganz wohl. Soula kannte diese Gesellschaften gut. Man konnte sich unterhalten, amüsieren, aber für mehr war sie da definitiv nicht zu haben. Sie hatte aber definitiv auch Lust sich mal wieder zu amüsieren. Viel zu sehr hatten sie in der letzten Zeit auch wieder die negativen Gedanken eingeholt. Soula beobachtete nicht nur dem Fremden, der dann auf sie zukam, sondern auch den Rest der Gesellschaft. Sie behielt jeden einzelnen genau im Blick, damit sie einer unangenehmen Situation entkommen konnte, wenn es sie geben würde. Das war ihr auch schon oft genug gelungen, als sie damals Spielsüchtig war. Ihren Dolch hatte sie Griffbereit und sie würde sich definitiv zu verteidigen wissen.
Als er sich verbeugte, war die Dunkelhaarige aber erneut überrascht. So hatte sich ihr selten jemand vorgestellt. War er etwa von höherer Geburt? Was machte er dann hier am Spieltisch? Sie nickte ihm aber höflich zu und lächelte. James Killigan. Sogar mit seinem Nachnamen stellte er sich vor. Der Platz neben ihr war durchaus frei. Soula war aber bedacht, dass er sie nicht einengte und sie jeder Zeit verschwinden konnte, wenn sie es wollte. Durch die offenen Tische war das aber kein Problem. Sie nickte erneut.
„Setzt Euch. Mein Name ist Soula“, sprach sie ebenso höflich. „Vielen Dank für das Kompliment. Ich darf aber sicher davon ausgehen, dass Ihr das nicht zum ersten mal sagt?“
Sie schmunzelte herausfordernd. Soula war zwar noch recht jung, doch sie war weder auf den Kopf gefallen, noch hatte sie wenig mit Herren zu tun gehabt. Hin und wieder war sie auch Männern der höheren Gesellschaft begegnet, die geglaubt hatten, Soula wäre käuflich nach einem Spiel zu haben. Auch die hatte die Dunkelhaarige mehr oder minder höflich auf ihr Fehlverhalten hingewiesen. Sie war alles andere als naiv. In dieser Hinsicht zumindest.
„Das sah nach einem guten Spiel aus.“
Ihre Worte waren anerkennend, ohne zu verraten, dass sie durchaus Ahnung davon hatte.