05.04.2020, 20:35
Shanaya ließ den Weg vollkommen von Lucien bestimmen, auch wenn sie glaubte zu wissen, welche Taverne er meinte. Die, in der dieser komische Vogel hausen sollte. Diesem Typen galt jedoch nur ein kurzer Gedanke, sie bemerkte nicht einmal wie der Blick des Dunkelhaarigen nach oben glitt. Auch das Ziel seiner Aufmerksamkeit blieb ihr verborgen. Lediglich die nähe kommende Kurve beäugte sie aufmerksam. Erst bei seiner Antwort wandte sie den Blick leicht zur Seite um ihn anzusehen, sein sachtes Lächeln zu erkennen.
„In diesem Fall wäre mir das auch deutlich lieber...“
Auch wenn sie keinen Moment daran glaubte, dass Bláyron sie töten würde. Ihr wehtun, sie bewusstlos prügeln, auf sie einschlagen, wenn sie schon am Boden lag, ja. Aber er brauchte sein liebstes Spielzeug, um immer wieder zu versuchen, sie zu unterjochen. Und irgendwann damit Erfolg zu haben, zumindest, wenn es nach ihm ging.
Als er sie los ließ und sie mit ruhigen Worten zum warten anhielt, wäre ihre erster Reflex beinahe ein Schritt hinter ihm her gewesen. Aber sie blieb wo sie war, hielt nur weiter fest die Bluse zu. Ihr Kopf wog sich jedoch etwas zur Seite, als der Mann seinen Degen zog und ihn über den Kopf streckte. Dieser Anblick lockte ihr, trotz ihrer Situation, ein sachtes Lächeln auf die Lippen. So hatte sie ihn schon einmal gesehen, als er ihr die Sternfrucht vom Baum geholt hatte, für die sie einen Hauch zu klein gewesen war. Mit diesem Gedanken schloss Shanaya die blauen Augen, öffnete sie aber sofort wieder, als sie ein Rascheln hörte, das sie nicht zuordnen konnte. Einen Moment verwirrt blinzelte die Schwarzhaarige, bis ihr Blick zu Lucien glitt, der nach einem der Stoffstücke griff und zu ihr zurück kam. Jetzt konnte sie ein hauchzartes Lachen nicht unterdrücken, rieb sich noch einmal mit dem Ärmel ihrer Bluse über die Augen, die sich von den Tränen noch immer schwer anfühlten.
„Und es wird zur Gewohnheit, dass du mir irgendwas besorgst, wo ich nicht ran komme.“ Jetzt wurde auch ihr Lächeln ein wenig wärmer, sanfter. „Danke.“
Damit faltete sie das Hemd etwas auseinander, zog es sich im selben Moment über den Kopf und schlüpfte hinein. Als ihr Koipf und beide Arme wieder heraus kamen, glitt ihr Blick kurz an sich selbst herunter. Es war deutlich zu groß, hatte eher etwas von einem Kleid – aber es war definitiv besser als zuvor. Und so ruhte ihr heller Blick noch einen Moment mit einem Lächeln auf Luciens Gesicht.