17.08.2020, 20:28
Lucien konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Sie meinte ihre Worte selbst nicht ernst, das hörte er unmissverständlich aus ihrer Stimme heraus. Und trotzdem amüsierte ihn die völlig abwegige Vorstellung davon, wie er ihr tröstlich vorlog, dem Mann, der sie gezeugt hatte, könnte ja doch etwas an ihr liegen. Nein, sicher nicht. Er kannte sich eher mit Vätern aus, die sich einen Scheiß für ihre Sprösslinge interessierten. Denen nichts wichtiger war, als das, was die Leute redeten. Es hatte schon einen Grund, weshalb der Dunkelhaarige nie den Wunsch verspürt hatte, selbst Kinder in die Welt zu setzen. Sein eigener Vater war einer davon.
Doch er schob den Gedanken beiseite, hob nur den Blick und richtete ihn wieder auf Shanayas Züge. Sah den Ausdruck in ihren Augen. Eine warme Sehnsucht, die das helle Blau färbte, während sie sein Gesicht musterte und die Hand von seiner Wange nach unten wandern ließ.
Er wich ihr nicht aus, als ihre Fingerspitzen über seine Lippen strichen und ein erwartungsvolles Kribbeln unter der Haut weckten. Fuhr auch nicht mit der Zunge darüber, um es zu stoppen, sondern genoss das Gefühl und in seinen Mundwinkeln spielte ein kleines Schmunzeln.
„Und was muss zwischen 'jetzt' und 'gleich' noch passieren, damit du schlafen kannst?“
Ihren Blick hielt er nach wie vor mit seinem fest, während er selbst keine Anstalten machte, ihr näher zu kommen. Noch wog er ab, ob er müde genug war, sich zu ihr zu legen. Ob er überhaupt bereit dazu wäre, zu schlafen. Oder nur bei ihr zu bleiben, damit sie sich endlich erholte.