23.04.2020, 21:22
Die gute Laune hielt noch immer und ließ ihm die Arbeit leichter von der Hand gehen. Auch die wiedergekehrte Enge, die die Sphinx eben mit sich brachte, machte ihm längst nicht so viel aus wie kurz vor den Festlichkeiten auf Milúi. Nicht einmal über das Schrubben des Decks beschwerte er sich zur Zeit – wobei er sich selten darüber beschwerte, diese ungeliebte Arbeit zu machen. Immerhin hatte er dabei seine Ruhe, niemand drängte ihn zur Eile oder beobachtete ihn derart genau, um sich darüber zu beschweren, dass er sich Zeit ließ. Mit Schwung leerte er das schmutzige Wasser hinter der Reling und stellte den Putzeimer an Deck ab, um sich mit dem Handrücken den Schweiß aus der Stirn zu wischen. Das Wetter war gut wie die letzten Tage auch und die Sonne hatte ihre Reise zurück zum Horizont längst begonnen. Vermutlich würde Rayon bald zum Essen rufen – jedenfalls hoffte der Lockenkopf, dass sein Zeitgefühl ihm bei dieser Einschätzung nichts vorgaukelte. Mit einem tiefen Atemzug sog er die frische Meeresbrise ein und musste mit Bedauern feststellen, dass noch kein Geruch erahnen ließ, was ihnen heute aufgetischt werden würde. Aber die Vorräte waren frisch, die Möglichkeiten – für ein Schiff zumindest – schier unendlich und sein Appetit willig, alles auszuprobieren, was ihr dunkelhäutiger Smutje dort unten für sie zauberte.
Gerade, als er den Eimer wieder unter Deck bringen wollte, fiel ihm ein leises Murmeln auf. Er verstand die Worte nicht und doch war sein Interesse geweckt, was es dort am Bug des Schiffes für Heimlichtuereien zu munkeln gab. Nicht, dass Liam wirklich interessiert an den Geheimnissen war, die manche an Bord so streng hüteten. Aber für eine kleine Überraschung war er gern zu haben. Ein erschrockener Blick vielleicht, dass man doch nicht so alleine war, wie man gehofft hatte. Er gab sich keine Mühe, die knarzenden Bretter an Deck auszulassen und seine Anwesenheit somit zu verschleiern. Als er zum Bug hinaufstieg, stellte er allerdings überrascht fest, dass es nur Trevor war, der dort vorn übergebeugt vor sich hin murmelte. Mit einem gut gelaunten Stirnrunzeln trat er näher und versuchte, einen Blick über die Schulter des Jüngeren zu erhaschen.
„Was tust du da? Beschwörst du Dämonen? Hat dir das diese Lissa beigebracht?“, machte er auf sich aufmerksam, da Trevor unfassbar vertieft in das zu sein schien, was er da tat. „Ah, ist das dieser Brief, von dem du ununterbrochen redest?“
Er ging neben ihm in die Hocke, weil er es nicht mochte, von oben herab mit Menschen zu reden. Weder mit Kindern, noch mit Erwachsenen.