27.09.2020, 13:51
Nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen verfluche James seine Entscheidung seine Wettschulden so ernst zu nehmen und sich wirklich darauf einzulassen auf einem verfluchten Piratenschiff anzuheuern. Er, der noch keinen Tag in seinem Leben ernsthaft gearbeitet hatte, war plötzlich konfrontiert mit einer Knochenarbeit, die seines gleichen suchte. Seine geschundenen Knochen hatte er in seine Hängematte verfrachtet und dabei angewidert die Nase gerümpft als ihm der eigene Schweißgeruch in die Nase stieg. Aber zum Waschen fehlte ihm die Energie, ganz davon abgesehen dass Wasser zum Waschen auf einem Schiff sowieso Mangelware war. Die Wellen schaukelten das Schiff vergleichsweise sanft hin und her und seine Hängematte wog sich daher auch in einem gleichmäßigen Takt, der fast dazu verleiten könnte einfach einzuschlafen. Dankbar wäre James für jede Sekunde Erholung, aber gleichzeitig schrien seine geschundenen Gelenke nach Aufmerksamkeit. Vorsichtig wickelte der Händlersohn die Stofffetzen von seinen Händen, die die Handflächen vor weiterem Schaden bewahren sollten. Sicherlich wäre es cleverer gewesen diese Stofffetzen schon vor dem ersten Arbeitsschritt anzulegen, aber hinterher war man immer schlauer. Deshalb zierten nun so viele Blasen und Schürfwunden seine beiden Hände, dass er Mühe hatte die Finger überhaupt zur Handfläche hin zu beugen und eine Faust zu machen.
Müde lies er seine Hände in seinen Schoss fallen und schloss nun doch die Augen, in der Hoffnung dass sein Körper endlich ruhe geben würde und ihn etwas schlafen lies. Doch kaum kam Morpheus Reich in greifbare Nähe gekrochen, hörte er auf dem Deck schon Rufe und geschäftiges Getrappel. Irgendetwas schien dort oben die Arbeit und Aufmerksamkeit zu fordern, was sich auch darin bemerkbar machte dass das Schiff plötzlich merklich an Geschwindigkeit gewann. Seufzend wickelte James sich die Stofffetzen wieder um die Handflächen und schwang sich unter dem Ächzen seiner Muskeln wieder aus der Hängematte, um nachzusehen, was nun dort oben genau vor sich ging. Bei all dem Getrampel war an Schlaf sowieso nicht zu denken.
Langsam stieg er also die Treppe zum Deck nach oben und blieb in unmittelbarer Nähe zu dieser Luke stehen, als er das Gewusel auf Deck beobachtete. Lucien und Shanaya hielten sich am Steuer auf, beide mit ziemlich ernsten Gesichtsausdruck. In der Ferne konnte man ein fremdes Schiff erahnen, weshalb sich James dann doch mal auf den Weg zum Achterdeck machte, um zu erfahren was hier los war.
“Captn? Was ist denn los?“
Offenbar hatte James noch nicht ganz verstanden das Piraterie keine Vergnügungsfahrt durch das offene Meer war, sondern oft eine Jagd auf wehrlose andere Schiffe. Wie genau das aussehen würde, würde er also jetzt bald erfahren.
(achterdeck bei Lucien und Shanaya)