05.04.2020, 09:38
In den Momenten, in denen weder sie noch Lucien etwas sagten, lauschte Shanaya unentwegt auf die Umgebung. All ihre Sinne blieben aufmerksam, um nicht zu verpassen, sollte Bláyron tatsächlich zurück kommen. Aber es blieb weiterhin ruhig, in der Ferne hörte man nur das ferne Rauschen des Meeres. Und leises Stimmgewirr, Lachen, das an den Wänden widerhallte. Aber man ließ sie in Ruhe, niemand kam zu ihnen. Allmählich beruhigte sich ihr Körper dadurch etwas, auch wenn die Anspannung noch längst nicht vollkommen verschwunden war. Daran änderte auch die sanfte Berührung des Mannes nichts, auch wenn sie Wärme durch ihren Körper sandte. Als Luciens Körper selbst sich dann anspannte, fürchtete Shanaya im ersten Moment, jemand wäre doch zu ihnen gekommen, kam auf sie zu und erst mit seiner Frage fiel dieser Gedanke wieder von ihr ab. Seine Stimme klang... ungläubig und bevor sie reagieren konnte, lehnte der Dunkelhaarige sich ein Stück zurück. Shanaya öffnete die blauen Augen wieder, blickte Lucien direkt ins Gesicht und brachte doch nicht mehr als ein vorsichtiges Nicken hervor. Ihr lag ein leises 'Das war nicht das erste Mal' auf den Lippen, sie gab jedoch keinen Ton von sich. Er war nicht umsonst der Mensch, den sie mehr als jeden anderen hasste. Aus tiefstem Herzen. Genau das war einer der unzähligen Gründe. Sie hätte Lucien weitere Fragen beantwortet... er verdiente es in ihren Augen. Nur nicht hier, nicht jetzt. Wenn sie ihn, nach der Begegnung mit Mardoc, richtig einschätzte, würden Fragen kommen. Bisher hatte sie bewusst verschwiegen, was genau Bláyron alles getan hatte... vielleicht würde sie ihm davon jetzt etwas offenbaren.
Als er sie dann aufforderte, lockerte Shanaya einen Arm, den sie noch um seinen Körper gelegt hatte, wischte sich damit über die von den Tränen geröteten Augen. Sie wollte hier weg und eigentlich nur zurück zur Sphinx. Aber... vielleicht war das keine gute Idee. Vielleicht... mit Luciens nächsten Worten nickte die junge Frau erneut, erhob sich schließlich mit seiner Hilfe, um auf zitternden Beinen stehen zu bleiben, sich mit einer Hand in den Ärmel des Dunkelhaarigen krallte. Die Bluse, die nur noch einen Teil ihres Körper bedeckte und deren aufgerissener Saum sachte über ihre Haut strich, nahm ihr einen Moment die Luft, ließ ihren Körper noch einmal vor Wut zittern. Sie kniff die Augen zusammen, einen Moment danach war ihr, wütend auf die Steinwand neben sich einzuschlagen. Es brauchte einige, tiefe Atemzüge, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte.
„Ich sollte nicht sofort zurück zur Sphinx... er würde mir sicher folgen...“
Ihre Stimme blieb leise, zittrig. Und ihr Blick, der nur kurz den des Dunkelhaarigen streifte, richtete sich auf die Gabelung der Straßen, in der Bláyron verschwunden war. Sie würde auch allein gehen, irgendwohin. Sie wollte niemanden in Gefahr bringen, weil Bláyron es auf die abgesehen hatte, die er mit ihr zusammen sah. Niemanden aus der Crew... und vor allem nicht Lucien. Vielleicht wäre es besser, wenn er vorging, den Weg zum Hafen anschlug und sie... vielleicht fand sie irgendeine unbewachte Halle, in der sie den Rest der Nacht verbringen konnte. Ganz vorsichtig hob sie den blauen Blick wieder zu Lucien, während ihre freue Hand irgendwie ihre Bluse zusammen hielt.