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This mark you’ve made on me can’t be erased
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#26
Schon bevor sie auf seine Aufforderung hin nickte und sich dem Essen zuwandte, wusste Lucien, dass sie ihm nicht glaubte. Vielleicht lag es in dem Ausdruck in ihren Augen oder in der Tatsache, dass sie das Tablett hinter sich als willkommene Ausrede nutzte, um nichts zu erwidern. Wie auch immer: Er ahnte es. Und als Shanaya ihm ein Stück Kohlrabi zugeworfen hatte – er musste nur ein kleines bisschen weiter greifen, um ihn zu fangen, damit er nicht auf seinem Knie landete und zu Boden purzelte – bestätigte sie seine Vermutung nur noch. Er hielt den Kohlrabi fest, machte keine Anstalten, hinein zu beißen. Die tiefgrünen Augen richteten sich auf das Gesicht der jungen Frau ihm gegenüber und ein sachtes Lächeln huschte über seine Lippen. „Musst du nicht.“, erwiderte er kurzerhand. „Ich bin zäher, als du ahnst und nicht so leicht umzubringen, das kannst du mir glauben.“ Er hatte eine Lungenentzündung überlebt, Mangelernährung und Seuche im Gefängnis, den Bauchschuss vor ein paar Tagen. Und auch sein Herz hatte ihn noch nicht umgebracht, auch wenn sie davon natürlich nichts wusste. „Was ist das mit deinem Bruder eigentlich… dass er so schnell aufgibt, wenn du dich nur ein bisschen wehrst…?“

Shanaya drehte das Stück Gemüse in ihrer Hand etwas hin und her, eine Bewegung, mit der sie ihre aufgewühlten Gedanken etwas beruhigen wollte. Auch ihr Gegenüber schien noch nicht im Sinn zu haben, etwas zu essen, was die junge Frau ein wenig nervös machte. Was lagen ihm noch für Fragen auf der Zunge? Was ging ihm durch den Kopf, was auf Antworten wartete? Als er auf ihre Worte reagierte, blickte sie ihn ein wenig von unten her an, ihr Lächeln hatte einen müden Ausdruck. Sie wusste Nichts darauf zu erwidern. Vielleicht, weil sie sich dann im Kreis gedreht hätten, ohne zu einer Lösung zu kommen. So einfach war sie nicht von diesem Gedanken abzubringen. Nicht, wenn der Einsatz so hoch war. Seine Frage war leichter zu beantworten, also holte sie noch einmal Luft. „Er denkt sich, dass er genug Zeit hat, das sich Nichts ändern wird. Also lässt er sich bei allem Zeit, versucht mich lieber mit kleinen Besuchen in den Wahnsinn zu treiben, als das alles schnell durch zu ziehen.“ Sie schluckte trocken. „Das ist seine Art von Folter.“

Lucien sah durchaus, wenn seine Worte auf Granit stießen. Der sanfte Blick, mit dem er sie daraufhin bedachte, verriet, dass er wusste, was in ihr vorging. Ausnahmsweise jedoch verhielt er sich umsichtig genug, um nicht weiter darin herum zu stochern. Worte waren so eine Sache. Sie brachten oft nichts. Deshalb maß er Menschen auch grundsätzlich nur an ihren Taten. Das und nichts anderes würde Shanaya vielleicht irgendwann von dem Glauben abbringen, gegen die schlimmsten Dinge in ihrer Welt ganz und gar allein kämpfen zu müssen. Wortlos biss er in sein Kohlrabistück, beobachtete dabei, wie sie Luft holte und sich seiner zweiten Frage widmete. Die ihm ein Runzeln der zuvor aufmerksam geglätteten Stirn entlockte. Er kaute, schluckte, und neigte im Anschluss den Kopf leicht. „Was genau glaubt er, ändert sich nicht? Dass du allein da stehst?“

Shanaya erwiderte den Blick des Dunkelhaarigen und war froh darüber, dass er diese Sache ruhen ließ. Zumindest für den Moment. Sie war ihm unendlich dankbar, ob nun für seine Hilfe bei Mardoc oder an diesem Tag. Aber das änderte Nichts daran, dass sie ihn gewiss nicht für ihren Bruder auf einem Silbertablett präsentieren wollte. Stumm beobachtete sie also wie Lucien sich etwas zu Essen gönnte, sich dann mit skeptischer Miene und einer weiteren Frage an sie richtete. Die junge Frau schüttelte leicht den Kopf. „Dass ich nicht viel gegen ihn ausrichten kann außer ein paar kleiner Schrammen.“ Sie arbeitete daran, aber mit jeder Begegnung mit dem Blonden hing auch ihre Freiheit an einem dünnen Faden. Und weder die noch ihr Leben wollte sie einfach so verspielen.

Seine Züge wandelten sich von skeptisch in verstehend, als sie ihren Satz näher ausführte. Er nickte flüchtig, hing für einen Moment jedoch seinen eigenen Gedanken nach, die er nicht laut aussprach. In die tiefgrünen Augen kehrte die kühle Ernsthaftigkeit zurück, die ihn vor ein paar Minuten noch so beherrscht hatte, doch die aufkeimende Abscheu gegen ihren Bruder half Shanaya selbst nicht weiter, wenn er bei der nächsten Begegnung nicht zufällig neben ihr stand. Er stieß also widerstrebend die Luft aus, drängte das Verlangen danach zurück, Bláyron Árashi für das, was er seiner Schwester antat, den Bauch aufzuschneiden und schüttelte nur leicht den Kopf. „Du solltest ihn erschießen, bevor er dir das nächste Mal auch nur zehn Schritt zu nah kommen kann.“ Seine Stimme glich in diesem Moment mehr einem frustrierten Brummen als einem tatsächlichen Vorschlag.

Shanaya drehte weiter den Kohlrabi in ihrer Hand hin und her, ohne hinzusehen. Ein flaues Gefühl in ihrem Magen sorgte für einen geringen Appetit, wo sie sich sonst den Teller längst auf den Schoß gestellt hatte. Lucien schwieg, Shanaya tat es ihm gleich. Sie wusste in diesem stillen Moment Nichts zu sagen, harrte nur auf, ob eine weitere Folge folgen würde. Was dann kam war jedoch keine Frage, seine Worte ließen sie innerlich jedoch auflachen. Ein zynischer Gedanke schlich sich durch ihren Kopf, es sollte besser niemand im näheren Umkreis stehen. „Ohne eine Pistole? Und mit erstaunlich schlechten Wurffähigkeiten?“ Ein sachtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, auch wenn es ein wenig schräg wirkte. Den Blick hielt sie auf seine grünen Augen gerichtet.

Fast im gleichen Moment, in dem Shanaya antwortet, fiel dem Dunkelhaarigen etwas ein. Er hob den Blick, begegnete dem ihren und ein geradezu verschmitztes Lächeln huschte über seine Mundwinkel. „Stimmt.“, stellte er fest, als wolle er bestätigen, dass dieses Unterfangen aussichtslos sein würde. Dabei ging es im um etwas ganz anderes. Er lehnte sich zur Seite, stellte dabei die noch verschlossene Flasche auf den Boden neben dem Bett und griff sich, noch während er sich wieder aufrichtete, in den Rücken. Genauer an seinen Gürtel, an dem eben das befestigt war, weswegen er sich überhaupt erst auf die Suche nach ihr gemacht hatte. Der Zustand, in dem er Shanaya vorfand, hatte es ihn nur völlig vergessen lassen. Er zog eine Pistole hervor, beinahe gänzlich schwarz. Nur der Eisenlauf und das schlichte florale Muster über dem Abzug waren silbern. „Ich schulde dir noch eine.“, erklärte er sich, drehte die Waffe mit leichtem Schwung so, dass sie auf seiner flachen Hand ruhte und reichte sie der jungen Frau.

Shanaya wog den Kopf ein wenig zur Seite, als Lucien ihren Worten zustimmte. Auf welchen Teil er einging war ihr nicht ganz ergründlich, immerhin konnte er beides meinen. Es hatte noch niemand aus dieser Crew mit einer Pistole in der Hand gesehen, aus einem guten Grund. Dann lehnte der Dunkelhaarige sich zur Seite, stellte die Flasche ab und seine Hand verschwand kurzzeitig hinter seinem Rücken. Die Schwarzhaarige blinzelte, als sie wieder zum Vorschein kam und etwas in der Hand hielt, womit sie nicht gerechnet hatte. Eine schwarze Pistole. Zuerst wusste sie nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Wollte er... Seine Worte brachten Licht in diese kurze Verwirrung, woraufhin sie leise auflachte und sich Nichts von dem Zwiespalt anmerken ließ, der in diesem Augenblick in ihr aufkeimte. Er hatte etwas vergessen, was sie aus ihren Gedanken verbannt hatte. Zumindest diese Überraschung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Sie griff nach der Waffe, betrachtete sie von allen Seiten, ehe sie blauen Augen wieder auf seine legten, ein warmer Ausdruck lag darin. „Du hast es nicht vergessen.“

Shanayas Verblüffung ließ das Lächeln auf seinen Lippen zu einem Ausdruck tiefster, fast ein bisschen jungenhafter Zufriedenheit werden. Ihr die Pistole zu schenken, war eigentlich nicht als besondere Überraschung gedacht. Doch angesichts dessen, was hinter ihr lag, erschien ihm die Gelegenheit passender, als er gedacht hätte. Zumindest wirkte sie… glücklicher, als gerade eben noch. In die tiefgrünen Augen schlich sich geradezu zärtliche Belustigung. „Natürlich nicht. Ich musste nur erst mal eine finden, die zu dir passt. Die hier hab ich nach unserem Treffen vorhin bei einem Pfandleiher gekauft… Eigentlich war sie als Scherz gedacht.“ Er hob eine Hand, fuhr sich in einer erstaunlich verlegenen Geste mit gespreizten Fingern durch die dunklen Haare. „Aber jetzt beruhigt es mich eher, dass du sie zu deinem Schutz bei dir hast.“ Er ließ den Arm sinken, richtete den Blick wieder direkt auf ihre hellblauen Augen. „Übrigens sollst du sie nicht werfen. Sondern damit schießen.“

Shanaya hatte das Stück Kohlrabi auf ihre Hose fallen lassen, um die Waffe mit beiden Händen zu halten, während ihre Augen jeden Zentimeter genau betrachteten. Sie gefiel ihr, auch wenn sie... so schnell vermutlich nicht benutzt werden würde. Erst als Lucien wieder sprach, hob die junge Frau den Blick, musterte ihn, während ihr Ausdruck noch ein wenig sanfter wurde. Dankbarkeit lag auf ihrem Gesicht. Nun hob er die Hand, strich sich durch die Haare und Shanaya blinzelte einen Moment lang. Bis er weiter sprach und ihr Lächeln damit ein wenig breiter werden ließ. Ihr Herz klopfte einige Takte schneller, sandte Wärme durch ihren Körper. Sie wollte etwas erwidern, warf ihm dann aber nur einen vorwurfsvollen Blick zu. „Damit bezweckt man wohl mehr, vielen Dank für diesen Hinweis.“ Die kleinen Schatten schlichen sich langsam aus ihrem Blick, verjagt von dem sanften Klopfen in ihrer Brust.

Wahrscheinlich war das in einem Moment wie diesem alles andere als angebracht, doch bei ihren Worten musste Lucien sich energisch ein Lachen verkneifen. Sanfter Schalk trat in seine Augen, als er ihren vorwurfsvollen Blick erwiderte. „Ich dachte, eine kleine Erinnerung kann ja nicht schaden.“ Amüsiert sah er sie noch einen Moment an und schob sich dann das Stück Kohlrabi zur Gänze in den Mund. Kauend schüttelte er den Kopf. Flüchtiges Gealber hin oder her. Er vergaß darüber hinaus nicht, was eigentlich der Grund war, weshalb sie nun in einer schäbigen Kaschemme saßen und er sie am liebsten schwer bewaffnet sah. Als er den Bissen schließlich hinunter schluckte, waren seine Gedanken wieder zu Bláyron zurückgekehrt. Und zu dem, was Shanaya ihm über ihren Bruder erzählt hatte. „Was meinst du? Weiß er inzwischen von der Sphinx? Dein Bruder, mein ich.“

Shanaya wog den Kopf mit einem Schnauben leicht zur Seite, überlegte einen Moment, die Pistole einfach nach dem Dunkelhaarigen zu werfen. Aber da das Verlangen nach Nähe in diesem Moment viel deutlicher als zuvor zu spüren war, riss sie sich schon zusammen, um auf ihrem Platz sitzen zu bleiben. Zumindest einige schnelle Herzschläge, bis sie die Waffe doch etwas fester umklammerte, sie zur Seite legen wollte, um sich Lucien doch zu nähern. Bis die nächsten Worte über seine Lippen kamen und dieses aufflammende Verlangen unterdrückten. Nicht ganz, aber so, dass sie sich wieder, mehr oder weniger, entspannte und als Antwort mit den Schultern zuckte. „Ich weiß es nicht. Vielleicht hatte Mardoc bei sich, den er irgendwo plaziert hat, um mich zu beobachten.“ Ihr blick traf den des Dunkelhaarigen, ehe sie die Beine vom Bett schob, sich zu der Flasche beugte, nach ihr griff und mit der selben Bewegung aufstand. In einer Hand die Waffe, in der anderen die Flasche wandte sie Lucien den Rücken zu, betrachtete kurz die Wunde auf ihrer Hand. Das Blut war längst geronnen, trotzdem nutzte sie sie nun als Vorwand um aufzustehen. Sie trat an den Tisch, legte die Pistole neben ihre Tasche, kramte darin nach einem Tuch, ehe sie die Flasche öffnete und sich dann wieder zu ihrem Captain herum wandte, sich rücklings gegen den Tisch lehnte und das Tuch mit etwas Alkohol tränkte. Schließlich stellte sie die Flasche auf den Tisch und begann vorsichtig das getrocknete Blut um die Wunde herum weg zu wischen. „Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn sie genau wissen, wo ich mich aufhalte...“

Lucien reagierte wenig überrascht, als die Schwarzhaarige sich erhob. Was für einen Augenblick in ihr vorgegangen war, hatte er nicht bemerkt, auch nicht ihre Anstalten, sich vorzubeugen, die seine Worte daraufhin je unterbunden hatten. Sein Blick begegnete erst in dem Moment dem ihren, als sie bereits mit den Schultern zuckte und schließlich vom Bett rutschte. Aufmerksam beobachtete er die junge Frau, blieb jedoch selbst auf dem Bett sitzen und drehte sich lediglich ganz und gar ihr zu. Nur sein Bein blieb angewinkelt auf der Matratze liegen. „Hm.“, erwiderte er schlicht. Einerseits zustimmend, andererseits nachdenklich. „Jetzt auf jeden Fall. Aber sie können schlecht wissen, wohin wir als nächstes unterwegs sind – solange dein Bruder nicht zufällig einen Spion auf der Sphinx hat.“ Mit einer deutlichen Spur Verärgerung fügte er an: „Oder Trevor es versehentlich ausplappert.“ Wieder hob er den Blick, richtete ihn auf Shanaya. „Woher sollte dein Bruder also erfahren, auf welcher Insel du als nächstes auftauchst?“

Shanaya ließ den Blick einen Moment zu Lucien wandern, ehe sich die blauen Augen wieder auf ihre Hand richteten, nach übrigen Blutflecken suchte, die sie weg wischte. Luciens Überlegung ließ die junge Frau leise seufzen. „Auch das traue ich ihm zu.“ Im Kopf ging sie die Crewmitglieder durch, jeden einzelnen, bis sie ihre Überlegung mit einem leisen Seufzen beendete. Die Verärgerung in der Stimme ihres Captains ließ sie beinahe leise auflachen, sie unterdrückte es aber und erwiderte ruhig seinen Blick. „Ich hoffe es...“ Sicher war sie sich dennoch nicht. Bláyron würde nicht aufgeben, dessen war sie sich sicher. Noch einmal wischte sie über ihre Hand, ehe sie den Lappen hinter sich auf den Tisch sinken ließ und den Blick unschlüssig wieder auf die grünen Augen des Mannes richtete.

Lucien nickte leicht, als sie ihrem Bruder solch einen Plan ohne lange zu zögern zusprach. Möglich war es. Lucien kannte keinen aus der Crew wirklich, ihre Geschichten interessierten ihn nicht. Zumindest hatten sie ihn bisher nie sonderlich interessiert. Jetzt schien er das zum ersten Mal wirklich zu hinterfragen und kam zu dem Schluss, dass er nur für zwei Menschen auf der Sphinx die Hand ins Feuer legen würde. Jeder andere konnte gut und gerne ein Spion sein. „Wir werden es merken, wenn dein Bruder in jedem Hafen, den wir ansteuern, schon auf dich lauert. Du musst mir davon erzählen, solltest du ihm wieder begegnen, hörst du?“ Er sah die junge Frau direkt an und sein Blick ließ unmissverständlich klar werden, wie ernst ihm das war. Einen Verräter in der Mannschaft duldete er nicht. Doch fast sofort wurden seine Züge wieder sanfter. „Wir brechen in zwei Tagen wieder auf. Sind wir erst einmal auf See, kommt er eine Weile nicht mehr an dich ran.“

Shanaya wusste mit ihren Händen im ersten Moment Nichts anzufangen, legte sie also nur an die Kante des Tisches, während ihr Blick wie schon so oft, zum Fenster glitt. Es wurde nicht sauberer und draußen war es auch nicht heller. Erst mit Luciens Worten wandte die junge Frau sich ihm wieder zu, konnte das sanfte Lächeln auf seine Worte hin nicht unterdrücken. Sie nickte dennoch mit einem ruhigen Ernst auf den Zügen. Es wäre ihr lieber, wenn sie das umgehen konnte, aber... Lucien hatte ihre Reaktion gesehen, er würde das nächste Mal einfach seine Schlüsse ziehen können. Und wieder war da diese kleine Glut des Verlangens, das mehr und mehr in ihr loderte. Auch auf seine nächsten Worte hin erwiderte sie Nichts, blickte ihn nur aus blauen Augen an und seufzte schließlich mit einem tiefen Atemzug auf. Noch zwei Herzschläge vergingen, ehe sie sich vom Tisch abstieß und mit ruhigen Schritten wieder in Richtung Bett bewegte. Sie verdankte dem Dunkelhaarigen so viel, auch wenn er an diesem Abend so viel aus ihr heraus gelockt hatte. Sie ließ sich jedoch nicht einfach wieder aufs Bett sinken, sie trat vor ihn, begab sich mit ruhigen Bewegungen auf seinen Schoß, sodas sie ihm zugewandt saß, ein Bein jeweils links und rechts von ihm. Lange blieb sie nicht so, rutscht so nah es ging an seinen Körper heran, lehnte sich gegen ihn und legte sanft die Arme um seinen Körper, dabei die Augen schließend. Noch immer drang kein Laut über ihre Lippen, nur ihr Herz schlug wieder schneller, sodass sie sich irgendwie darauf konzentrierte, es zu beruhigen. Ohne Erfolg.

Lucien war dankbar, dass Shanaya nickte, ohne ihm zu widersprechen. Zwar zweifelte er nicht, dass er ihr so, wie er sie vorgefunden hatte, in Zukunft würde ansehen können, wenn sie ihrem Bruder begegnet war. Aber es war ihm doch deutlich lieber, wenn sie damit von selbst zu ihm kam. Schon, weil sie dann vielleicht irgendwann begriff, dass sie nicht allein kämpfte. Doch dass die Schwarzhaarige schließlich überhaupt nichts mehr sagte, irritierte den jungen Captain nach ein paar Herzschlägen sichtlich. Sie sah ihn an, hielt seinen Blick für einen Moment fest, bevor sie sich wieder vom Tisch abstieß und zurück zum Bett kam. Allerdings nicht, um sich wieder auf ihren Platz neben ihm zu setzen, wie er zuerst angenommen hatte. Stattdessen hielt sie unmittelbar vor ihm inne, sodass er zu ihr aufsehen musste, und erst, als sie die Hände auf seine Schultern legte, begriff er, was sie vor hatte. Eher instinktiv ließ er das Bein vom Bett rutschen und dann kniete sie auch schon über ihm, schmiegte sich an seinen Körper, bevor er hätte protestieren können. Und ehrlich gesagt war das auch das letzte, was ihm dazu in den Sinn kam. Leise stieß er die Luft aus, schluckte damit die Fragen, die Gedanken an ihren Bruder, legte beide Arme um ihren schlanken Körper und zog sie ein wenig näher zu sich. Er konnte auch später noch fragen. Den Blick zu ihr erhoben schlich sich ein sanft amüsiertes Lächeln auf seine Lippen. „Gern geschehen.“, meinte er leise – als hätte sie gerade irgendetwas gesagt.

Es war so ein wirres Durcheinander in Shanayas Kopf, dass sie nicht unbedingt wahrnahm, wo sie genau war, bis Lucien die Arme um sie legte, sie näher zu sich zog. Sie spürte jeden Herzschlag, in jeder Faser ihres Körpers. Sie war froh darüber, dass in diesem Moment keine weitere Frage seine Lippen verließ. Sie wollte Abstand davon, nicht weiter an diese Visage denken, die ihr schon in so vielen Träumen erschienen war. Ein weiterer Grund, wieso sie sich nun so an den Dunkelhaarigen schmiegte. Sie hatte darauf gesetzt, dass er damit verstummte, zumindest was dieses Thema anging. Es hatte geholfen und Shanaya öffnete die blauen Augen, als Lucien Worte aussprach, die sie leise auflachen ließen. Ein weiterer Grund, wieso sie ihm so nahe gekommen war... Jetzt zog sie eine Hand zurück, strich sachte über seinen Nacken, bis ihre Finger durch seine Haare glitten. „Ich... schulde dir jetzt erst Recht ein viel ausgiebigeres Danke.“ Ihre Stimme wurde leise, beinahe lockend, womit ihr Lächeln noch ein wenig sanfter wurde, wärmer. „Ohne irgendwelche Grenzen.“

Ihr leises Lachen ging ihm förmlich unter die Haut. Ja, in aller gebotenen Dreistigkeit ging er kurzerhand davon aus, dass sie ihm so nahe kam, um sich zu bedanken, doch in ihrem Lachen lag ein Unterton, der über Dankbarkeit weit hinaus ging. Und sie war ihm mehr als nur nahe. Als ihre Hand über seinen Nacken strich, zuckte er vor der Berührung nicht zurück. Stattdessen rann ihm ein Schauer über den Körper, weckte einen Herzschlag später düsteres Verlangen in ihm. Die Augen, die er für einen Sekundenbruchteil nur geschlossen hatte, schlug er jetzt wieder auf, begegnete wieder ihrem Blick, wissend, wie nah ihre Lippen für einen Kuss waren. Doch seine Hände blieben lediglich an ihrer Taille ruhen und statt sie einfach zu küssen, zögerte er, forschte in ihren Augen nach einer Form von Sicherheit. „Bist du dir da ganz sicher? Gerade jetzt?“ Gerade nachdem sie beinahe vergewaltigt worden war?

Shanaya suchte in der Nähe des Mannes in diesem Moment so viel. Etwas von dem Schutz, den er ihr zu sagte. Wärme, um die Kälte der Erlebten verdrängen zu können. Und aus eben diesem Grund auch eine Ablenkung, die es ihr leichter mache. Ein wenig Abstand würde es leichter machen, ihm weitere Fragen zu beantworten. Und auch wenn Lucien nichts weiter tat, half ihr schon dieser kleine Moment, von einem Chaos in ihrem Kopf zum nächsten zu wechseln. Die junge Frau versuchte einfach über Nichts weiter nachzudenken, sich einfach dem Moment hin zu geben. Dem Takt zu folgen, den ihr Körper vorgab. Sie erwiderte den Blick des Dunkelhaarigen, ohne dass das Lächeln von ihren Lippen schwand. Ihre Hand wanderte weiter, strich über seine Wange und ruhte schließlich auf seinen Lippen. „Wenn du nicht willst...“ Ihr Blick blieb eindeutig, sie wich jedoch nicht zurück.

Wieder sandte die Berührung ihrer Hand einen Schauer über seinen Körper. Dieses Mal einen deutlich angenehmeren und während der eine beinahe Wut in ihm ausgelöst hatte, die er ohne jeden Skrupel beim Sex mit irgendeiner beliebigen Frau hätte ausleben können, machte ihn der zweite doch wieder sanfter, als erinnere er ihn daran, dass Shanaya noch nicht einmal ihre Unschuld verloren hatte. Auch wenn ihm der Gedanke nicht wirklich bewusst kam. Ohnehin kamen ihm in dem Moment, in dem ihre Finger auf seinen Lippen ruhten, nur noch wenige Gedanken. Statt zu antworten flammte nur ein herausforderndes Glühen in den tiefgrünen Augen auf, mit dem er schlicht die Hand von ihrer Taille hob, sie an ihre Wange legte und sie mit sanften Druck zu sich hinunter in einen Kuss zog.

Shanaya fragte sich keinen Moment lang, ob sie hier einen Fehler beging, ob sie sich nicht doch lieber zurück ziehen sollte. Das Verlangen nach Schutz, nach Nähe, war viel zu deutlich, um solche Gedanken zu zulassen. Seine Nähe, seine Berührung hatten sie schon oft genug von dem um sie herum abgelenkt, also auch sicher in diesem Moment. Sie verlor keinen Gedanken mehr an Bláyron, genoss nur den heißen Schauer, der von seiner Berührung an ihrer Wange ausging, mit der sie sich ohne Widerstand zu ihm ziehen ließ, die Augen schloss und den Kuss erwiderte. Mit einem Mal fiel jegliche Anspannung von ihm ab, während ihre Hand zurück zu seinen Haaren glitt, ihre Finger sanft hindurch gleiten ließ, während ihr zuvor zögerlicher Kuss verlangender wurde. Frei von allem konnte sie sich ganz auf den Mann konzentrieren, auf seine Nähe, die trotz allem ihren ganzen Körper verwirrte.

Irgendwo am Rande seines Bewusstseins war Lucien klar, dass sie ihn wahrscheinlich nur benutzte, um sich abzulenken. Um die Hände eines anderen von ihrem Körper zu vertreiben und dessen Gesicht aus ihrem Geist zu verbannen. Um die Kontrolle darüber zurück zu bekommen, wer sie auf diese Art und Weise berührte. Nicht anders, als er es mit zahllosen anderen Frauen getan hatte und jetzt auch mit ihr tat. Um zu vergessen. Es störte ihn nicht, im Gegenteil. Wenn es das war, was sie wollte, das, was sie brauchte, dann sollte sie es sich einfach nehmen. Ihre Hand in seinem Haar trieb seinen Puls in die Höhe, Hitze sickerte durch seine Adern, als ihr Kuss verlangender wurde und er sich ihr widerspruchslos anpasste. Und da er nicht auf die Idee kam, sie könnte sich wie angestochen von ihm los reißen, ließ er die Hand von ihrer Wange sinken, schob stattdessen beide unter den Saum des viel zu großen Hemdes, den er ungeduldig zusammen raffte und nach oben schob, um es ihr auszuziehen.

Shanaya ignorierte dieses sanfte, warme Gefühl, das sich in ihrem Inneren ausbreitete. Es war ganz einfach die Nähe des Mannes, seine Berührung, der Kuss. All das erfüllte sie mit diesem zarten Gefühl, das sich mit dem aufglühenden Verlangen vermischte, dafür sorgte, dass sie nicht aufhören würde. Sie wollte so viel mehr als diese Ablenkung. Etwas, was sie sich nicht eingestand, vor allem nicht in solch einem Moment, in dem Luciens Hände unter ihre Kleidung glitten, das Hemd anhoben. Das Kribbeln, welches sich langsam in ihr ausbreitete überging sie ebenso, ließ sich dafür das Hemd von ihm ausziehen, sodass ihr Körper nur noch von dem zerrisenem Stoff ihrer Bluse bedeckt wurde. Aber statt darauf zu achten, ließ sie nun selbst die Hände sinken, strich sachte über seine Brust, bis sie es ihm gleich tat, ihn mit sanften Berührungen von dem Stoff befreien wollte.
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RE: This mark you’ve made on me can’t be erased - von Shanaya Árashi - 10.04.2020, 17:50

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