05.04.2020, 16:38
Shanaya rechnete einige Momente damit, dass Lucien eine weitere Frage stellen würde, während ihr selbst unaufhörlich die Frage durch den Kopf ging, was er in diesem Moment dachte. Sie erwiderte den Blick aus seinen grünen Augen, nicht jedoch sein Lächeln, während ihre Finger sich ein wenig fester um den Stoff ihrer Bluse schlossen. Sie konnte diesen Ausdruck auf seinem Gesicht in diesem Moment nicht deuten, wusste nicht, ob es ihrer Aufmunterung galt oder sonst etwas. Ihren Herzschlag trieb es dennoch ein wenig schneller voran, bis seine Worte sie eine leicht skeptische Miene aufsetzen ließ. Sie glaubte nicht, dass es etwas gebracht hätte, wäre sie mit ihren Worten deutlicher geworden. Lucien war jemand, der tat, wonach ihm war – nicht was andere ihm vorgaben. Ansonsten wäre er schon nach den ersten Momenten in ihrer Nähe gegangen.
Kurz überlegte die junge Frau, ob sie noch einmal etwas nachwerfen sollte, entschied sich jedoch mit einem lautlosen Seufzen dagegen. Er würde nicht gehen und sie allein hier zurück lassen. Das hatte er mehr als deutlich gemacht, egal, wie sehr Shanaya sich dagegen sträubte. Sie nickte also nur ergeben, hielt dann für wenige Herzschläge die Luft an, als Lucien ihr erneut eine dunkle Strähne aus dem Gesicht strich. Erst jetzt deuteten ihre Lippen ein zartes, kaum merkliches Lächeln an. Es misfsiel ihr noch immer, dass er sie nicht einfach hier ließ – aber irgendwie musste sie das Beste daraus machen. Und vielleicht war es besser, wenn sie sich zu dieser Taverne begaben... Seine erneute Nähe lockte ein zartes Gefühl von Sicherheit aus ihrem Inneren, machte es ihr irgendwie ein wenig leichter. Aber so sehr sie diese Nähe auch genoss, so sehr wollte sie auch weg von diesem Ort. Sie folgte Lucien also ohne Widerstand, wich nicht von seiner Seite. Nur ihr Blick blieb aufmerksam auf die Umgebung gerichtet. Sie erwartete beinahe Bláyrons Gesicht zu erkennen, diese hämische Visage, die ihr verriet, dass er ein neues Ziel gefunden hatte. Aber noch erkannte sie Nichts.
„Es wird zur Gewohnheit, dass wir die Nacht irgendwo zusammen verbringen.“
Der blaue Blick richtete sich nicht auf Lucien, sie sprach diese Worte fast beiläufig aus. Das war Nichts schlechtes, und doch schien sie nur etwas zu sagen, damit diese Last, die durch ihre eigene Stille auf ihr lastete, gemindert wurde.