06.04.2020, 21:25
Auf Luciens Lächeln, was ihr das alles noch einmal leichter machte und seine Worte hin wog Shanaya den Kopf vielsagend zur Seite, musterte den Dunkelhaarigen nur von oben bis unten. Auch wenn sie noch wachsen würde... allein das war doch schon ein guter Grund, nicht größer als er zu werden. Genau das lag in ihrem blauen Blick, der auf seinem Gesicht ruhte.
Schließlich zupfte sie noch ein wenig an dem Hemd herum, als wolle sie es noch zurecht rücken. Aber es fiel immer wieder in seine alte Form zurück, was die junge Frau schließlich nur leise seufzen ließ. Langsam kehrte eine lockere Einstellung zurück, auch wenn es noch dauern würde, bis sie diese Begegnung verdaut hatte. Auch wenn sie nicht glaubte, dass Bláyron sich bis zu ihrer nächsten viel Zeit lassen würde. Er sah sie nach wie vor als seinen Eigentum. Sein Besitz, den ihm niemand streitig machen würde. Egal, wen er dafür aus dem Weg räumen musste. Shanayas Hände ballten sich bei diesem Gedanken zu festen Fäusten, ihr Körper bebte noch einmal, als eine Hand in ihrem Blickfeld auftauchte. Zuerst blinzelte sie sie verwirrt an, hob dann den hellen Blick zu Lucien. Einen Augenblick hielt sie die Luft an, ehe sie die Gedanken an ihren Bruder zur Seite schob, beinahe vorsichtig nach Luciens Hand griff und damit spürte, wie die Erinnerung an die letzten Stunden einfach verdrängt wurde. Ihr Herz schlug einige Takte schneller, was sie mit einem leisen Auflachen auf die Worte ihres Captains hin zu verdrängen versuchte.
„Willst du sagen, das steht mir etwa nicht?“
Sie warf dem Mann erneut einen deutlichen Blick zu, drückte aber locker seine Hand und ließ sich ohne Widerstand von ihm mitziehen. Sie folgte ihm, ihr Blick richtete sich jedoch, wenn überhaupt, nur einen Herzschlag zu ihm. Noch immer erwartete sie die Visage ihres Bruders um die nächste Ecke zu erkennen, aber nach wie vor blieb es still. Erleichterung durchströmte sie schließlich, als sie die Spelunke betraten und all die Eindrücke ihre Sinne noch ein wenig mehr benebelten. Sie hatte kein Problem mit solchen Orten, schon als kleines Mädchen hatte sie sich oft in genau solchen Gebäuden versteckt. Niemand hätte sie dort erwartet. Aber auch, wenn es sie erleichterte, von der Straße weg zu sein, ihre Anspannung blieb. Die blauen Augen suchten höchst aufmerksam den Raum ab, erkannten jedoch kein bekanntes Gesicht. Weder Bláyron noch jemand aus seiner Crew. Nur... sie kannte nicht jeden von ihnen. Wenn sie sich jetzt an einen der Tische setzten... Noch einmal drückte sie die Hand des Dunkelhaarigen, die sie noch nicht losgelassen hatte. Wieder hob sie den Blick zu seinen Grünen Augen, Unbehagen lag in ihren eigenen.
„Gern, nur... nicht hier. Lieber...“
Sie hätten hier wie auf einem Präsentierteller gesessen. Noch einmal ließ sie den Blick schweifen, er wanderte eine Treppe hinauf, im oberen Stockwerk waren einige Zimmer. Ihr war ein Raum lieber, den sie abschließen konnte. Vielleicht würde sie dort zur Ruhe kommen. Hoffentlich. Noch einmal huschte ihr Blick durch die Menge, ehe sie ihn mit fragendem Ausdruck wieder zu Lucien herum wandte. Sie glaubte, Blicke auf sich zu spüren, die ihr ein heißes Kribbeln durch den Körper jagten.
„Ich glaube, da oben ist es sicherer.“
Hunger hatte sie trotz allem, und so wie sie Lucien einschätzte, brannten ihm Fragen auf der Zunge, die sie ihm gewiss nicht hier in diesem Gemenge beantworten würde.