22.04.2020, 19:49
Watching Words
Später Nachmittag des 13. Aprils 1822 || Auf See, an Deck der Sphinx, Bug
Liam Casey & Trevor Scovell
Liam Casey & Trevor Scovell
Trevor saß im Schneidersitz auf den Planken der Sphinx und starrte auf eben die hinunter. Er hatte dafür den Kopf in die Hände gestützt und das Gesicht zu einer seltsamen Mischung aus Lächeln und Stirnrunzeln verzogen, die den meisten Menschen vermutlich Kopfschmerzen bereitet hätte. Trevor dagegen nannte sie begeistert seinen „Detektivblick“, oder hätte sie so genannt, wenn jemand gefragt hätte oder zumindest in Hörweite gewesen wäre, um es ihm einfach so zu erzählen. Hier am Bug der Sphinx war allerdings niemand. Trevor runzelte die Stirn noch ein bisschen mehr und unterstrich seine Mimik damit, dass er sich mit dem Zeigefinger gegen die Lippen tippte. Die bewegten sich unablässig, so als würde er etwas vor sich hinmurmeln, aber das war nicht Teil des Detektivblicks und er murmelte eigentlich auch gar nichts. Er hatte das bloß bei anderen Leuten gesehen, die etwas lasen. Und vielleicht, man wusste ja nie, war das das ganze Geheimnis, und er würde die Worte auf dem Papier vor ihm einfach von alleine aufsagen.
„Mein lie–“
Trevor verrückte das Tau ein bisschen, unter das er die beiden Briefseiten geklemmt hatte. Sie flatterten träge, als der Wind darunter fuhr, und kurz fürchtete er, dass sie davonfliegen würden und er über Bord springen musste, um sie wiederzuholen. Aber unter Deck hatte er sich den Brief schon drei Mal hintereinander von Rayon vorlesen lassen und dann solange im Halbdunkeln selbst auf das Papier gestarrt, dass Bobo bestimmt gesagt hätte, dass ihm gleich die Augen ausfielen, und es sich auch so anfühlte.
„–ber Trevor“, sagte die erste Zeile, so weit war er schon.