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Headstrong
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#2
Auf Enriques Beschluss, den Schiffsarzt schlafen zu lassen, neigte Lucien mit einer Geste gutmütiger Zustimmung nur noch den Kopf und ließ das Thema damit fallen. Viel mehr amüsierte ihn ohnehin die Idee, wie Shanaya Sylas mit dem Steuerrad vom Schiff prügelte. Allein, sich die Szene im Kopf auszumalen, verschaffte ihm eine gewisse Genugtuung. Bis der ehemalige Soldat konterte und ihm damit ein vernehmliches Lachen entlockte. „Mist! Ich wollte gerade vorschlagen, ihn doch noch her zu holen.“ Er schüttelte den Kopf, augenscheinlich bedauernd, bevor der Ausdruck einem eher frustrierten Ernst Platz machte. „Wenn du wüsstest... Dort ist er gleich als Erstes ungefragt aufgetaucht. Wohl um zu beweisen, wie schlecht gesichert das Schiff ist.“ Lucien seufzte leise, fuhr sich kurz mit der Hand über die Augen, hinter denen nach wie vor dumpf der Kater pochte und schüttelte den Kopf. Dann legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Nein, ich glaube... bis wir ihn wieder los geworden sind, bin ich hier noch am sichersten.“ Die tiefgrünen Augen huschten zu Shanaya hinüber und er stieß sich von der Reling ab, um das Steuerrad zu umrunden und sich an ihre Seite zu gesellen. „Ich denke nämlich, mit dir als Gesellschaft würde er schnell die Lust verlieren, mich zu nerven..“ Hm. Da eröffneten sich ihm gerade zwei ganz neue Wege, die seine Gedanken nehmen konnten...

Shanaya hörte einfach nicht groß auf die Worte Enriques. Halbherzig, ja. Aber er gab zuerst einmal Nichts sonderbar wichtiges von sich. Sie warf ihm mir einen kurzen Blick zu. Natürlich wusste sie, was sie tat. Erst, als er sich fragte, wie sie die Sphinx ohne Steuer steuern wollte, hob sie eine Augenbraue, erwiderte seinen Blick in aller Seelenruhe. "Kein Problem. Das Rad kriegt man wieder fest." Sie wollte ja nicht gleich das ganze Schiff auseinander reißen. Die blauen Augen huschten zu Lucien, sie schmunzelte amüsiert. "Das Angebot steht. Bring ihn her und ich Pack ihn mir." Der neue Freund ihres Captains jedenfalls hatte den Weg zuerst in die Kajüte gefunden. Tjaa... ein weiterer Blick galt Enrique, Ehe ihre Aufmerksamkeit ganz allein wieder auf Lucien gelenkt wurde, der näher kam. Sie fasste den Dunkelhaarigen uns Auge, setzte eine vielsagende Miene auf. Sie achtete genau auf seine Bewegungen, lachte über seine Worte und gab ein leises, überlegenes Brummen von sich. "Meinst du? Ein verlockendes Angebot." Sie hob die Hand, legte sie auf die Brust des Dunkelhaarigen, den Blick auf seine Augen gerichtet.

Vielleicht sollte er sich diesen Fremden mal vorknöpfen? Immerhin hätte wohl keiner der Beiden etwas dagegen. Andererseits wusste er nichtmal, ob er derzeit überhaupt ausreichend Kraft für eine Standpauke aufbringen würde. Also presste er nur stumm die Lippen aufeinander und versuchte sich weiterhin seinen schwarzen Gedanken zu erwehren und es als Information zu nehmen. Enrique verkniff sich den Kommentar, dass dieser Sylas wohl nicht mehr leben würde, wäre er hier ungefragt in seiner Kajüte aufgetaucht. Er fragte auch nicht ob er ihm helfen könnte, das würde Lucien selber klären müssen. Der jedoch näherte sich der Schwarzhaarigen und begann ihr um die Beine zu streichen. Und jene erwiderte dieses Gehabe. Die Beiden verschwanden in ihre eigene Welt aus Plänen und Geplänkel, zu der der Schwarzhaarige keinen Zugang hatte und derzeit auch nicht haben wollte. Er war außen vor und hätte deswegen schreien mögen, doch auch das war ihm zu anstrengend. Stattdessen beobachtete er stumm die Beiden in ihrem Spiel.

Es war mitnichten so, dass er um sich herum nichts mehr wahr nahm, kaum wandte Shanaya sich ihm zu. Er hatte über das nur halbernste Gespräch über seine Flucht vor Sylas und die Nähe der Schwarzhaarigen hinweg auch nicht vergessen, weshalb Enrique hier hinauf gekommen war. Und auch wenn das kleine Spiel aus zwanglosem Geplänkel und Provokation zwischen ihm und der jungen Navigatorin immer das gleiche war, verfolgte Lucien damit in diesem Fall ein ganz konkretes Ziel. Wenn er sie dazu bringen wollte, von ihrem Posten abzulassen, dann ganz einfach auf seine Weise. Gut, er hätte sie sich auch einfach über die Schulter werfen und gehen können, aber das hätte ihn auch nur kurz von seinen eigenen Gedanken abgelenkt und für weit weniger Unterhaltung gesorgt. Noch bevor er sie überhaupt berührte, hatte Shanaya ihm schon die Hand auf die Brust gelegt und ihm damit ein amüsiertes Schnalzen entlockt. „Nicht wahr?“, erwiderte er gelassen, hob dann jedoch die Hand, fasste nach ihrem Handgelenk und löste ihre Berührung. „Hände ans Steuer, Madame. Du lässt dich doch nicht etwa ablenken!“ Er führte ihre Hand zurück zum Steuerrad und legte im gleichen Moment seine freie Linke um ihre Taille. Streifte dabei flüchtig die gerade erst heilende Wunde unter ihrer Bluse. „Ich hatte gerade die wunderbare Idee, dass du mir einfach nicht mehr von der Seite weichen solltest, bis Sylas wieder verschwunden ist.“ Ein kleines Lachen lag in seiner Stimme.

Shanaya lauerte förmlich auf das, was sie zur Hälfte in diesem Moment von Lucien erwartete. Er kam sicher nicht ohne Hintergedanken einfach so näher, nutzte aus, welche Wirkung er auf sie hatte. Sie konnte sich in etwa denken was der Dunkelhaarige vorhatte – trotzdem sprang sie nicht weniger auf ihn an. Natürlich. Enrique hielt sich still im Hintergrund, schwieg über das, was die beiden hier fabrizierten. Vielleicht das Beste. Als sie gerade jedoch noch etwas anhängen wollte, hatte Lucien nach ihrem Handgelenk gegriffen und mit seinen nächsten Worten ruhte ihre Hand wieder auf dem Holz, während ihre Augen längst zu kleinen Schlitzen verengt waren – und dem Mann einen vielsagenden Blick zuwarfen. So lief der Hase also. „Du...“ Sie begann diesen Satz, beendete ihn aber mit einem leisen, scharfen Atemzug, als Luciens Hand über die Wunde unter ihrer Bluse strich. Der erwartete Schmerz blieb aus, nur ein leichtes Ziehen zog durch ihre Seite. Als er dann seine wundervolle Idee verkündete warf Shanaya Enrique einen kurzen Blick zu, schnaufte dann und lachte, den Blick dabei wieder direkt auf Luciens Gesicht richtend. „Meinst du, das ist so eine gute Idee? Sehnst du dich dann nicht eher irgendwann nach der Gesellschaft von Sylas?“ Herausfordernd wog sie den Kopf etwas zur Seite. „Oder meinst du, du hälst mich so lange jeden Tag und jede Minute aus?“ Ihre Worte waren ganz klar eine amüsierte Drohung. „Und übrigens lasse ich mich nicht wirklich von jemandem ablenken, der dessen Plan so durchschaubar ist.“ Sie klopfte locker auf das Holz unter ihrer Hand. „Da musst du dir schon etwas besseres ausdenken als näher zu kommen und mich an meine Wunde zu erinnern.“ Die blauen Augen huschten noch einmal zu Enrique. „Sein Plan ist ziemlich durchschaubar, oder?“

"Welcher von den Vielen?" Die Frage war heraus, bevor er sie zurückhalten konnte, begleitet von einem Schnauben. Enrique hätte die Frage wohl auch so stehen lassen können aber da war der Drang, zumindest ein bisschen dazuzugehören, und sei es nur für ein paar weitere Sätze: "Ich denke, er hat mehr als einen und momentan greifen sie wunderbar ineinander. Da macht es wahrscheinlich nicht viel, dass einer von ihnen nicht funktioniert hat." Sein Blick wanderte zu Luciens Gesicht hinüber. Der Schwarzhaarige machte sich sogar die Mühe, dessen Züge zu studieren und das was er fand, ließ ihn ebenfalls schmunzelnd meinen: "Ist es nicht so?" Der Capitán hatte Spaß an dem, was er tat, und vielleicht wollte er ihm tatsächlich helfen. Wahrscheinlicher aber war, dass das Helfen nur ein Teilstück war, etwas was er wohl sonst nicht getan hätte. Doch das war völlig gleich. Selbst wenn Enrique am Ende nicht am Ruder stehen würde, allein zu sehen, dass man Shanaya aus dem Konzept bringen konnte, war durchaus ein wenig amüsant.

„Ich…?“, half er der Schwarzhaarigen bei ihrem Satz nach. Doch weder beendete sie, was sie begonnen hatte, noch erwartete er darauf wirklich eine Antwort. Er ließ ihre Hand los, die ja nun wieder am Steuer ruhte, und legte auch die Rechte an ihre Taille, sodass er leicht versetzt hinter ihr stand. So dicht, dass sein Oberkörper ihren Rücken streifte. „Ich glaube kaum, dass Sylas mir irgendetwas von dem bieten könnte, was du mir bieten kannst, kleine Sirene.“, konterte der Dunkelhaarige gelassen und seufzte schließlich leise, als ob ihn die Unterstellungen der beiden tatsächlich beleidigen würden. Sein Blick huschte über Shanayas Schulter hinweg zu Enrique und in den grünen Augen blitzte der Schalk auf. ‚Welcher von den vielen‘! Das klang nach deutlich mehr Verschlagenheit, als er sich selbst zugeschrieben hätte. Doch wenn man es genau nahm, steckte da sogar ein Fünkchen Wahrheit hinter. „Ach, ich bin ja zum Glück recht anpassungsfähig.“, antwortete er sowohl auf Shanayas Einschätzung, sein Plan sei durchschaubar, als auch als Zustimmung auf Enriques Worte, ein Fehlschlag fiele nicht weiter ins Gewicht. „Außerdem... wer sagt, dass mein Plan nicht funktioniert?“

Mit jedem Moment dachte Shanaya darüber nach, nicht Sylas zu erschlagen, sondern diesen verdammten Kerl hinter ihr mit seinen verdammten Händen, die irgendwie gefühlt überall waren. Die Schwarzhaarige versuchte diese Tatsache zu umgehen, lauschte nur seinen Worten und drückte ihm dann den Ellenbogen in den Bauch, um ihn von sich weg zu schieben. Sie wussten beide, welche Wirkung er auf sie hatte. Leider. "Oh, wer weiß. Vielleicht ist er ja einfacher ins Bett zu kriegen als ich? Einen Versuch wäre es doch wert." Sie drehte den Kopf leicht, warf ihrem Captain ein vielsagendes Grinsen zu, während sie ihn mit dem Ellenbogen weiter versuchte auf Abstand zu halten. Enrique war auch keine große Hilfe, sie warf dem Mann also nur einen kurzen Blick. Einer von vielen Plänen. Hmpf. "Wie du siehst, stehe ich noch hier." So viel zu seinem funktionierenden Plan.

Düster stieg Unwohlsein in im auf, schickte sich an, sich in Übelkeit und Aggression zu verwandeln. Oder in Tränen und Flucht. Doch Enrique blieb wo er war, zeigte nichts davon, sondern sah nur kurz weg, als diese Zurschaustellung ihm verdeutlichte, dass er schon seit Ewigkeiten außen vor war: Bei Freundschaften. Bei Verwandten. Bei Beziehungen. Hier. Sogar beim Leben seiner Tochter. Beobachten durfte er, wissen, wonach er sich sehnte, aber haben durfte er nichts. Denn wenn er etwas hatte, dann — 'Schluss jetzt!' Wütend auf sich selbst, verschloss er sich vor diesen Gedanken und sah wieder zu den Beiden hinüber und lächelte freudlos, ob der Äußerungen des Capitáns und dem Vorschlag der Navigatorin. "Mir scheint fast, als wolltest du, dass Lucien sich mit Sylas vergnügt. Willst du dann Mäuschen spielen?", meinte er schließlich, als Shanaya betonte, dass das bestimmt einen Versuch wert wäre. Ungewollt hatte er prompt Bilder davon im Kopf. Und ja, sie stand noch hier und vielleicht würde sie auch noch hier hier stehen, wenn Luc und er gegangen oder zusammengebrochen wären. Doch auch sie waren noch hier. "Ich glaube, was er sagen will ist, dass sein Plan noch läuft und damit noch nicht feststeht, ob es ein Erfolg oder Fehlschlag sein wird."

Ein leises „Umpf“ entwich dem Dunkelhaarigen, als Shanayas Ellenbogen just in seiner Magengrube landete. Nicht sehr schmerzhaft, aber zumindest kräftig genug, um ihm einen kleinen Teil seiner Atemluft unsanft aus der Lunge zu drücken. Ziemlich schnell jedoch endete der halb überraschte Laut in einem trockenen Glucksen. Lucien ließ sich zurück drängen – zumindest einen halben Schritt weit, um ihrem Ellenbogen zu entgehen. Doch seine Hände blieben, wo sie waren. Statt sich abschütteln zu lassen, stieß er nur ein geradezu beleidigtes Schnauben aus, erinnerte dabei mehr denn je an den trotzigen Heranwachsenden, der er vor ein paar Jahren noch hätte sein können. In einem anderen Leben. „Der Gedanke scheint euch ja beide ungemein zu reizen!“ Ihm selbst kroch eher ein Schauer der Abneigung über den Rücken. Und umso mehr wünschte er sich, die Bilder, die sich prompt in seinen Kopf drängten, mit Shanayas Gesellschaft vertrieben. Sein Blick streifte erneut Enrique, bemerkte dessen düsteres Lächeln, die verschlossenen Züge durchaus, bevor er auf dessen Worte hin leicht sardonisch lächelte. „Ich glaube, Geduld ist keine ihrer Tugenden...“, stellte er amüsiert fest, bevor er sich an die Schwarzhaarige wandte. „Manche Dinge brauchen einfach ihre Zeit, Shanaya... Tut deine Verletzung eigentlich noch sehr weh?“

Es war Shanaya klar gewesen, dass Lucien sich nicht so leicht davon abbringen lassen würde, sie zu... bedrängen. Immerhin brachte er ein wenig Abstand zwischen sie – auch wenn seine Hände an ihrem Körper ihr Herz noch immer schneller schlagen ließen. Enriques Worte lenkten sie zumindest für einige Augenblicke davon ab, in denen sie schauderte. „Nein danke...“ Kurz schloss die junge Frau die hellen Augen, schüttelte den Kopf, um dieses Bild aus ihren Gedanken zu verbannen. Lucien selbst war – glücklicherweise – auch nicht sonderlich davon angetan, dafür kamen sie zurück zu seinem 'Plan'. Die Worte Enriques entlockten Shanaya nun ein leises Schnaufen. Vermutlich war es genau das, was dem Captain gerade durch den Kopf ging, der nun über ihre Geduld urteilte und sich dann an sie wandte. Shanaya hob das Kinn etwas an, wandte den Blick nicht zurück zu den Beiden Männern. Sie hätte, gerade in solch einem Moment, niemals zu gegeben, dass ihre Wunde noch an ihren Kräften zerrte. „Dann würde ich nicht hier stehen, oder? Von so einem leichten Ziepen lasse ich mich garantiert nicht unterkriegen.“ Ihre Worte untermalte sie mit einem munteren Lächeln, das in ihrer Stimme mitschwang, während ihre Finger im Takt eines ungesungenen Liedes über das Holz des Steurrades tippten.

Als Enrique mitbekam, wie sowohl Shanaya als auch Lucien bei dem Gedanken schauderten, machte sich gehässige Befriedigung am Grunde seines Magens breit. Nicht, dass er dieser Vorstellung hätte mehr abgewinnen können. Um so erleichterter wechselt er mit ihnen auf das Thema Geduld und fragte sich, was ihn gerade hier hielt: Seine Geduld? Welche denn? Er hätte fast gelacht. Sein Stolz? Sein Ehrgeiz? Seine Selbstdisziplin? Schon eher. Er war also schlicht zu sturr, um hier zu verschwinden, bevor er nicht sein Äußerstes gegeben hatte. Die Bitterkeit in seinem Magen verschwand, als er ernsthaft über sich selbst schmunzelte, was dann tatsächlich zu einem amüsiertem Schnauben wurde: Trotz erkannte er und Shannys war offensichtlich, auch wenn sie fröhlich tat. Genau so wie vorher Lucs. Aber da waren sie wohl alle gleich. Sein Augen suchten die seines Capitáns, während er, während der Erwiderung der Navigatorin, den Kopf leicht schüttelte, um ihm zu verdeutlichen, was er davon hielt. Dann wartete er ab, was der Grünäugige als nächstes tun würde.

Shanayas Reaktion entlockte ihm ein erneutes Schmunzeln. Sie hob den Kopf leicht an, weigerte sich beharrlich, ihn oder Enrique anzusehen. Gänzlich unnahbar für den Gedanken, dass Ausruhen vielleicht doch angebracht sein könnte. War das da etwa Trotz? Starrsinn? Und bei allen Welten, warum reizte ihn dieser Charakterzug auch noch so sehr? Weil sie es ihm damit wieder einmal so leicht machte? Ihre Antwort entsprach jedenfalls genau dem, was er erwartet und hatte hören wollen, ließ ihn leise glucksen. Mit Schalk in den Augen hob er den Blick, begegnete dem Enriques, der leicht den Kopf schüttelte. Da dachten sie wohl auf unausgesprochene Art und Weise das Gleiche. Vielleicht wurde es doch langsam Zeit, zu tun, wonach ihm schon die ganze Zeit der Sinn stand. Er wandte sich wieder an Shanaya: „Ich habe gehofft, dass du das sagst.“, erwiderte er sanft. Dann musste er ja auch nicht sonderlich vorsichtig mit ihr sein. Ihren Ellenbogen ignorierend kam Lucien erneut näher, bis ihre Körper sich wieder berührten, hob die Hand von ihrer Hüfte bis zu ihrer Schulter. Dann beugte er sich vor, streifte mit den Lippen flüchtig die bloß liegende Haut in ihrem Nacken, wissend, wie unendlich empfindlich sie auf eine solche Berührung reagierte. Er rechnete damit, dass sie ihm auswich und nutzte genau diesen Moment, in dem sie nicht vollkommen darauf fixiert war, das Steuer festzuhalten, um kurzerhand den Arm unter ihre Kniekehlen zu legen und sie hochzuheben, bis ihr nichts anderes übrig blieb, als das Holzrad loszulassen und sich stattdessen an ihn zu klammern. Dass er dabei recht unsanft Druck auf ihre Verletzung ausübte, mochte sein Übriges dazu beigetragen haben.
Prompt begann das führerlose Steuer unkontrolliert nach rechts auszuschlagen, bis Lucien einen entschiedenen Schritt vor machen und sein Knie zwischen die Griffe schieben konnte, um es aufzuhalten. „Dann lass uns doch Enrique hier mal die Gelegenheit bieten, zu zeigen, dass er ein Schiff steuern kann... während wir zwei hübschen uns angesichts deiner guten Gesundheit eine andere Ablenkung suchen.“ Er schenkte der Frau in seinen Armen ein charmantes Lächeln und warf dem Leutnant im Anschluss einen auffordernden Blick zu.


Mit jedem Moment, den hinter ihr trügerische Ruhe herrschte, krallte Shanaya eine Hand fester an das rundliche Holz, fest in der Erwartung, dass das Ganze noch nicht überstanden war. Enrique gab keinen Mucks von sich und Lucien war der erste, dessen Stimme wieder erklang. Shanaya ahnte Böses, vor allem, weil die Wunde mehr ziepte, als sie es beschrieben hatte. Was jedoch Luciens Plan war... sie rechnete mit irgendetwas, aber ohne es genau definieren zu können. Er hatte also gehofft, dass sie das sagte? Shanaya wollte den Kopf herum wenden, ihm einen vielsagenden Blick zuwerfen, als er schon wieder näher kam. Er störte sich nicht an ihrem Ellenbogen, mit dem sie noch einmal versuchte, ihn von sich weg zu halten. Wie sie gedacht hatte. Irgendetwas plante er. Und genau das bekam sie in diesem Moment zu spüren. Sie rechnete damit, dass er irgendwas mit seinen Händen tun würde, um sie aus dem Konzept zu bringen, als seine Lippen jedoch über die empfindliche Haut in ihrem Nacken strichen, war sie darauf nicht vorbereitet. So sehr sie auch versuchte, sich in diesem Moment zu beherrschen, das Gefühl, das damit wie ein Blitz durch ihren Körper zuckte, entlockte ihr ein erschrockenes, leises Geräusch, mit dem sie nicht anders konnte, als dem Dunkelhaarigen auszuweichen. Und wieder machte er ihr einen Strich durch die Rechnung, ließ ihr gar nicht die Zeit, ihm einen dunklen Blick zu zuwerfen. Es verging scheinbar nur ein Moment, ehe sie die Arme des Mannes an ihrem Körper spürte. „NEIN!“ Die Schwarzhaarige hob die Stimme, machte ihrem Captain ab dem ersten Moment klar, dass sie das nicht so einfach über sich ergehen lassen würde. Sie strampelte, schlug jedoch nicht mit den Händen nach ihm. „Lass mich runter, du... Aua!“ Ein Stechen in ihrer Seite ließ ihre Stimme verstummen, ein leises, schmerzhaftes Schnaufen kam ihr über die Lippen, sie hörte nicht einmal, ob Lucien noch etwas sagte. Die Hand an seiner Wunde hatte ihr noch etwas klar gemacht und so wütend sie in diesem Moment auch sein wollte – er hatte ihr weh getan, auf eine unendlich fiese Weise! - konnte sie es doch nicht. Und trotzdem war ihr der Sinn nach Rache. Ohne also noch eine Sekunde zu zögern neigte sie sich zu dem Dunkelhaarigen, hapste nach seiner Lippe und ging damit in eine kuriose Mischung aus 'Ich find' dich doof'-Beißen und Küssen über. An Enrique dachte sie in diesem Moment nicht mehr.

Luciens Worte ließen Enrique eine Augenbraue heben und das Folgende misstrauisch beobachten. Was würde das jetzt werden? Der Capitán näherte sich Shanaya wieder auf anzügliche Weise, doch dieses Mal war der Schwarzhaarige zu angespannt, um einen Gedanken daran zu verlieren. Stattdessen trat er unbewusst einen halben Schritt näher, seine Augen jagten von einem Punkt zum nächsten, Lucs Hände auf ihr, ihre Hände am Steuer, ihr Ausweichen, der Kompass, die Ausrichtung der Segel, das Schlagen der Kanten, die Haltung des Grünäugigen, der ein bisschen in die Hocke ging, ihr Gesichtsausdruck, die Bewegung ihrer Finger, als sie vom Holz gelitten, der Protest, der von ihren Lippen flog, das Ausschlagen des Ruders, bis es vom Knie gestoppt wurde, die Aussage Draveans, dessen auffordernde Blick. Da hatte Enrique das Ruder bereits ergriffen und nickte. Seine Hände korrigierten längst, als er ganz selbstverständlich fragte: "Kurs?" Da von ihr in diesem Augenblick keine Antwort kam, nannte er den beobachteten, der bereits wieder anlag, und erkundigte sich ob er stimmte. Aber auch hier brauchte er eigentlich keine Antwort. Er schob sich hinter das Rad, als Lucien zurücktrat, blickte kurz auf die Taschenuhr und dann wieder auf den Kompass. Selbst wenn er keinen Kurs bekäme, würde er ihr, wenn sie zurückkehrte, seinen ausgeführten, mit allen Änderungen und Uhrzeiten, nennen können, so dass sie ihn vollständig und problemlos in ihr Logbuch eintragen können würde. Notfalls müsste sie eben dann gegensteuern. Danach wandte er sich den beiden zu und meinte: "Alles unter Kontrolle Capitán, Naveganta. Ich halte den Posten." Einen Moment lang wartete er auf ihre Reaktion, dann drehte er sich gen Bug — und war plötzlich frei. Entspannt lächelte er und vergaß alles Andere. Hier gehörte er hin.

Schon in dem Augenblick, in dem sein Knie das Steuerrad stoppte, packte Enrique die Griffe und stabilisierte ihren Kurs. Als hätten sie sich abgesprochen, wich Lucien mit der Schwarzhaarigen in seinen Armen weit genug zurück, damit der Leutnant Platz hatte und Shanaya nicht wieder nach dem Steuer greifen und sich aus seiner Umarmung ziehen konnte. Das ganze Manöver dauerte im Grunde nur wenige Herzschläge. Danach hatte er mit der jungen Frau in seinen Armen mehr als genug zu tun, um weiter auf Enrique und das Steuer achten zu können. Er traute dem Älteren in diesem Moment ohne viel Federlesen zu, dass er wusste, was er tat und richtete seine gesamte Konzentration darauf, die strampelnde Shanaya nicht versehentlich loszulassen und dabei auch noch zu lachen. Wohl aber zeichnete sich auf seinen Zügen ein recht dreistes Grinsen ab. „Hört sich so an, als tut dir doch noch was weh.“ Für seinen Spruch erntete er prompt einen Biss in die Lippe – oder eine Art schmerzhaften Kuss. Was auch immer es war ließ ihn halb lachend, halb mit gespielter Entrüstung in der Stimme zurückzucken und sich von ihrem Kuss losreißen. „Garstiges Weib!“, beschwerte er sich. Allerdings hörbar lachend und alles andere als ernst. In den tiefgrünen Augen, die für einen Moment Shanayas Blick begegneten, flackerte Belustigung auf. Dann mischte sich Enrique wieder ein, lenkte die Aufmerksamkeit des jungen Captains kurz auf den Älteren, dessen ganze Erscheinung sich plötzlich gewandelt hatte. Er wirkte beinahe... selig? „Siehst du, Shanaya. Er hält den Posten. Wir werden also genug Zeit haben für was auch immer uns so einfällt.“, wandte er sich wieder an die Frau in seinen Armen. Seine Tonlage ließ im Grunde keinen Zweifel daran, worauf er anspielte. Genauso wenig, wie sein Griff keinen Zweifel daran ließ, dass er nicht vor hatte, sie wieder auf den Boden abzusetzen.

Shanaya hätte ihren Captain in diesem Moment am liebsten einfach erschlagen. Sie wusste, dass er das die ganze Zeit geplant hatte... aber dass er zu solchen Mitteln greifen würde! Sie traute Enrique nicht, und das hier war ihr Posten! Da konnte Lucien sich auf den Kopf stellen – egal ob nackt oder bekleidet. Aber alles wehren half Nichts, sie war zu müde, zu erschöpft. Und der Dunkelhaarige rechnete mit jeder Art von Widerstand. Nur aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie Enrique sich ans Steuer stellte. Sie brummte also laut genug, damit er ihren Unmut hören konnte. Dieser Laut galt Beiden und verstummte erst, als Lucien vor ihr zurück zuckte. Sie hörte deutlich das Lachen in seiner Stimme, aber sie wollte jetzt einfach wütend sein. „Garstig ist gar kein Ausdruck für das, was dir blüht, wenn er meinen Kompass auch nur anfasst.“ In ihrer Stimme klang eine halb ernst gemeinte Drohung mit. „Dann beiße ich dir nicht in die Lippe, sondern an eine ganz andere Stelle an deinem Körper.“ Sie verengte leicht die Augen, ihr Blick hatte sich längst in die grünen Augen des Mannes gebohrt. Sie musste nicht einmal den Blick senken, um ihm deutlich zu machen, was sie meinte. Enrique würde sich mit anderem zufrieden geben, er war einer der letzten Menschen auf diesem Schiff, dem sie ihr Hab und Gut anvertrauen würde. Es war ihr also auch vollkommen egal, ob er ihre Worte hörte. Entgegen der nächsten Worte, die sie an ihn richtete. „Glaub nicht, dass es dir das in Zukunft leichter machen wird.“ Dies war eine Ausnahme, die sie hinnehmen musste, weil Widerstand zwecklos war. Das nächste Mal würde es sicher anders laufen. Das war ein stummes Versprechen, vor allem an Lucien. „Mir fällt auch genug ein, womit ich dich quälen kann.“ Das Ganze hier verlangte nach Rache.

Ihre Drohung ließ sein Lachen zumindest verstummen. Auch wenn er ihrem Blick mit einem Ausdruck in den grünen Augen begegnete, der nicht weniger Belustigung ausdrückte. Oh, Zweifel daran, ob sie wahr machen würde, was sie da gerade sagte, hegte er absolut nicht. Sie würde, wenn er auch nur kurz so nachlässig wäre und ihr die Gelegenheit dazu gab. Und er musste auch kein Genie sein, um zu wissen, wohin sie ihm beißen wollte. Dennoch nahm er das Ganze mit reichlich Humor.
„Schon gut, schon gut. Pass auf...“ Er schob sich an Enrique vorbei – vorsichtshalber darauf bedacht, Shanaya nicht in dessen Reichweite kommen zu lassen, damit sie ihn nicht am Ärmel packte und entweder ihn vom Steuer weg oder sich selbst aus Luciens Armen riss – und drehte sich so, dass sie den Kompass erreichte, der auf dem Kartenpult lag, ohne dass er sie wieder auf dem Boden absetzen musste.
Der Leutnant würde wohl auf den Schiffskompass zurückgreifen müssen, auch wenn Lucien kaum glaubte, dass ihn das sonderlich stören würde. Ein Kompass war schließlich so gut wie jeder andere.
„Deinen Kompass kannst du noch mitnehmen und dann suchen wir uns ein schönes, ruhiges Plätzchen, damit du mir das mit dem quälen noch ein bisschen genauer erklären kannst.“ In seiner Stimme lag die reinste Unschuld. Er verstand sie ganz bewusst falsch, drehte sich ihre Worte kurzerhand ins Zweideutige und das gut gelaunte Lächeln auf seinen Lippen verriet, dass er es besser wusste.
Was es nicht verriet, war die Tatsache, dass er einen Teufel tun würde, jetzt fröhlich mit ihr anzubandeln. Selbst wenn sie ihm nicht gerade irgendetwas abbeißen wollte, das ihm einigermaßen wichtig war. Er würde sie jetzt nämlich in ihre verdammte Hängematte stecken.


Viele, sehr viele Möglichkeiten, wie sie Lucien bestrafen konnte, kamen der jungen Frau in den Sinn. Einige davon hätte sie gleich hier und jetzt vollführen können, wo er ihr eh – selbst verschuldet – ausgeliefert war. Und je mehr sie auf dem Arm des Dunkelhaarigen verbrachte, desto mehr Dinge fielen ihr ein. Aber immerhin sah er ein, dass sie nicht nachgeben würde, solange sie nicht ihr kleines Heiligtum bei sich hatte. Unter keinen Umständen hätte sie Enrique ihren Kompass überlassen. Dann hätte Lucien wirklich ein Problem gehabt. Trotzdem schien der Mann zu wissen, dass das Ganze nicht so einfach war. Er plante ein, dass sie nach Enrique greifen konnte, hielt genug Abstand und trat so an den Kompass heran, dass sie nach nichts anderes greifen konnte. Ohne noch einen Moment zu zögern griff sie nach dem Kompass, versuchte noch das Gewicht zu verlagern, um Luciens Armen zu entkommen, aber der Dunkelhaarige hielt dagegen. Seine Worte ließen sie brummen, bevor sie zu einer leise, drohenden Antwort ansetzte. „Erklären ist gar kein Ausdruck.“ Viel lieber hätte sie es ihm gezeigt, ihn in Stücke gerissen, um zurück zum Steuer zu kommen. So ein verdammter Mistkerl. Shanaya selbst zappelte noch ein wenig auf dem Arm des Captains herum, versuchte einige letzte Male, ihm zu entkommen, gab es dann aber halbwegs auf, da die Verletzung ihren Tribut zollte und an ihren Kräften zog. Stattdessen lehnte sie sich ein wenig zu Lucien vor, ignorierte dabei das Ziehen in ihrer Seite. Nah an seinem Ohr begann sie leise zu sprechen, in ihrer Stimme ein felsenfestes Versprechen. Der Hauch Müdigkeit war jedoch nicht daraus zu verbannen. „Das wirst du bereuen, mein Lieber. Versprochen.“ Damit biss sie ihm einfach in den Hals, der am einfachsten für sie zu erreichen war. Mistkerl.
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Headstrong - von Shanaya Árashi - 18.01.2020, 15:37
RE: Headstrong - von Shanaya Árashi - 26.04.2020, 13:17

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