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Say goodbye to yesterday
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
#5
Wochen zuvor hatten sie bereits über dieses Thema gesprochen. Skadi konnte sich gut an eine Erzählung erinnern, die mit einem Ball oder zumindest einem Tanz zu tun gehabt hatte. Auch wenn sie mit dem Begriff „Mittelschicht“ nicht sonderlich viel anzufangen wusste – einfach weil es ihr vollkommen gleich war – ergab was er sagte auf eine ziemlich konfuse Art und Weise Sinn. Ihr Blick folgte seinem in Richtung des Lagerfeuers. Beobachtete die tanzenden Flammen schweigend, während er ein Bild seiner Vergangenheit malte und Skadi, ob sie wollte oder nicht, über ein Detail stolperte, das neu für sie war. “Sie war krank?“ Scheinbar so schwer, dass es ihr nahezu unmöglich schien, das Haus zu verlassen. Und so sehr, dass Liam wohl deshalb wenig über sie sprach. Allerdings konnte Letzteres auch einfach purer Zufall sein.
Ihre Nachfrage überraschte ihn.  Sie hatten sich schon einmal darüber unterhalten, wenn er sich recht entsann. Und dieses Detail hatte er - wenn - nicht willentlich ausgelassen. Natürlich vermied er es, darüber nachzudenken, aber er machte kein Geheimnis draus. Wozu auch? Die Zeiten lagen weit zurück und waren nicht mehr als eine Erinnerung. Bis es wieder Realität wurde, blieb ihm hoffentlich noch etwas Zeit. “ „Ja. Am Anfang konnte sie es nach außen noch gut vertuschen, aber die Zeit spielte gegen sie.“ Seine Züge wurden ernster und auf seiner Stirn bildete sich eine unscheinbare Denkfalte. Er hatte nicht vor, Skadi mit derart oberflächlichen Berichten abzuspeisen, aber er musste überlegen, wie er es am verständlichsten formulierte. „Ich weiß nicht - sagt dir Veitstanz etwas?“ Vermutlich nicht. Was gut war, denn es bedeutete, dass sie damit noch nicht in Kontakt gekommen war. Er sollte Recht behalten. Er blickte sie an, bis sie seine Annahme bestätigte, wandte den Blick dann wieder ins Feuer und richtete sich etwas auf. Er hatte damit abgeschlossen, ja, aber trotzdem hinterließ der Gedanke daran noch immer ein drückendes Gefühl in seiner Brust, „Es ist... wie ein Fluch. Erst verlierst du nach und nach die Kontrolle über deinen Körper und schließlich den Verstand.“ Er hätte es hierbei belassen können, aber es war noch nicht alles gesagt. Und obwohl er sie damit nicht belasten wollte; es war im Grunde nichts, womit sie sich belasten musste; er wusste, dass er nie wieder die Gelegenheit bekommen würde, es ihr so beiläufig zu erzählen. Und es auszulassen, bis es zu spät war, hatte Skadi definitiv nicht verdient. Immerhin wussten sie nicht, wie lange sie diese Kopfgeldsache ans Schiff kettete. „Mein Großvater ist daran gestorben, meine Mutter hat dem selbst ein Ende gesetzt.“ Liam zuckte mit der Schulter und ein flüchtiges Lächeln schlich sich trotz der Nachricht in seine Mundwinkel. „Und wie ich das handhaben werde, wird sich noch zeigen.“
So gut es ging hielt Skadi ihren Blick ins Feuer gerichtet. Nicht um Liams Willen, der es wohl, so glaube sie, nicht ganz so einfach mit seiner Geschichte haben musste. Es war vielmehr dieses seltsame Gefühl in ihrer Brust, dass ihr davon abriet. Der dunkle Schopf schwankte von rechts nach links, als wortlose Antwort auf seine Frage. Und sackte ein paar Millimeter tiefer, als der Lockenkopf fortfuhr. Fast schon nachdenklich begann Skadi auf ihrer Unterlippe zu kauen. Sich nicht dem Gefühl hinzugeben, das sich für einen Moment durch ihre Brust zwängte und sie dazu brachte, die schmalen Arme auf die Knie zu betten, um sich  mit vorgestrecktem Oberkörper daran zu lehnen und das Kinn auf dem Handrücken abzustützen.  “Das heißt... dass du dasselbe Schicksal haben könntest?“ Noch immer sah sie nicht zu ihm auf. Schien wie gebannt von dem hellen Feuer, dass allmählich seine Leuchtkraft verlor. Bald mussten sie wohl nach neuem Feuerholz suchen. “Das ist...“ Hart? Unfair? Teil des Lebens? Was brachte es ihm, wenn sie es sagte. Ihm Mitleid schenkte. Gar nichts. Und das wusste sie. Das wusste Liam wohl selbst zu Genüge. Er war ein offenes Buch. Und sie wohl nicht die erste, die davon erfuhr. “War das einer der Gründe, wieso du auf Abenteuersuche gegangen bist?“
Könnte. Liam nahm einen tiefen, langsamen Atemzug. Könnte. Das war das Wörtchen, an dem er sich selbst seither festhielt. Seine Zukunft stand nicht fest, oder? Niemand konnte sagen, was sie brachte. Und doch schien es unausweichlich, wenn man die Augen nicht vor der Wirklichkeit verschloss. Er tat es. Und Skadi sollte es genauso tun, genau wie auch Lubaya und Alex es taten. Solange der Fall nicht eingetreten war, war es vielleicht wahrscheinlich, aber nicht unausweichlich. Er zog es vor, optimistisch zu bleiben und dennoch die Zeit zu nutzen, die ihm gegönnt war. „... Wie es ist.“, beendete er ihren Satz und lächelte mit einem flüchtigen Schulterzucken ins Feuer. Als sie fortfuhr, fuhr er sich nachdenklich mit der Zunge über die Lippen, ehe er den Kopf leicht schüttelte.  „Nein. Nicht direkt jedenfalls.“ Als seine Reise begonnen hatte, war er zu jung gewesen, um selbst darüber zu entscheiden. Und irgendwann war es für ihn Alltag. Er kannte es nur so. „Für meinen Vater bestimmt. Und ich war zu jung. Irgendwann war es für mich Normalität, unterwegs zu sein. Schätze, dass es mich deshalb nie lange an einem Ort hält.“
“Verstehe.“ Leise brummend stimme sie ihm zu. Dachte über seine Worte nach und verwarf dann doch jeglichen Gedanken wieder, weil es nichts brachte. Er kam mit alle dem irgendwie klar. Auf seine eigene Art und Weise. Sie musste dem nichts beisteuern. Nichts darauf erwidern, das ihn beruhigen oder aufmuntern sollte. Liam war erwachsen. Alt genug, um seine Probleme wohl selbst zu lösen – oder wie in diesem Falle eben auch nicht. Für einen Moment fühlte sie sich seltsam hohl, während ihr Blick sich an den tanzenden Flammen festhielt. Seltsam müde sogar, wenn sie ehrlich war. Ihre Arme und Beine fühlten sich mit einem Schlag so verdammt schwer an, dass sie mit einem tiefen Atemzug den dunklen Schopf im Nacken wog und die Augen schloss.
Er hätte gerne bessere Nachrichten gehabt. Hätte ihr von einer rosigen Zukunft erzählt, die unanfechtbar war. Aber das konnte er nicht. Er nicht und vermutlich auch niemand anderes auf dieser Welt. Was er konnte, war, ihr vorzuleben, dass es dennoch irgendwie weiterging und man das Beste aus allem machen konnte, solange man es nur versuchte. Solange man es nur wollte. Er stieg in das Schweigen mit ein, beobachtete für einen unendlich langen Moment das Züngeln der Flammen vor ihren Gesichtern, die sie immer wieder die Hitze auf der Haut spüren ließen, während sich die kühle Nachtluft wie eine Decke um die feuerabgewandte Seite legte. Liam rückte das Laken um seine Schultern etwas zurecht, als es er kurz erschauderte. Nicht der Kälte wegen, sondern des Trübsinns, der ihn seit ihrer Flucht nicht losließ. „Mensch. Können wir das nächste Mal nicht einfach wieder Kindern die Lollis klauen oder Tropfsteinhöhlen erkunden oder sowas?“ Er brummte, doch das Schmunzeln auf seinen Zügen war wieder hörbar. „Ich glaube, wenn das hier rum ist, ist mir nach einer gemütlichen Wanderung.“
Sie versank regelrecht in der Stille des Moments und gab sich ihren Gedanken hin, die als weißes Rauschen durch ihren Verstand zogen. Nicht willens danach zu greifen, den Sender zu wechseln oder genauer hinzuhören. Zu viel lag darin verborgen, als dass sich die Nordskov jetzt genauer damit befassen wollte. Schubladen, die sie vor Jahren mit Ketten und Superkleber verschlossen hatte und nicht gewillt war, dem Rütteln, das die vergangenen Tage, Enrique, Liam und die Tränen in ihr ausgelöst hatten nachzugeben. Liams Worte lösten ein hörbares Lächeln aus, das ihren Blick für einen Moment klarte und wie einen Magneten an sich zog. “Wäre ich dabei.“ Ihre Kehle fühlte sich rau an. Jedes Wort kratzte unangenehm an ihrem Gaumen. “Aber ich befürchte, dass wir dafür mit den falschen Leuten unterwegs sind.“
Kurz zog sich eine nachdenkliche Falte über seine Stirn. „Wenn wir eine passende Schatzkarte ‚finden‘ würden, kenne ich einige, die plötzlich ganz scharf auf eine Wanderung wären.“ Mit einem Zwinkern drehte er den Kopf zur Seite in Skadis Richtung und griff gleichzeitig nach der angefangenen Flasche rum, die noch immer im Sand steckte. „Ich befürchte nur, dass es nicht mehr so einfach wird, wie es vorher gewesen wäre. Da wären alle noch Trevor hinterhergelaufen, um ihn einzufangen, wenn er in freudiger Erwartung eines Schatzes einfach losmarschiert wäre.“ Jetzt gab es mit Sicherheit einige, die einfach zwei Augen zudrücken würden, wenn sie ihn aufbrechen sahen. Blieb aufzuwarten, wie der Chaot mit der plötzlichen Stimmungsschwankung umgehen würde. Klar war nur, dass er es schwer haben würde, wenn er sich nicht änderte. Und ihm fielen auch einige ein, bei denen der Bursche einfach spurlos eines Nachts von Deck verschwunden wäre.
“So?“ Es war irgendwie eine seltsame Vorstellung, dass zwischen den ganzen Chaoten so viele Abenteurer waren. Die Vorstellung von kleinen Kindern, die aufgeregt durch den Wald rannten, auf der Suche nach einem Schatz, war irgendwie lächerlich. Und passte wohl kaum zu den meisten auf diesem Schiff. “Nun ja... ich kann nicht behaupten, dass ich mich bisher um die Stelle seines Kindermädchen gerissen hätte.“
Das Szenario, welches sich vor seinem inneren Auge abspielte, kannte Skadi nicht. Doch in diesem Moment dachte er nicht einmal darüber nach, ob er ihr je von der Schatzkarte erzählt hatte, die dieser Alte in den Gassen Milúis verloren hatte. Sowohl Shanaya als auch Lucien wären am liebsten direkt in die Richtung der Zweiten Welt gesegelt. Liam fand den Gedanken irgendwie tröstlich, dass sie etwas hatten, was sie vorantreiben konnte – sobald die Sphinx wieder auf Vordermann gebracht worden war. Vorausgesetzt natürlich, Talin und Lucien würden den Plan beibehalten. Im Endeffekt war es ja egal, wo sie sich herumtrieben. Gesucht wurden sie so oder so. Skadi klang hingegen ungläubig und schien die Crew eher für den mordenden, entführenden und enternden Haufen halten, den man bei Piraten üblicherweise vor Augen hatte. Liam wollte daran nicht glauben. Dazu hatte er einen Teil dieses Haufens mittlerweile doch irgendwie zu lieb gewonnen. Er wog den Kopf leicht zur Seite; ein stummes ‚Wer kann es dir verübeln‘, ehe ihn ein Gähnen übermannte. Die letzten Nächte hingen ihm noch immer nach und doch wusste er, dass sich daran vermutlich auch heute nichts ändern würde. Aber jetzt hatte er die Wellen um sich herum, das leise Knistern des Feuers und die Geräusche der Nachtgestalten – kein Schnarchen, Murmeln oder schmerzvolles Stöhnen. Und Skadis leises Atmen an seiner Seite. „Vielleicht hat er daraus gelernt.“ Gut wäre es gewesen, aber mindestens auch genauso unwahrscheinlich. „Hast du schon irgendetwas von den Neuen mitbekommen?“ Er hatte die letzten Tage mehr in seiner eigenen kleinen Blase zwischen Rum und Schmerz verbracht.
Amüsiert verzogen sich die Mundwinkel der Nordskov und verklangen in dem Schnauben, dass durch ihre Kehle in die Abenluft davon zog. Trevor und aus der Sache lernen. Dafür müsste er womöglich erst einmal verstehen, was er getan und wie schwerwiegend diese Problematik gewesen war. Immerhin hatte er weder Aspen, noch Taranis oder Scortias eigenhändig umgebracht. Und wenn sie sich diese Erkenntnis bei einem ihrer Brüder schon schwer vorstellen konnte, dann bei dem Jüngeren genauso wenig. “Geht so…“, gestand sie unter einem schweren Seufzen und erlöste ihre Knie von der Last ihres Oberkörpers. Wie von selbst sackten die Knie zur Seite und gaben der Nordskov Raum, um die Beine in einem lockeren Schneidersitz zu verkeilen. Die Decke über ihrer Schulter, hielt sie dabei nur mit den Fingerspitzen an Ohr und Stelle. “Dieser Zairym ist nen seltsamer Vogel. Läuft über’s Schiff, als hätte er mit der ganzen Situation keine Berührung gehabt. Könnte schwören, dass er von der falschen Seite übergelaufen ist, weil er keine andere Wahl hatte.“ Für einen Moment verfinsterte sich der Blick der dunkelbraunen Augen. Klarte dann jedoch wieder auf, kaum dass die Jägerin den Kopf zu Liam herum wandte. “Tarón, der Ältere mit der Echse und… Rúnar.“  Wieder spürte sie ein vertrautes Ziehen in ihrem Kopf, kaum dass sie den Namen ausgesprochen hatte. “… scheinen ganz umgänglich. Letzter etwas zurückhaltend. Aber nichts womit wir nicht klar kämen.“
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Say goodbye to yesterday - von Liam Casey - 27.03.2020, 15:01
RE: Say goodbye to yesterday - von Liam Casey - 27.03.2020, 15:07
Say goodbye to yesterday - von Liam Casey - 11.04.2020, 17:12

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