02.08.2020, 22:03
Gleichgültig wischte Lucien seine Gedanken beiseite. Welchen Unterschied machte schon, ob sie sich tatsächlich für ihn interessierte, oder nicht? Ob sie sich verliebte, oder nicht? Im Grunde war es doch genau das, was er von Anfang an erwartet hatte - und es würde kommen, wie es immer kam. Auch Shanaya war nur ‚irgendeine Frau’, egal wie interessant er sie fand und egal, ob er sie mochte, oder nicht. Am Ende würde er ihr nur das Herz brechen. Weil es immer passierte. Weil er sich auf niemanden jemals einließ. Nicht auf sie, nicht auf irgendeine andere Frau, und vielleicht nicht mal auf jemanden, den er vor langer Zeit als Freund bezeichnet hätte. Weil es ohnehin keine Rolle spielte.
Lucien schloss die Augen, das Gesicht nach wie vor an ihren Scheitel gelehnt, ihren Duft einatmend. Warm, weiblich und noch nach der salzigen Luft des Meeres riechend. Seine Finger fuhren unablässig durch ihr Haar, Strähne für Strähne, als kraulte er eine Katze – auch wenn er Katzen eigentlich nicht viel abgewinnen konnte. Auf seine Lippen stahl sich derweil ein amüsiertes Schmunzeln.
Auch wenn kein genervtes Seufzen ihre Worte begleitete, hörte er es doch förmlich aus ihrer Stimme heraus - und gab schließlich ein leises, belustigtes Glucksen von sich.
„Du bist wirklich... ein ganz lausiger Patient“, stellte er nüchtern aber alles andere als überrascht fest. „Und so verlockend der Gedanke auch ist, dich nackt in einem Bottich mit Wasser sitzen zu sehen... bist du schon mal auf den Gedanken gekommen, dass sie dir alle nur deshalb ‚vorschreiben‘, dich zu schonen, liegen zu bleiben und auszuruhen, damit du Fieber und Krücken schneller los wirst? Vielleicht macht sich der ein oder andere ja nur Sorgen um dich?“
Außer Elian vielleicht. Und Trevor, wie es schien. Außer, Bilder aufzuhängen war seine Art, seine Sorge zum Ausdruck zu bringen. Der Dunkelhaarige bemerkte zwar durchaus, dass Shanaya hörbar mit dem Seemann grollte, vermutete dahinter allerdings auch nicht mehr, als dass sie von seiner aufdringlichen und anstrengenden Art hoffnungslos genervt war. Gerade in ihrer Situation, in der sie weder fliehen, noch ihn einfach erstechen konnte.