08.08.2020, 21:40
‚Versprochen‘. Nur ein leises Wort, das ihn für einen Moment zufrieden die Augen schließen ließ. Bis Shanaya sich wieder bewegte, gerade so weit, dass sie zu ihm aufsehen konnte. Gerade so weit, um die Hand zu heben und mit den Fingerspitzen sacht seine Lippen zu berühren.
Lucien senkte den Blick, als wolle er sehen, was sie da tat, doch für ein paar Sekundenbruchteile spürte er nur mit halb geschlossenen Augen dem sanften Kribbeln nach, dass sie auf seiner Haut hinterließ. Dem sanften Drang, sich in ihre Hände zu begeben, zu vergessen. Sich in ihre Berührung hinein zu schmiegen. Nur verstärkt durch das zärtliche Streicheln an seinem Hals, das ihn ganz leicht den Kopf neigen ließ. Damit sie mehr Platz hatte, mehr von ihm erreichen konnte.
Dann öffnete er die tiefgrünen Augen wieder, traf auf ihren Blick kurz bevor sie sich vor lehnte und ihn erneut küsste.
Der Dunkelhaarige hob die verbundene Hand, mit der er ihr auch die Decke vom Kopf gezupft hatte, legte sie an ihre Wange und spürte ein paar einzelne Strähnen an den Fingern, die ihn dazu verlockten, sie tiefer in ihrem Haar zu vergraben.
Er würde nicht mit ihr schlafen. Nicht heute Nacht. So, wie er sich gerade fühlte, hätte er es vielleicht getan – nur ihre Verletzung, ihr Fieber waren das Zünglein an der Waage, das ihn davon abhielt. Aber den Kuss… den genoss er. Er genoss das Gefühl ihrer Lippen auf seinen und ihren Geschmack, als er sie sanft dazu brachte, den Mund für ihn zu öffnen und mit der Zunge über ihre streifte. Er genoss, wie sie sich an ihn schmiegte, wie ihre Wärme durch seine Kleidung sickerte. Er genoss die Illusion, dass alles in Ordnung wäre.
So lange er konnte hielt er diesen Kuss und damit auch jenes Gefühl aufrecht. Bis er sich irgendwann langsam, fast widerwillig von ihr löste und die Stirn sacht gegen ihre lehnte. Dann sah er zu ihr auf und auf seine Lippen stahl sich ein Lächeln.
„Dein Fieber macht dich ganz schön anschmiegsam, Shanaya“, stellte er mit leiser Stimme fest. Zu leise, um mit Sicherheit irgendeine Art von Belustigung oder Zweideutigkeit heraus zu hören.